In regelmäßigen Abständen schaut Meister Petz im Martelltal vorbei. Vor rund zehn Tagen wurden Tatzenabdrücke bei den Marteller Vorhöfen entdeckt, vermutlich in der Nacht von Freitag auf Samstag ist ein Schaf von einem Braunbären unweit des Gasthofes „Waldheim“ gerissen worden. Entdeckt worden ist das tote Tier am Sonntag.Die Riss-Spuren wiesen von vornherein auf einen Bären hin, wie Andreas Jäger von der Alminteressentschaft Saug und der Marteller Vizebürgermeister Sepp Maschler gegenüber der Tageszeitung „Dolomiten“ sagen. Doch es gibt noch weitere Spuren, welche der Bär hinterlassen hat. Am Samstag haben einige Gäste und der Wirt der Zufall-Hütte am Talschluss große Augen gemacht, als sie in der Nähe der Hütte einen Bären ausmachten. Die Marteller Bauern sowie Bürgermeister Georg Altstätter warnen vor Panikmache. Derzeit sei über das Verbleiben des Tieres nichts bekannt und man stehe mit dem Nationalpark Stilfser Joch in engem Kontakt, sagen sie. „Wir sind über die Spuren bei den Vorhöfen schnell informiert worden“, ergänzt Altstätter.Jäger und Maschler hoffen, dass der Bär bereits weitergezogen ist, z. B. in Richtung Ulten. Sollte dem nicht so sein, werden die Schafbauern auf der Hut sein müssen. In wenigen Wochen werden hunderte von Schafen zu den Sommerweiden getrieben, dorthin, wo sich auch der Bär aufgehalten hat. Von Seiten des Nationalparkes Stilfser Joch ist der Bärenriss bestätigt worden und bereits aktenkundig, nicht zuletzt auch wegen allfälliger Schadenersatzzahlungen. Genauere Einzelheiten zum Übeltäter gebe es derzeit aber noch nicht, erklärt der Marteller Parkstationsleiter Johann Oberdörfer. Erst müsste wissenschaftlich ausgewertet werden, bevor definitiv gesagt werden könne, ob es sich z. B. um ein weibliches oder männliches Tier handle oder wie alt es sei, sagt er. Der Leiter des Nationalpark-Außenamtes in Glurns, Hanspeter Gunsch, bestätigt dies. „Es sind Haarbüschel gesammelt und an ein Labor gesandt worden“, sagt er. Vermutlich handle es sich aber um ein Männchen, welches aus dem Bärenansiedlungsprojekt im Trentino stamme. Es handle sich um das erste Auftreten eines Bären im heurigen Jahr, erklärt der Außenamtsleiter und ergänzt, dass etwa im Vorjahr überhaupt kein Bär im Park aufgetaucht sei. „Den allerersten Fall eines Bären, welcher aus dem Trentino stammte, hatten wir im Jahr 2005“, sagt Gunsch.Die Nationalparkverantwortlichen wollen nun abwarten, wie sich der Bär verhält, sollte er sich überhaupt noch im Parkgebiet aufhalten. „Das gilt natürlich vor allem gegenüber den Schafen“, sagt Hanspeter Gunsch. Ganz allgemein bestehe etwa die Möglichkeit, den Bären mit einem Sender auszustatten, um über seinen Aufenthaltsort informiert zu sein. Dies muss mit dem Umweltministerium abgesprochen werden.d/Helmut Weirather