Làyla Messner macht kein Geheimnis daraus, wer sie ist. Bereits im ersten Satz der Biografie auf ihrer Homepage erklärt die freischaffende, kanadische Künstlerin, dass ihr Vater der ist, den viele hinter ihrem Nachnamen vermuten: der weltberühmte Bergsteiger.<BR /><BR /><BR />Làyla ist die erste Tochter von Reinhold Messner und seiner damaligen Lebensgefährtin Nena Holguin. Sie kam 1981 in Kathmandu auf die Welt. Da ihr Vater damals häufig auf Expedition war, wuchs sie nach der Trennung der Eltern bei ihrer Mutter in den Rocky Mountains in Kanada auf. Dort lebt Làyla, anders als ihre drei Halbgeschwister Simon, Magdalena und Anna Juditha Messner, noch heute, auch wenn es nicht immer einfach war und ist, wie sie im Gespräch verrät. <BR /><BR /><BR /><b>Frau Messner, Sie haben einen sehr deutschen Nachnamen für eine Kanadierin. Spricht man Sie öfters darauf an?</b><BR />Làyla Messner: Ja, auf jeden Fall. Die Stadt, in der ich lebe, ist sehr eng mit der Geschichte des Bergsteigens verbunden, und man kennt meinen Vater und seine Erfolge. Mein Wohnort liegt in der Nähe des Banff-Nationalparks. Dort findet jedes Jahr das „Banff Mountain Film Festival“ statt, und wir haben viel internationalen Tourismus.<BR /><BR /><b>Wie reagieren die Menschen, wenn Sie sich vorstellen?</b><BR />Vor einiger Zeit war ich in der Kletterhalle und habe meinen Mitgliedsausweis vergessen, also musste ich mich auf eine Liste schreiben. Ich dachte, ich verursache bei den Zuständigen dort gleich zwei Herzinfarkte. Den ersten, als sie meinen Namen lasen, und den zweiten, als sie sahen, was für eine schlechte Klettererin ich bin. (lacht) Scherz beiseite, aber ich bin wirklich eine Anfängerin. Trotzdem versuche ich es, weil ich finde, dass es sehr wertvoll ist, sich selbst herauszufordern. Je schwieriger etwas für mich ist, desto mehr denke ich, dass es mir als Person helfen wird, es zu versuchen.<BR /><BR /><b>Sie sind in Kanada aufgewachsen. Bedauern Sie es, nicht wie Ihre anderen Geschwister bei Ihrem Vater groß geworden zu sein?</b><BR />Ich finde es nicht sinnvoll, auf „Was wäre wenn“-Fragen einzugehen. Ich bin mir sicher, dass alle dachten, bei meiner Mutter aufzuwachsen, sei das Beste für mich. Ich konzentriere mich lieber darauf, dass ich die Person mag, zu der ich herangewachsen bin.<BR /><BR /><b>Welche Rolle spielte Ihr Vater in der Kindheit?</b><BR />Als Kind konnte ich meinen Vater wegen der Entfernung nicht oft sehen. Jetzt, wo ich älter bin, haben wir eine viel stärkere Beziehung, das macht mich sehr glücklich.<BR /><BR /><b>Was ist Ihnen – aus Erzählungen – von den Expeditionen geblieben, bei denen Sie als Baby dabei waren, bevor sich Ihre Eltern trennten?</b><BR />Ich war noch zu jung, aber meine Mutter hatte diese schönen tibetischen Gemälde und erzählte mir die Geschichten der Expeditionen. Als ich älter wurde, las ich auch die Bücher meines Vaters dazu.<BR /><BR /><b>In welchen Situationen war Vater Reinhold Ihnen immer eine Stütze?</b><BR /> Was die meisten Menschen nicht wissen: Ich leide an einer schweren Migräneerkrankung. Viele denken, dass Migräne nur schlimme Kopfschmerzen seien, aber es ist eine neurologische Erkrankung mit vielen Symptomen. Ich habe schon mein ganzes Leben und besonders als Erwachsene mit Migräne zu kämpfen. Mein Vater hat mich immer unterstützt und ermutigt, mit dieser Krankheit zu leben und meine Träume zu verwirklichen. Das bedeutet mir unheimlich viel. Dank seiner Unterstützung konnte ich vier Romane schreiben, von denen einer („Demolition Love“) auf Englisch veröffentlicht wurde. Auch meine Fähigkeiten als abstrakte Malerin konnte ich weiterentwickeln. Eines meiner Bilder ist im Messner Mountain Museum in Firmian ausgestellt, was eine große Ehre ist.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="888821_image" /></div> <BR /><BR /><b>Auch Ihr Vater ist Buchautor und hat unter anderem 2019 das Kinderbuch „Layla – im Reich des Schneekönigs“ verfasst. Ist Ihnen das gewidmet?</b><BR />Ja! Ich liebe dieses Buch. Ich habe ein personalisiertes Exemplar von meinem Vater als Geschenk zugesandt bekommen, es steht in meinem Wohnzimmer. Ich finde mich sehr darin wieder, auch wenn das gezeichnete Mädchen nicht dunkelhaarig ist, sondern blond wie meine Geschwister in Südtirol. Ich stelle mir gerne vor, dass es eine Geschichte über eine andere Realität ist, in der ich mit meinem Vater aufgewachsen bin.<BR /><b><BR />Haben Sie Kontakt zu Ihrer Familie in Südtirol?</b><BR />Ja, natürlich. Ich unterhalte mich gerne mit meinem Vater, seiner Frau Diane und meinen Geschwistern.<BR /><BR /><b>Gibt es regelmäßige Treffen?</b><BR />Ich war im August 2022 für die Hochzeitsfeier meines Vaters in Südtirol. Ich freue mich aber schon sehr auf meinen nächsten Besuch, wenngleich ich noch nicht weiß, wann das sein wird. Südtirol ist ein wunderschönes Land, ich liebe Schloss Juval. Ich verknüpfe damit besondere Jugenderinnerungen. Auch mein Vater war schon öfters in Kanada. Zuletzt 2019, als er beim „Banff Mountain Film Festival“ sprach. Ich durfte Diane zum ersten Mal treffen und sie beide zum Abendessen einladen. Es war ein wunderbarer Besuch.<BR /><BR /><b>War es für Sie verwirrend, dass Diane, die neue Frau Ihres Vaters, nur zwei Jahre älter ist als Sie?</b><BR />Nein, überhaupt nicht. Das Wichtigste für mich ist, dass sie sich lieben und glücklich sind.<BR /><BR /><b>Und wofür schlägt Ihr Herz?</b><BR />Ich bin derzeit kinderloser Single, daher freue ich mich darauf, wieder in einer Beziehung zu sein. Die Migränekrankheit behindert leider etwas mein Leben, aber wenn ich mich gut fühle, genieße ich es am meisten, in den Rocky Mountains zu wandern. Im Herzen bin ich ein Bergmädchen. Ich bin im Gebirge aufgewachsen, und meine beiden Eltern hatten eine tiefe Verbindung zu den Bergen. Ich bin keine Alpinistin oder Outdoor-Klettererin, aber ich liebe das Wandern und einfach nur, in den Bergen zu sein. Hier fühle ich mich am wohlsten, und so bin ich nach meinem Studium in den USA auch zurück in meine Heimatstadt gezogen.<BR /><BR /><b>Ihr Vater hingegen wollte immer in die Welt hinaus. Inwieweit unterscheiden Sie sich von ihm?</b><BR />Der offensichtlichste Unterschied ist, dass ich weder eine Weltklasseathletin noch eine besonders begabte Klettererin bin. (lacht) Aber auch unsere Stärken sind fast gegensätzlich: Ich weine leicht und bin sehr feinsinnig. Mein Vater hingegen ist ohne Sauerstoff auf den Everest und durch die Antarktis. Mit Sanftmut allein würde man nicht soweit kommen. Ich habe darum sehr viel Respekt vor ihm und seiner Leistung. <BR /><BR /><b>Und wo denken Sie: Das habe ich bestimmt von Papa?</b><BR /> Ich bin mental extrem belastbar, was meiner Meinung nach eine genetische Eigenschaft ist, die ich von meinem Vater geerbt habe. Wir sind außerdem beide Schriftsteller, sehr kreativ und leidenschaftlich in der Kunst. <BR /><BR /><b>In den Museen Ihres Vater hängen viele Bergmalereien. Ihre Kunst aber ist eine andere …</b><BR /> Ich male mit Acrylfarben, meist auf größeren Leinwänden. Meine Arbeit ist abstrakt expressionistisch, typischerweise in leuchtenden, fröhlichen Farben, und neigt dazu, geometrische Formen und Pointilismus zu beinhalten. Besucher meiner Ausstellungen sagen mir, dass sie sich durch meine Arbeit glücklich und friedlich fühlen. <BR /><BR /><b>Und was gibt Ihnen die Malerei?</b><BR />Beim Malen geht es für mich darum, die Freude und den Frieden, die in mir sind, auszudrücken und mit anderen zu teilen. Ich liebe es, meiner Intuition und meiner natürlichen Art mit dem Pinsel zu vertrauen.<BR /><BR /><b>In Ihrem Online-Auftritt erwähnen Sie im ersten Satz, wer Ihr Vater ist. Hilft Ihnen seine Bekanntheit beruflich weiter?</b><BR /> Ich bin stolz auf meinen Vater, aber seine Errungenschaften sind seine, nicht meine. Persönlich, wenn ich jemanden treffe, erwähne ich es darum auch nicht. Auf meiner Homepage ist das anders, weil viele Leute suchen, und die häufigste Frage, die mir per E-Mail oder Nachricht gestellt wird, lautet: „Sind Sie die Tochter von Reinhold Messner?“ Ich denke, es ist am höflichsten, den Besuchern meiner Homepage das Auffinden der gesuchten Informationen zu erleichtern. <BR /><BR /><b>Reinhold Messer wird in zwei Jahren 80 Jahre alt. Was wünschen Sie ihm?</b><BR /> Ich wünsche meinem Vater, dass er weiterhin seinen Leidenschaften nachgeht, sich entspannt und dass er sein Leben mit Diane genießt, ohne so hart arbeiten zu müssen.<BR /><BR />