Auf dem schmalen Grat zwischen öffentlicher Sicherheit und Überwachung: Die Passerstadt setzt auf intelligente Technologie. <BR /><BR /><BR /><i>Von Luise Malfertheiner</i><BR /><BR />Sitzt man in der Einsatzzentrale der Stadtpolizei im 1. Stock des Rathauses, glaubt man inkognito die ganze Stadt im Blick zu haben. Dutzende kleine und größere Monitore zeigen Ausschnitte der Stadt, neuralgische Verkehrspunkte, beliebte Fußgängertreffs wie die Wandelhalle, wo sich gerade Kinder am Boden wälzen und sie Großeltern sitzend von der Bank aus beobachten.<BR />„Jede Installation einer Kamera, die Menschen beobachtet und Gesichter zu erkennen sind, muss im Regierungskommissariat samt Begründung beantragt werden“, sagt Stefano Broggi, Vizekommandant der Meraner Stadtpolizei.<BR /><BR /><b>Kameras erkennen und zählen Pendler</b><BR /><BR />Der Preis für eine Videokamera schwankt zwischen ein paar Hundert Euro und Tausende Euro. Dank Funksignal und WiFi liefere eine Kamera sofort nach ihrer Installation Daten, sagt Locatelli. David Locatelli betreut mit seiner Firma Ithel, die auch die Stadt Barcelona als Kunde hat, die Videoüberwachung in Meran und Partschins mit insgesamt rund 150 Kameras. <BR /><BR />„Die Kameras werden immer intelligenter. Sie erkennen und zählen Fußgänger, können Fahrräder und Motorräder, Lkw und Busse unterscheiden und zählen alle Verkehrsteilnehmer. Sie zählen Fahrzeuge mit geraden und ungeraden Zahlen in der Kenntafel und können sogar herausfiltern, wie viele der Verkehrsteilnehmer Pendler sind. Das sind wichtige Erkenntnisse bei der Erstellung des Mobilitätsplans“, sagt Locatelli.<BR /><BR /><b>Wo sich ein Stau bildet</b><BR /><BR />Gleichzeitig ist anhand der Kameras sofort erkennbar, warum und wo sich ein Stau bildet. Demnächst werden die Daten, die die Verkehrszähler, die sich vor jeder Ampel im Boden befinden, mit allen anderen Verkehrsdaten zusammengeführt. „Zudem möchten wir die Umweltdaten des Landes zu den Abgasen – Kohlenmonoxid und Stickstoffoxid – in die Verkehrsdaten einfließen lassen, um verstehen zu können, wie Verkehr am besten gemanagt werden kann“, sagt David Locatelli. <BR /><BR />Aber das ist noch nichts zu jenen Kameras, die die Kenntafeln der Autos scannen, deren Daten parallel und in Echtzeit ins Transportministerium und zu den Versicherungsgesellschaften sendet. „Dabei wird unmittelbar geprüft, ob das Fahrzeug versichert, ob die Revision durchgeführt und ob es als gestohlen gemeldet ist“, sagt Broggi. <BR /><BR />Während er das ausgeklügelte System der Verkehrsüberwachung erklärt, summt und surrt neben ihm ein Tablet. Es zeigt das Standbild eines Kleinwagens samt Kenntafel und dem Hinweis, dass das Fahrzeug bereits seit 2016 nicht mehr versichert wurde. „Weil derartige Vergehen vor Ort von uns beanstandet werden müssen, ist es so, dass wir uns als Streife ein paar Hundert Meter hinter der Kamera postieren und dann die Fahrzeuge samt Lenker gezielt aus dem Verkehr ziehen“, sagt Broggi.<BR /><BR /><b>Menschenansammlungen orten</b><BR /><BR />Überwacht werden auch Schulen, weil sie Besitz der Gemeinde sind. „In der Zeit, in der sich dort Schüler aufhalten, sind die Kameras aus. Minderjährige dürfen nicht gefilmt werden“, sagt Stefano Broggi. Erst nach Schulende gehen die Kameras an. Immer aktiv sind hingegen die Kameras, die die Wertstoffinseln überwachen. „Und es ist uns aufgefallen, dass die Müllsünder, die dort illegal ihren Müll zurücklassen, wohnen nicht dort, sondern kommen von auswärts. Die Anrainer haben Angst, von Nachbarn gesehen zu werden“, weiß Broggi.<BR /><BR /> Aber es werde nicht nur auf Kameras gesetzt, sondern auch auf die Bluetooth-Signalzähler des Landes. „So kann beispielsweise in diesen Corona-Zeiten sofort erkannt werden, ob es zu Menschenansammlungen kommt“, sagt Locatelli.<BR /><BR />Schon bald sollen die Meraner Stadtpolizisten mit Bodycams ausgerüstet werden. Früher seien Gewerkschafter skeptisch gewesen – „da werden die Polizisten überwacht“ –, heute werden Bodycams auch von den Genossen begrüßt – zur Sicherheit der Kollegen. „Auch diese Bilder werden direkt in die Einsatzzentrale gesendet“, sagt Broggi. Die Stadtpolizei müsse im Bilde sein. „Einem Bürger zu sagen, das wissen wir nicht, können wir uns nicht leisten“, sagt Broggi.<BR />