Was heimische Experten davon halten und ob sie sich ein solches Konzept auch in Südtirol vorstellen könnten.<BR /><BR />Das Gesamtareal ist zwar umzäunt, aber im kleinen „Juradorf“, einer Siedlung von Wiedlisbach (Kanton Bern) in der Schweiz, leben sie – den jeweiligen Umständen entsprechend – relativ eigenständig. Seit April 2022 ist dieses „Demenzdorf“ das erste in der Schweiz. In den Niederlanden wurde bereits zehn Jahre zuvor (2012) ein solches „Dorf“ errichtet, weitere Beispiele gibt es in Deutschland, in Dänemark und in Italien (seit 2018 in Monza und in Rom). Was hält man von dieser Idee in Südtirol?<h3> ASAA-Präsident Ulrich Seitz: Neue Wohnmodelle notwendig</h3>Ulrich Seitz, Präsident des Vereins ASAA (Alzheimer Südtirol Alto Adige), kennt die Konzepte der „Demenzdörfer“ und kann ihnen durchaus einiges abgewinnen. Nicht zuletzt, weil immer mehr Menschen von Demenz betroffen seien, spricht er sich dafür aus, gegenüber neuen Modellen aufgeschlossen zu sein – gerade im Bereich Wohnen. „Wir haben in Südtirol 13.000 Betroffene und 1200 Neuerkrankungen im Jahr. Zudem haben wir die Tendenz, dass immer jüngere Menschen erkranken.“ Da stelle sich durchaus die Frage: „Kann man denn einer Person mit Mitte 50 oder 60 bereits einen Platz im Heim zumuten, oder muss man andere Möglichkeiten schaffen?“, so der ASAA-Präsident. Neue Wohnmodelle seien zudem notwendig, weil es in Südtirol nicht genügend Plätze und finanzielle Ressourcen gebe, um die Pflege nur in den Seniorenheimen zu bewerkstelligen.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="874202_image" /></div> <BR /><BR />Die Errichtung eines „Demenzdorfes“ könne für die Zukunft also durchaus eine Überlegung wert sein. „Wir haben das als Vereinigung schon gefordert. Aber bei uns hakt es daran, dass die öffentliche Hand immer gleich glaubt, sie müsste Strukturen bauen.“<h3> „Demenzfreundliche Gesellschaft“ gefragt</h3>Natürlich wäre es laut Seitz von Vorteil, wenn eine Struktur zur Verfügung stünde. Man könne aber auch Bestehendes weiterentwickeln – und in Richtung einer „demenzfreundlichen Gesellschaft“ arbeiten. Ein gutes Beispiel hierfür sei die „demenzfreundliche Gemeinde“ Neumarkt: ein Konzept, bei dem die Bevölkerung seit einigen Jahren eingebunden ist, damit sie dementen Personen hilft bzw. sie nach Hause oder ins Heim begleitet. Seitz' langfristiger Ansatz lautet: Es muss nicht ein eigenes „Demenzdorf“ errichtet werden, sondern das „normale“ Dorf sollte im Idealfall zu einem Dorf werden, in dem Demenzkranke gut aufgehoben seien. Das reiche von der Sensibilisierung für mehr Akzeptanz über konkrete Alltagshilfe bis hin zu Schulungen im Dienstleistungssektor zum Umgang mit Demenzkranken und demenzgerechter Sprache.<h3> VdS-Präsidentin Martina Ladurner: Ansatz zu begrüßen</h3>Auch Martina Ladurner, Präsidentin im Verband der Seniorenwohnheime Südtirols (VdS), findet das „Demenzdorf“-Konzept interessant: „Es ist sicher eine wunderschöne Idee und Konzeption, wenn so etwas ermöglicht wird.“ Dafür brauche es aber entsprechende Areale und Finanzmittel.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="874205_image" /></div> <BR /><BR />Ladurner verweist ebenso auf die Zunahme demenzieller Erkrankungen und damit einhergehende Schwierigkeiten bei der Unterbringung. Derzeit würden Seniorenwohnheime in Südtirol schon mit guten und innovativen Konzepten auf die verschiedensten Bedürfnisse der Bewohner eingehen – auch jene der Demenzkranken. Würde hingegen, wie bei einem speziellen „Demenzdorf“, der Schwerpunkt auf ein Thema gelegt, könne man „noch zielgerichteter“ vorgehen. Ladurner spricht sich jedenfalls dafür aus, „heute schon die entsprechenden Konzepte für morgen vorzubereiten.“<BR /><BR /><BR />