<BR />Kurze, extreme Regenschauer verursachen nicht nur große Sachschäden, sondern können auch Menschenleben gefährden. Wie aus einer Aussendung der Universität Lausanne (UNIL) hervorgeht, sei zu erwarten, dass solche Ereignisse im Zuge der globalen Erderwärmung künftig häufiger auftreten werden – insbesondere in den Alpenregionen. Der Grund dafür ist simpel und zugleich folgenschwer: Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit speichern, was die Gewitteraktivität weiter verstärkt. Da sich die Alpenregion schneller erwärmt als der globale Durchschnitt, ist sie besonders stark betroffen. Umso dringender sei es daher notwendig, die Auswirkungen der Erwärmung in dieser Region zu bewerten, heißt es unter anderem. <BR /><BR />Die Studie der Fakultät für Geowissenschaften und Umwelt in Zusammenarbeit mit der Universität Padua zeigt, dass ein durchschnittlicher Temperaturanstieg um zwei Grad Celsius die Häufigkeit kurz andauernder Sommerstürme in der Alpenregion verdoppeln könnte. „Das plötzliche und massive Auftreten großer Wassermengen verhindert die Versickerung im Boden. Dies kann zu Sturzfluten und Murgängen führen, mit entsprechenden Schäden an der Infrastruktur und mitunter auch Todesfällen“, erklärt Nadav Peleg, Forscher an der UNIL und Erstautor der Studie. Um solchen Gefahren zu begegnen, sei es entscheidend, die Prozesse zu verstehen und Anpassungsstrategien zu entwickeln. <h3> Auch in Südtirol mehr Starkregenereignisse</h3> Auch Dieter Peterlin, Meteorologe beim Landeswetterdienst, bestätigt die Aussagen der Studie: „Auch in Südtirol lässt sich eine Zunahme von kurzzeitigen Starkregenereignissen beobachten.“ Die zugrunde liegenden physikalischen Prozesse seien denen im restlichen Alpenraum identisch. Gemeinsam mit der Europäischen Akademie Bozen sei in Südtirol eine ähnliche Studie durchgeführt worden, allerdings mit anderem Fokus: Während sich die Schweizer Untersuchung auf kurzzeitige Ereignisse konzentriert, analysierte man in Südtirol Extremniederschläge auf Tagesbasis. Das Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit solcher Ereignisse steige pro Jahrzehnt um 12 Prozent. Zudem sei ein Temperaturanstieg bei allen Wetterstationen des Landes zu verzeichnen, egal ob im Tal oder am Berg. Die Durchschnittstemperatur in Südtirol habe zudem seit 1980 um 2,1 Grad Celsius zugenommen. „Dass es wärmer wird, steht außer Frage. Entscheidend ist, wie viel wärmer es wird“, so Peterlin.<h3> Beginn der Blüte verschiebt sich nach vorn, Frosttage werden seltener</h3> Auch die Vorhersage von Extremwetterereignissen gestaltet sich schwierig. Da sie meist in kleinem Radius auftreten, sei es schwierig, genaue Angaben zu Ort und Zeitpunkt zu machen. Vielmehr könne man Wahrscheinlichkeiten für Unwetter herausgeben. <BR /><BR />Doch nicht nur die Häufigkeit von Starkregen nimmt zu. Alles, was im direkten Zusammenhang mit dem Temperaturanstieg steht, verändert sich: Hitzewellen und Tropennächte, Gletscherschmelze und weniger Schneefall in tieferen Lagen – Folgen, auf die auch die Vegetation reagiert. Der Beginn der Blüte verschiebt sich nach vorn, während Frosttage im Winter immer seltener werden, so der Landesmeteorologe.<h3> Situation im Hochgebirge deutlich schwieriger</h3>Eine besonders große Rolle beim Thema Extremniederschläge spielt der Bodenaufbau, wie Volkmar Mair vom Amt für Geologie und Baustoffprüfung betont. Bei Starkregen könne selbst ein intakter Wiesenboden die Wassermengen nicht mehr aufnehmen. Besser geeignet seien Waldböden, da die Staudenvegetation die Wassermassen abbremsen kann. Selbiges gilt für Baumkronen. Deutlich schwieriger sei die Situation im Hochgebirge. „Sowohl glatt geschliffene Felsen als auch die noch übrigen Gletscher – oft sogenannte ,Toteis-Gletscher‘, bei denen die Firnschicht fehlt – können das Wasser nicht aufnehmen und weisen es ab“, weiß Mair. <h3> „Man muss sich ständig an das, was die Natur vorgibt, anpassen“</h3>Dadurch gelangt es ungehindert in die Bäche und Hochtäler, wo es Murgänge begünstigen kann. Passieren könnten solche Ereignisse überall, besonders anfällig sind jedoch Wiesen, Äcker und Feldwege mit schlecht geregelten Wasserführungen. Auch Hochgebirgstäler gelten als gefährdet. Ein zentrales Element zur Prävention ist der Gefahrenzonenplan. Dieser berechnet und simuliert potenzielle Risikobereiche und sei laut Mair bis zu einem gewissen Grad verlässlich. Angesichts der steigenden Niederschlagsmengen müsse er in Zukunft allerdings neu berechnet werden. „Aktuell kann man mit der derzeitigen Situation noch Schritt halten“, erklärt Mair und warnt jedoch: „Man muss sich ständig an das, was die Natur vorgibt, anpassen.“<BR /><BR />Ein weiterer zentraler Baustein im Umgang mit Extremwetterereignissen ist die rechtzeitige Warnung, etwa durch den Warnlagebericht. Wie die Agentur für Bevölkerungsschutz betont, sei dieser ein wesentlicher Bestandteil des integralen Risikomanagements für Naturgefahren.