SBB-Obmann Gasser spricht über aktuelle Knackpunkte wie Pflanzenschutz, das Wolfsgesetz und Biodiversitätsrichtlinien. Außerdem geht er auf die Stärken des Bauernbundes ein. <BR /><BR /><b> Herr Gasser, was ist das für ein Bauer, der nun die Geschicke des Landesverbandes leitet? </b><BR />Daniel Gasser: Ich bewirtschafte einen Milchviehbetrieb in der Feldthurner Fraktion Schnauders auf 1065 Meter Meereshöhe. Wir haben 35 Milchkühe mit Nachzucht, zum Hof gehören 22 Hektar Wiesen, 17 Hektar Wald sowie 8 Hektar Almgrund auf dem Kühberg in der Gegend vom Latzfonser Kreuz. Zusätzlich dazu betreiben wir Urlaub am Bauernhof.<BR /><BR /><b>Wie viele Hände braucht es zur Bewirtschaftung?</b><BR />Gasser: Meine Familie ist stark eingebunden, damit alles gut läuft. Neben meiner Frau Anita ist dies vor allem unser ältester Sohn Fabian, der die landwirtschaftliche Ausbildung abgeschlossen hat und sich nun mit großer Freude am Hof einbringt. Die 3 jüngeren Kinder Johannes (18), Martin (16) und Verena (14) besuchen noch die Schule. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="993907_image" /></div> <BR /><BR /><b> Was möchten Sie nun als neuer SBB-Obmann angehen? </b><BR />Gasser: Zunächst einmal möchte ich sagen, dass der Verband sehr gut dasteht und super organisiert ist. Ich habe ja schon auf unterschiedlichsten Ebenen im Bauernbund mitgearbeitet, war die vergangenen 5 Jahre Obmann-Stellvertreter. Die Themen, denen wir uns nun verstärkt stellen wollen, sind vielfältiger Natur, man hört und liest davon auch viel. So werden unsere kleinstrukturierten Höfe viel stärker von den Auflagen der EU getroffen als etwa die Großbetriebe in der Poebene oder in Deutschland. Es gibt mehrere Sachen, die uns das Leben hart machen.<BR /><BR /><b> Zum Beispiel?</b><BR />Gasser: Ich denke etwa an die Thematik des Pflanzenschutzes oder an die Biodiversitätsstrategie der EU. Wir Bauern wollen uns ja ständig verbessern, wie etwa auch der integrierte Anbau unter Beweis stellt. Oder wenn zum Schutze der Biodiversität auch kleinere Höfe einen Teil ihrer Fläche stilllegen sollen, dann sinken die ohnehin schon dürftigen Erträge nochmals. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="993910_image" /></div> <BR /><BR /><b>Sind die Ausblicke tatsächlich derart düster?</b><BR />Gasser: Vorerst ist es Herbert Dorfmann gelungen, das Gröbste abzuwenden, aber man muss dranbleiben. Oder nehmen wir das Thema der Anbindeställe, die nun vor allem in Deutschland unter massiven Druck geraten sind. Wir versuchen hierbei unsere Viehbauern zu begleiten, denn auch ein Anbindestall hat zweifellos seine Vorteile, und jeder Neubau ist mit Kosten verbunden. Ein weiterer Brennpunkt ist der Schutz von Grund und Boden, etwa wenn es um Zugstrecken oder Seilbahnprojekte geht.<BR /><BR /><b>Man hat den Eindruck, dass sich immer wieder neue Fronten auftun. Bräuchte es mehr Sensibilisierung?</b><BR />Gasser: Es ist tatsächlich so, dass wir uns alle immer stärker zu Spezialisten entwickelt haben und das Verständnis für die anderen Berufsgruppen abnimmt. Wir wissen um die Notwendigkeit, unsere Arbeit der Bevölkerung näherzubringen, weshalb es schon Initiativen wie „Mein Südtiroler Bauer“ gibt. In den Schulen erzählen Bäuerinnen von den vielen Tätigkeiten in den Höfen, auch die Bauernjugend verfolgt mehrere Projekte. <BR /><BR /><b>Wie blicken Sie auf die Proteste der Bauern in mehreren europäischen Ländern?</b><BR />Gasser: Man merkt, dass es neben spezifischen Themen auch um Wertschätzung für den Bauernstand geht. Das ist zwar auch bei uns Thema, aber im Landesbauernrat vor einer Woche waren wir der Meinung, erst mal abzuwarten. Wir wollen nun die neue Landesregierung und den neuen Landesrat Luis Walcher erst mal arbeiten lassen. Aber klar sind wir solidarisch mit unseren europäischen Kollegen.<BR /><BR /><b>Der Bauernbund hat das Image einer überaus effizienten und einflussreichen Interessenvertretung. Was macht dieser Verband besser als andere?</b><BR />Gasser: Jeder Verband versucht das Beste für seine Mitglieder erreichen. Wir haben einen guten Zusammenhalt und sind bemüht, immer nah an unseren Leuten zu sein und ihr Vertrauen zu rechtfertigen. Außerdem ist in unserem Statut verankert, dass wir uns politisch engagieren wollen und dem leisten wir Folge.<BR /><BR /><b>Wie sieht die Marschroute in Sachen Wolf und Bär aus? </b><BR />Gasser: Zunächst einmal schauen wir darauf, wie es mit dem Landesgesetz bzw. der Aussetzung durch das Verwaltungsgericht weitergeht und wo nachgebessert werden muss. Nachdem die Wolfspopulation in ganz Europa zunimmt, dürfte der Schutzstatus bald sinken, was Entnahmen einfacher macht. Unser Ziel ist es, die Almwirtschaft und die Weidegebiete zu schützen. <BR /><BR /><b>Sehen Sie ein Rezept, um die Arbeit der Bauern besser bzw. gerechter zu honorieren?</b><BR />Gasser: In Südtirol haben wir ein gut funktionierendes Genossenschaftssystem, deshalb stehen wir bei Wein- und Obstbau gut da und erzielen auch bei der Milch höhere Auszahlungspreise. In einer klein strukturierten Landwirtschaft kann es nur so funktionieren – wir müssen uns gemeinsam vermarkten, damit alle profitieren. Es geht nur mit Zusammenhalt.