Das weiß Stefan Schmidhammer, Vizegeneraldirektor und Vertriebsdirektor der Volksbank. <BR /><BR /><b>Herr Schmidhammer: Welche Folgen hat diese EZB-Entscheidung für Südtirols Sparer? </b><BR />Stefan Schmidhofer: Der Leitzinssatz gilt ja in erster Linie für die Banken, die bislang einen Strafzinssatz – minus 0,5 Prozent – bezahlen mussten, wenn sie Geld bei der EZB hinterlegt haben. Dieser Strafzinssatz wurde jetzt auf Null erhöht. Wir Südtiroler Banken haben diesen negativen Einlagenzinssatz, der eigentlich nicht normal ist, im Unterschied zu anderen Ländern aber nie an die Kunden weitergegeben. Kunden mussten für ihre Einlagen keine Strafkommissionen bezahlen. Aber wenn wir jetzt mit dem Zinssatz erst bei Null sind, bewegen wir uns zwar wieder in Richtung Normalität, sind aber noch nicht im Plus. Das heißt, der Sparer darf sich nicht allzu viel erwarten: Auf seinem Sparbuch und an der Verzinsung der Kontokorrenteinlagen wird sich nicht viel ändern. <BR /><BR /><b>Gleichzeitig werden Kredite jetzt wohl teurer, oder? </b><BR />Schmidhammer: Im Bereich der Ausleihungen sind viele Zinssätze an den Euribor gebunden, der die EZB-Entscheidungen meist vorweg nimmt.<BR /><BR /><b>Der Leitzins hat also keinen direkten Einfluss auf den Euribor, aber indirekt sehr wohl…</b><BR />Schmidhammer: Genau. Und tatsächlich ist der Euribor schon in den vergangenen Wochen angestiegen. Folglich sind einige Zinssätze für Kredite und Darlehen schon gestiegen.<BR /><BR /><b>Wird der Euribor – und damit die Kreditzinsen – noch weiter steigen? Es ist ja davon auszugehen, dass die EZB weitere Leitzinserhöhungen vornehmen wird</b> ...<BR />Schmidhammer: Kurzfristig, sprich morgen, wird es wohl noch keine Änderung am Euribor geben, weil die gestrige Entscheidung der EZB schon eingepreist war. Es bleibt aber abzuwarten, was die Zentralbank bis September entscheiden wird, sprich ob eine weitere Leitzinserhöhung kommt oder nicht. Während EZB-Chefin Christine Lagarde bei der letzten Zinssitzung in diesem Punkt ziemlich klar war und weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt, war sie gestern nicht mehr so eindeutig. <BR /><BR /><b>Könnten die höheren Zinssätze für die Kreditnehmer zum Problem werden?</b><BR />Schmidhammer: Aus heutiger Sicht nicht. Wenn ein Unternehmer letzthin ein Projekt umgesetzt hat, hat er sowieso nicht mit den extrem niedrigen Zinsen der letzten Jahre geplant. Da sehe ich kein großes Problem, weder für Firmen- noch für Privatkunden. Freilich, wenn es jetzt zu 3 bis 4 Zinserhöhungen kommen würde, wäre die Situation eine andere. Zudem haben wir im langfristigen Vergleich immer noch historisch niedrige Zinsen. Eher als die höheren Raten bereiten den Bürgern wohl die deutlich höheren Kosten für Strom und Heizen sowie die generell höheren Lebenshaltungskosten Probleme.<BR />