Wir haben uns die 15 mysteriösen Fälle genauer angeschaut und alles zusammengetragen, was wir über die unbekannten Toten wissen. <BR /><BR />Das Nationale Register für nicht identifizierte Leichen, das vom außerordentlichen Kommissar der Regierung für vermisste Personen eingerichtet wurde und in den Zuständigkeitsbereich des Innenministeriums fällt, enthält die wichtigsten Informationen über die Toten ohne Namen. Italienweit sind es Stand 8. Februar 2023 990, davon 737 Männer, 158 Frauen, bei 95 unbekannten Toten ist das Geschlecht nicht zu identifizieren. Die meisten Leichen ohne Namen gibt es derzeit im Latium mit 256, gefolgt von der Lombardei mit 136, Kampanien mit 92 und Sizilien mit 76. Die Region Trentino-Südtirol hat 26 unidentifizierte Leichen zu verzeichnen, 15 davon in unserer Provinz. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="872978_image" /></div> <h3> Was wir über die 15 Toten wissen</h3>Am längsten – knapp 54 Jahre – harrt ein Mann, der zum Zeitpunkt seines Todes zwischen 40 und 50 Jahre alt gewesen sein dürfte und eine rote Krawatte mit blauen Blümchen trug, seiner Identifizierung. „Möglicherweise ist er ausländischer Herkunft“ – heißt es im Register des Innenministeriums und dass er bis auf ein kleines Büschel Haare eine Glatze hatte. Viel mehr weiß man bis heute nicht über den Toten, der am <b>18. September 1969</b> in der Gilfenklamm (Ratschings) aufgefunden wurde.<BR /><BR />Im Register für nicht identifizierte Leichen findet man auch den <b>16. Juni 1972</b> als Funddatum einer männlichen Leiche. Was auffällt: Es ist die einzige unidentifizierte Leiche, bei der es keine Angaben zum genauen Fundort gibt. Wir haben im Archiv nachgeforscht und sind ebenfalls zu keinem Ergebnis gekommen. <h3> Verweste Männerleiche und ein Taschentuch mit Initialen</h3>Eine grausige Entdeckung machte am <b>29. Juli 1975</b> im Völser Ried ein deutscher Tourist. Er urlaubte in dem damals neben der Straße gelegenen Gasthof „Faust“ und wollte gegen 11.30 Uhr zu Fuß in das Eisackbett hinuntergehen, um ein Bad zu nehmen. Dort fand er am Hang gleich unterhalb der Straße eine männliche Leiche. Sie befand sich bereits im fortgeschrittenen Stadium der Verwesung und war durch Gras und Sträucher verdeckt.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="872981_image" /></div> <BR />Die sofort alarmierten Carabinieri stellten an Ort und Stelle Untersuchungen an. Dabei entdeckten sie auf dem Asphalt die Bremsspur eines Lastwagens, die nahezu bis zum Straßenrand reichte. Diese Feststellung gab zuerst zur Vermutung Anlass, dass der Tote am Straßenrand von einem Auto angefahren worden sein könnte — eine These, die später aber fallengelassen wurde, zumal der Tod des Unbekannten schon zwei bis drei Wochen zurückgelegen haben dürfte; in dieser Zeitspanne wäre die gut sichtbare Bremsspur auf dem Asphalt längst schon verwischt worden. Der Gemeindearzt von Völs stellte zudem drei Löcher an der linken Schläfe fest, die allem Anschein nach durch Pistolen- oder Gewehrkugeln verursacht worden sein könnten. Der Tote trug weder Dokumente bei sich, noch Schmuck, die zur Identifizierung beitragen hätten können. Allerdings hatte er ein Taschentuch mit den Initialen H.R. dabei. Er trug keine Schuhe, nur eine blaue Arbeitshose und ein Hemd, das einmal weiß gewesen sein dürfte. Soviel man feststellen konnte, hatte er langes Haar. Er dürfte zwischen 40 und 50 Jahre alt gewesen sein. Bis heute bleibt das mutmaßliche Mordopfer ohne Namen. <h3> Kinder finden männliche Leiche</h3>Ohne Identität bleibt auch 26 Jahre nach seinem Tod ein Mann, der am <b>23.05.1987</b> am Bahnhof am Brenner aufgefunden wurde. Kinder hatten die Leiche des etwa 50- bis 70-jährigen Mannes hinter aufgestapelten Gleisen entdeckt. Wie der Amtsarzt feststellte, war er erfroren. Das Todesdatum lag möglicherweise schon mehrere Tage zurück. Der bis heute Unbekannte, trug eine braune Hose sowie einen beigen Pullover. An einem Bein wies er eine Verletzung auf; außerdem hatte er zwei Krücken bei sich. Laut dem Register soll es sich um einen italienischen Staatsbürger gehandelt haben.<h3> Stark verweste Leiche am Ritten</h3>Einen grausigen Fund machte am <b>28. Juni 1993</b> ein Pilzesammler vom Ritten. Im Wald oberhalb des Parkplatzes beim Wolfsgrubner See entdeckte er einen bereits stark verwesten menschlichen Körper. Laut Auskunft der Carabinieri vom Ritten dürfte der Mann zu dem Zeitpunkt bereits mehr als einen Monat tot gewesen sein. Er hatte keinerlei Papiere bei sich. Der gut gekleidete Mann, der laut Register zwischen 40 und 50 Jahre alt gewesen sein dürfte, ist damaligen Untersuchungen zufolge keinen gewaltsamen Tod gestorben. Im Register findet man bei diesem Toten bei besonderen Merkmalen eine Narbe, die von einer alten Leistenbruchoperation stammt, ein vorstehendes Kinn, lange, fast pferdeartige Zähne und Anzeichen von Dermatose oder Herpes am linken Arm . <h3> Leiche in der Etsch</h3>Am <b>16.11.1998</b> wurde ein bis heute unbekannter Toter aus der Etsch geborgen. Fischer hatten den Leichnam eines Mannes unterhalb der<BR />Etschbrücke bei Neumarkt entdeckt. Er hatte sich in den Ästen eines<BR />Baumes verfangen. Der etwa 45 bis 55 Jahre alte Tote weißer Hautfarbe muss schon seit längerer Zeit im Wasser gelegen haben. Es wurden keine Spuren von Gewaltanwendung und keine äußeren Verletzungen festgestellt. Die damals ermittelnden Behörden gingen davon aus, dass der Mann mit kurzem schwarzem Haar bereits seit drei bis vier Wochen im Wasser gelegen haben muss. Er war mit Jeans, verschiedenfarbenen Socken (einer blau, einer grün) und weißen Turnschuhen der Marke Lotto bekleidet. Außerdem trug er einen Gürtel mit Lacoste-Logo auf der Schnalle. Auffällige Merkmale waren eine 20 Zentimeter lange Narbe nahe des Nabels, die wohl von einer Operation stammt und das Gebiss, bei dem einige Zähne der unteren, vorderen Zahnreihe in schlechtem Zustand waren und einige der oberen Zahnreihe fehlten. Der Mann wurde bis heute nicht identifiziert. Die Ermittler überprüften auch die Vermisstenanzeigen aus Südtirol, allerdings erfolglos. <h3> Die einzig weibliche Leiche ohne Namen</h3>Die einzige weibliche Leiche, die in Südtirol gefunden wurde und bisher ohne Namen ist, wurde am <b>16. Mai 2004</b> im Tschamintal unterhalb eines Wanderweges bei Tiers entdeckt. Der Frauenleichnam war laut Autopsiebericht wohl schon Monate lang im Wald gelegen. In dem Rucksack, der bei der Leiche gefunden wurde, befanden sich Medikamente, die in Deutschland hergestellt wurden. Auch trugen einige Kugelschreiber, die die Tote bei sich hatte, Werbeaufschriften von deutschen Firmen. Wie die Obduktion ergab, waren die inneren Organe der Toten perfekt erhalten. Der Pathologe Guido Mazzoleni<BR />schloss daraus, dass der Leichnam längere Zeit von Schnee bedeckt war. Die Haut der Toten ist durch Witterungseinflüsse stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Mazzoleni nahm an, dass der äußerliche<BR />Verfall vornehmlich in den vergangenen Wochen vor dem Fund eingesetzt<BR />haben dürfte, nachdem der Schnee den Leichnam freigegeben hatte und er den Sonnenstrahlen ausgesetzt war. „Obwohl die Gesichtszüge nicht mehr erkennbar sind, kann ich doch sagen, dass die Frau um die 60 Jahre alt war, als sie starb,“ sagte Mazzoleni damals. Die Todesursache konnte der Pathologe nicht ermitteln. „Die gute Konservierung der inneren Organe macht es aber möglich, einen Herzinfarkt auszuschließen. Auch konnten keine Knochenbrüche festgestellt werden“, sagte Mazzoleni. Es sei möglich, dass die<BR />Frau ausgerutscht, ohnmächtig geworden und hilflos erfroren sei.<BR /><BR /> Die Vermutung, es könne sich um Eva Maria Bornhäuser (damals 63) aus Stuttgart handeln, hat sich schnell als falsch herausgestellt. Der Gebissabgleich ergab, dass es sich nicht um sie handeln könne. Seit 3. Oktober galt Eva Maria Bornhäuser als vermisst. Sie war im Pragser Tal im Urlaub gewesen, rund 100 Kilometer entfernt vom Ort des Auffindens der Leiche. Die Frauenleiche ist bis heute namenlos.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="872984_image" /></div> <h3> Der Tote in der Obstwiese</h3>Im Dunkeln liegt auch die Identität des rund 50-60-jährigen Mannes, der am <b>14. Juli 2006</b> in einer Obstwiese in Marling neben der MeBo gefunden wurde. Der Tote wies eine Schusswunde auf. Neben ihm lag eine Pistole mit abgefeilter Matrikelnummer. In einer Tasche des Toten befand sich ein Zettel mit einer eigenartigen Botschaft, die aber schlussendlich dazu führte, dass die Ermittler Fremdeinwirkung ausschließen konnten. Im Register wird die Todesursache mit Suizid angegeben. <h3> Mann starb eines natürlichen Todes – Niemand hat ihn vermisst</h3>Auch die Identität des am <b>6. Juli 2007</b> 20 Meter unterhalb der Straße in Coll in der Gemeinde Villnöss gefundenen Mannes weißer Haut- und grauer Haarfarbe konnte nie ermittelt werden. Er soll eines natürlichen Todes etwa 4 bis 5 Monate vor dem Fund seiner Leiche gestorben sein und war zwischen 45 und 50 Jahre alt. In dem Rucksack, den er bei sich trug, befand sich ein kleiner Teppich und eine Stofftasche mit einer Plastikflasche mit Wasser. Möglicherweise war der Mann obdachlos. <h3> Leiche ohne Kopf</h3>Der wohl spektakulärste Fall einer bisher noch unidentifizierten Leiche geht auf den <b>19. Februar 2008</b> zurück. Ohne Kopf, in Kauerstellung fest mit braunem Klebeband umwickelt und in einem 90x90x50 Zentimeter großen Karton verstaut fanden 2 Arbeiter neben der Notspur der A22 auf der Höhe von Klausen die Leiche eines rund 30- bis 40-jährigen weißhäutigen Mannes. Zusätzlich war der Körper noch in einen Plastiksack gesteckt und in eine schwarze Mörtelwanne aus Plastik gelegt worden. Blut oder andere Körperflüssigkeiten konnten so nicht durch den Karton sickern, der von außen entsprechend sauber aussah. Nur ein Arm schaute heraus. Der Kopf des Toten war professionell abgetrennt worden – vermutlich, um eine Identifizierung zu verhindern. Die Rechnung des Täters ist – bis heute zumindest – aufgegangen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="872987_image" /></div> <BR />Nach den ersten Erhebungen am Auffindungsort wurde der Leichnam in die Pathologie am Bozner Krankenhaus gebracht, wo Primar Eduard Egarter Vigl die Autopsie durchführte. „Da der Kopf fehlte, fielen wichtige Merkmale zur Identifizierung wie die Augenfarbe oder das Gebiss weg. Wir führten also eine sehr genaue Untersuchung durch, um so viel wie möglich über den Toten herauszufinden“, erinnert er sich. „Der Unbekannte war etwa 20 Jahre alt und hatte ein sehr gepflegtes Äußeres. Er war beschnitten und am Körper rasiert.“<BR /><BR />Todesursache war Ersticken, der Kopf war erst post mortem abgetrennt worden. „Die scharfe Abtrennung am Hals war gekonnt durchgeführt worden, es gab keine Splitter an der Wirbelsäule“, stellte der Pathologe fest. Ein Metzger, der damals von den Ermittlern zu Rate gezogen wurde, bestätigte, dass bei Tieren genau so vorgegangen werde. Der Pathologe nahm Fingerabdrücke und isolierte die DNA. Alle Informationen wurden sowohl dem RIS in Parma als auch an Interpol übermittelt, doch sämtliche Abgleiche mit vermissten Personen, auf die die Beschreibung des Toten passte, verliefen ergebnislos.<BR /><BR />Auch die Vergleiche der Fingerabdrücke mit jenen, die in den EU-Datenbanken über Straftäter gespeichert waren, brachten kein Ergebnis. Doch so schnell gaben sich die Ermittler unter der Leitung von Staatsanwalt Axel Bisignano nicht geschlagen.<BR /><BR />An der Mautstelle Schönberg bei Innsbruck werden Fahrzeuge beim Vorbeifahren nicht nur gezählt, sondern auch gefilmt. Diese Aufnahmen zeigen auch die Kfz-Zeichen der Fahrzeuge. Der Staatsanwalt ersuchte bei seinen Nordtiroler Kollegen um Einsicht in alle Aufnahmen, die bis zu 3 Tage vor Auffinden der Leiche zurück reichten. Doch die Hoffnung der Fahnder, ein verdächtiges Fahrzeug zu entdecken, in dem der Leichnam nach Südtirol transportiert worden sein könnte, wurde enttäuscht.<BR /><BR />Im Mai 2009 schließlich wurden Latz-Overall, Pullover, Socken und Unterhose des unbekannten Toten dem Millionenpublikum der Fernsehsendung „Aktenzeichen xy ungelöst“ gezeigt. Zahlreiche Hinweise gingen ein, wonach der blaue Mechaniker-Overall in Deutschland hergestellt worden sei. „Zur Arbeit benutzt worden war er aber nie, die Firmenetiketten waren herausgetrennt worden“, erinnert sich Pathologe Egarter Vigl.<BR /><BR />Der unbekannte Tote blieb vorerst in der Kühlzelle in der Pathologie, doch alle Ermittlungsstränge führten ins Leere. Schließlich gab Staatsanwalt Bisignano grünes Licht für die Bestattung des Unbekannten am Bozner Friedhof. Fingerabdrücke und DNA des Toten bleiben in den Datenbanken für Vergleiche abrufbar, sollten doch noch einmal neue Hinweise zu dem mysteriösen „Cold case“ auftauchen.<BR /><h3> Männliche Leiche mit Sneakers der Marke „Dockers“</h3>Keinen Hinweis auf die Todesursache – und ebenso wenig auf die Identität – haben die Fahnder im Fall der menschlichen Knochen, die am <b>28. Jänner 2011</b> zwischen Kardaun und Blumau (Gemeindegebiet Völs) gefunden wurden. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="872990_image" /></div> <BR />Auch einige Kleidungsstücke wurden sichergestellt, darunter Sneakers der Marke „Dockers“, Größe 43. Die Fahnder klapperten über 200 Geschäfte ab, in denen die Schuhe verkauft worden sein könnten. Den Knochen wurde DNS für einen Abgleich entnommen; der Verdacht, bei dem männlichen Toten könnte es sich um einen Vermissten aus Deutschland handeln, bestätigte sich nicht. <h3> Menschliche Überreste in Graun</h3>In den vergangenen 10 Jahren blieben 4 gefundene Leichen bisher namenlos. Ungeklärt ist die Identiät jenes Mannes, dessen menschliche Überreste am 15. September 2015 in Graun nahe des Friedhofs entdeckt wurden. Über ihn sind keine weiteren Informationen bekannt.<h3> Eis gibt Leiche am Ortler frei</h3>Am 02. September 2016 wurden menschliche Überreste in der Minnigerode-Rinne am Ortler gefunden. Der Mann hatte eine leere Brieftasche, eine Kamera, 2 Mützen, eine davon aus Leder, 2 verschiedene Steigeisen, einen abgebrochenen Eispickel, ein Stück Seil und einen blauen Helm bei sich. Aufgrund der Beschaffenheit der Ausrüstung dürfte der Mann bereits in den 1960er Jahren abgestürzt sein, 50 Jahre später erst gab ihn das Eis dann frei. Der Mann dürfte zwischen 170 und 177 Zentimeter groß und zwischen 40 und 49 Jahre alt gewesen sein. Die durchgeführte DNA-Analyse führte zu keinem konkreten Ergebnis, auch wenn es Gerüchte um eine mögliche Identität gab. Der unbekannte Tote ruht auf dem Friedhof in Sulden. <BR /><BR />Kaum Informationen gibt es über die – immer laut Register für unidentifizierte Leichname – am 30. März 2020 in Freiberg oberhalb von Meran gefundene Männerleiche.<BR /><BR />Am 21. März 2021 wurde die bisher letzte noch nicht identifizierte Leiche in Südtirol gefunden. Fundort war der Bergweiler Riol in der Gemeinde von Franzensfeste. Es handelt sich um eine männliche Leiche, Alter ist im Register nicht definiert.<BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/spektakulaere-wende-in-cold-case-in-spanien-tote-ist-evi-rauter-aus-lana" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Dass man die Hoffnung nie aufgeben darf, zeigt der nach 32 Jahren geklärte Fall der vermissten Evi Rauter.</a> Falls Sie Informationen zu einem der unbekannten Toten in Südtirol haben, melden Sie sich bei uns oder direkt bei den Behörden.<BR /><BR /><BR /> <a href="https://www.interno.gov.it/it/registro-generale-dei-cadaveri-non-identificati" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Hier geht's zum Register für nicht identifizierte Leichen.</a><BR /><BR /><BR />