Das hat der ehemalige Innenminister Claudio Martelli vor wenigen Tagen in einem TV-Interview bestätigt. Jetzt ist die Liste aufgetaucht, auf der die Mafia ihre zwölf Forderungen an den Staat richtet. Die Mafia bot der Regierung einen Waffenstillstand an, nachdem sie Falcone, dessen Frau und mehrere Leibwächter auf der Autobahn bei Capaci in Sizilien mit hundert Kilo Sprengstoff in die Luft gejagt hatte. Das Attentat hatte in Italien für große Empörung gesorgt.Eine Fotokopie der Liste der Forderungen wurde jetzt von Massimo Ciancimino, Sohn des ehemaligen Bürgermeisters von Palermo, Vito Ciancimino, der Staatsanwaltschaft von Palermo übergeben, die die Ermittlungen zu den Mafia-Attentaten leiten. Vito Ciancimino wurde 2001 wegen der Zugehörigkeit zur sizilianoschen Mafia zu 13 Jahre Haft verurteilt. Er starb im November 2002.Die damaligen Mafia-Bosse Totó Riina und Bernardo Provenzano, die mit dem Attentat auf Borsellino dem Staat den Krieg erklärt hatten, forderten eine Überprüfung des großen Prozesses in Palermo gegen die Mafia, bei dem viele Mafiosi zu langen, teils lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden waren.Zudem wollten sie u.a. die Abschaffung verschärfter Haftbedingungen für Mafiosi und den Hausarrest für Mafiosi über 70. Kurios ist der letzte Punkt der Liste: Dort fordern die Bosse eine Steuersenkung auf Treibstoffe für alle Sizilianer. Der Staat ging nicht auf die Forderungen der Mafia ein. Wenig später wurde Paolo Borsellino vor dem Haus seiner Mutter umgebracht – ebenfalls mit Sprengstoff, der in einem geparkten Auto versteckt war.Sowohl Riina, als auch Provenzano sitzen mittlerweile in Hochsicherheitsgefängnissen hinter Gittern.rb