Wie fühlt sich das an? Wie ist das… nicht lesen zu können? Buchstaben… ein verschlüsselter Code, ein gordischer Knoten und kein Schwert, um ihn durchzuschlagen. Wie geht man einkaufen? Wie füllt man Formulare aus? Wie beantwortet man SMS? Wie weiß man, was in einer Diagnose steht? Wie liest man Speisekarte oder Zeitung? Und wie um Himmels willen findet man sich im Amtsdschungel zurecht? <BR /><BR />Dann die Scham, das Verstecken, die Ausflüchte und Lügen, weil man nicht zugeben will, dass man eine Leseschwäche hat, oder sogar Analphabet ist und eigentlich auch nicht schreiben kann... <BR /><BR />Wie schrecklich muss das sein, keinen Zugang zu haben zur Welt der Bücher und den Welten, die sich aus Buchstaben formen, zu allem, was der menschliche Verstand in der Lage ist, zu ersinnen.<BR /><BR /> Lesen… das ist Abenteuer im Kopf! Lesen ist wachsen und lernen, erfahren, reflektieren, mitfühlen und mit anderen Augen sehen. Und wie unendlich weit kann man fliegen auf den Schwingen der Fantasie. Die Helden meiner Kindheit, Winnie Pooh, Winnetou, Pippi Langstrumpf und Michel von Lönneberga, der genauso ein Lausbub war wie ich, sie alle haben mein Frauen- wie Weltbild entscheidend mitgeprägt. Und noch heute kann ich mich an die Freude erinnern, wenn sich meine Eltern zu mir ans Bettchen gesetzt haben, um mir vorzulesen. <BR /><BR />Genau hier, im Kinderzimmer, noch lange vor dem ersten Schultag, wird der Grundstein gelegt, im besten Fall für den Lesewurm, im schlimmsten für den Analphabeten. Rund 12 Prozent der Erwachsenen in Deutschland können kaum lesen und schreiben, ein Drittel (!) kommt über das Grundschulniveau nicht hinaus – eins zu eins umzulegen auf alle anderen, europäischen Länder und Regionen, Südtirol inbegriffen!<BR /><BR /> Keine erlesenen Nachrichten also kürzlich auf der Titelseite der „Dolomiten“. Im Blattinneren erfährt man dann von einem Pilotprojekt (KVW Bildung) für gering literalisierte Erwachsene in Schlanders, das ab 29. September eine persönliche, anonyme und kostenlose Lernberatung bietet. <BR /><BR />Damit es erst gar nicht so weit kommt, rate ich allen Eltern: Lest euren Kindern vor! Damit sie Sprache als das begreifen, was sie ist: Grundstock der Gesellschaft und Flugrampe des Geistes!<BR />