Die erfahrene Hundetrainerin erklärt, in welchen Situationen der Hausverstand der Besitzerinnen und Besitzer gefragt ist, was einen Hund zum gefährlichen Tier macht und wie jemand am besten reagiert, wenn er sich von einem Vierbeiner bedroht fühlt. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="795779_image" /></div> <BR /><BR /><b>„Der tut nichts!“ ist die Standardantwort von Hundebesitzerinnen und -besitzern, wenn sich jemand von ihrem vierbeinigen Liebling belästigt oder gar bedroht fühlt. Dürfte es überhaupt zu solchen unangenehmen Situationen kommen?</b><BR />Lisa Holzner: Im Grund nicht, denn für jeden Hund gilt im öffentlichen Raum generell Leinenpflicht, ob in der Stadt, im Dorf oder auf der Alm. Ausgenommen von dieser Leinenpflicht sind nur ausgewiesene Hundezonen und private Grundstücke. Zudem ist vorgesehen, dass die Leine nicht länger als 1,5 Meter sein darf. Im Alltag kann es durchaus Sinn machen, längere Leinen zu verwenden; in bestimmten Situationen müssen sie aber kürzer gehalten werden, zum Beispiel in einer Stadtgasse. Zudem ist grundsätzlich vorgesehen, dass jeder Hundebesitzer einen Maulkorb mit dabei haben muss. <BR /><BR /><b>Das ist jetzt wohl mehr schöne Theorie als gelebte Praxis...</b><BR />Holzner: Nun, in bestimmten Situationen muss der Hund einen Maulkorb tragen. Das gilt zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln, etwa im Zug. Aber es gibt da Grauzonen. Ein kleiner Hund, der auf dem Arm getragen werden kann, kommt wohl ohne Maulkorb aus. Bei einem größeren Exemplar ist der aber vorgeschrieben. <BR /><BR /><b>Zurück zur Leinenpflicht: Im Wald, auf Almen oder Wanderwegen dürfen Hunde sehr oft frei herumlaufen. Das ist also nicht erlaubt?</b><BR />Holzner: Wie gesagt, im öffentlichen Raum gilt grundsätzlich die Leinenpflicht. Vor allem aber ist hier das Verantwortungsbewusstsein der Hundehalterinnen und -halter gefragt. Im Wald muss Rücksicht auf Wildtiere gelten, auf Almen kann es gefährlich werden, wenn freilaufende Hunde auf Rinder oder Schafe treffen. Oft sind entsprechende Hinweisschilder angebracht und man sollte sich daran halten, die Leinenpflicht ist hier sehr sinnvoll. <BR /><BR /><b>Hunde hecheln auch immer öfter frei auf Wander- und Bergsteigen herum.</b><BR />Holzner: Bis zu einem gewissen Punkt kann das toleriert werden. Ich glaube, wenn der Hund in der Nähe des Menschen bleibt, dieser ihn im Blick behält und sich um ihn kümmert, sollte es möglich sein. Aber einen Hund frei im Gelände herumlaufen lassen, das geht einfach nicht.<BR /><BR /><b>Nach dem blutigen Vorfall in Bozen kommt auch wieder die Frage auf: Gibt es nun grundsätzlich gefährliche Hunde oder werden sie dazu gemacht?</b><BR />Holzner: Es gibt einige sehr seltene neurologische Krankheiten wie die Cocker-Wut, die einen Hund plötzlich aggressiv werden lässt – oft ohne Vorzeichen. Das ist aber sehr selten. In den allermeisten Fällen liegt es an der falschen Erziehung, wenn ein Hund angriffslustig und gefährlich wird. Ich kann auch einen Pudel so erziehen, dass er auf Menschen losgeht; er wir dann nicht so viel Schaden anrichten wie ein American Staffordshire Terrier, der jetzt in Bozen das Kind angefallen hat. Solche Hunde sind schon durch ihre Körpergröße und die Beißkraft gefährlicher, wenn sie falsch oder schlecht erzogen wurden. <BR /><BR /><b>Im Umkehrschluss: Auch der Hund von Bozen könnte ein recht sanftes Tier sein?</b><BR />Holzner: Ja, auf jeden Fall. Gerade der American Staffordshire Terrier ist im Normalfall ein sehr ruhiges, anhängliches Tier. Er ist ein geradezu liebevoller Familienhund, der über Jahre auch problemlos mit kleinen Kindern zusammenlebt. Leider werden solche Hunderassen oft als Statussymbol gesehen und dementsprechend abgerichtet. Vor allem Halbstarke wollen mit einem solchen „gefährlichen“ Hund Stärke zeigen. Das ist sehr schade.<BR /><BR /><b>Noch eine Frage aller Nicht-Hundebesitzer: Was tue ich am besten, wenn mich ein Hund anbellt, Zähne zeigt, mich irgendwie bedroht?</b><BR />Holzner: In wenigen Worten: Ganz ruhig bleiben, sich abwenden und nicht wegrennen! Die Hände sollten am Körper bleiben, ein Herumfuchteln könnte der Hund falsch interpretieren. Wer ruhig bleibt und sich abwendet, zeigt dem Hund unmissverständlich, dass hier keine Bedrohung für ihn vorliegt. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR />