Lebenslänglich für Benno Neumair: Die Reaktionen der Angehörigen - Chronik

Keine gerechte Strafe kann so schnell ihre Trauer um den Bruder, Schwager und Vater Peter Neumair und die Schwester, Schwägerin und Mutter Laura Perselli schwinden lassen. Während sich die einen die Wahrheit von Benno Neumair erhofften, trauern die anderen auch um ihn. &bdquo;Wegen Benno mache ich mir keine Gedanken“, sagte eine sichtlich mitgenommene Carla Perselli am Samstag nach der Urteilsverkündung. &bdquo;Meine Gedanken sind an meine Schwester und meinen Schwager gerichtet. Das Schlimmste war, dass ich in Gedanken sofort meine Schwester im Leichenhaus gesehen habe, als der Richter das Urteil verlesen hat. Eine schmerzhafte Erinnerung“, sagte die Nebenklägerin mit Tränen in den Augen. Gleichzeitig schöpft Carla Perselli Mut und Optimismus aus der Erinnerung an Laura Perselli: &bdquo;Meine Schwester hat immer gesagt: ,Das Leben will leben&bdquo;. Also geht das Leben weiter, man muss nach vorne schauen.“ Der Mord an Peter und Laura habe eine Wunde in der Familie hinterlassen, &bdquo;die wir nie heilen werden“, so Perselli. Doch habe der Prozess gegen Benno Neumair noch nicht die ganze Wahrheit ans Licht gebracht, davon war Perselli am Samstag Abend überzeugt: &bdquo;Es wäre besser, auch für Benno selbst, wenn er die Wahrheit sagen würde.“ Michaela Neumair , Peter Neumairs Schwester, glaubt, dass Benno irgendwann die ganze Wahrheit erzählen wird – &bdquo;ich hoffe so sehr, dass mein Neffe den schmerzlichen Aufarbeitungsprozess beginnen und zur Reue gelangen kann“, sagte seine Tante. Sie hoffe auch auf die Möglichkeit einer Therapie für ihren Neffen – &bdquo;denn ich glaube an das Gute im Menschen. Und lebenslänglich ist keine Therapie“, erklärte Michaela Neumair. Ganesh Neumair , Bruder von Peter Neumair, hat fast keinen Prozesstag verpasst. Er beobachtete am Samstag die Reaktionen der Menschen um ihn herum im Schwurgerichtssaal und musste das Geschehene noch verarbeiten. &bdquo;Das war eine so lange Zeit, ich kann das jetzt noch nicht realisieren – ich werde das vielleicht später verstehen“, sagte er. Es wurde viel über lebenslängliche Haft geredet, weiß Gianni Ghirardini , Bennos Onkel. &bdquo;Zu hören, dass ein Gericht deinen Neffen dazu verurteilt ... ich habe Benno geliebt.“ Als Sieger sei in diesem Prozess niemand hervorgegangen, so Ghirardini. &bdquo;Auch das stürzt unsere Familie in Trauer.“ Ihren Eltern eine Stimme geben: Darum ging es Madé Neumair im Mordprozess gegen ihren Bruder Benno. Die Urteilsverkündung war &bdquo;das Ende eines Kapitels – das dem, was uns am 4. Jänner 2021 genommen wurde, kein Ende setzt“, sagte die Nebenklägerin am Samstag in einem kurzen Interview: Frau Neumair, konnte Ihnen das Urteil Erleichterung bringen? Madé Neumair: Sobald sie vorliegt, werden wir die Urteilsbegründung sehen. Ich habe in dieser langen Zeit nicht an das Urteil oder an die Strafe gedacht. Mein Ziel war es, meinen Eltern eine Stimme zu geben. Ich glaube, dass es mir gelungen ist. Das Urteil ist das Ende eines Kapitels, das aber dem, was uns am 4. Jänner 2021 genommen wurde, kein Ende setzt. Nur ein Teil des Albtraums ist vorüber. Denken Sie darüber nach, Ihrem Bruder zu vergeben? Neumair: Daran denke ich im Moment nicht. Heute geht es um andere Dinge. Die Geschworenen haben ein Urteil gefällt, ich glaube, das hat nichts mit Vergebung zu tun. Mein Leben hat sich nicht erst heute (Samstag, Anm. d. Red.) verändert – die Veränderung ist am 4. Jänner eingetreten. Haben Sie Angst vor Ihrem Bruder? Neumair: Momentan nicht. Denn er ist nicht hier, unter uns. Wie geht es jetzt mit Ihnen weiter? Neumair: Das Leben geht weiter. Das Leben geht immer weiter.