Der soziale Verein „SOS Bozen“ und die Gruppe „Antenne Migranti“ erheben schwere Vorwürfe: In einer Presseaussendung am Sonntag erzählen sie von dem Schicksal eines minderjährigen Buben, bereits gesundheitlich beeinträchtigt, der gemeinsam mit seiner Familie in Bozen Hilfe und Aufnahme sucht - und nur den Tod findet.Die 6-köpfige Familie, ursprünglich aus Kirkuk, 250 Kilometer von Bagdad entfernt, war im Dezember 2015 nach Schweden ausgewandert, wo ihr Antrag auf Asyl nach 2 Jahren schließlich abgelehnt wurde.Familie schlief unter BrückeUm nicht wieder in den Irak abgeschoben zu werden, verließ die kurdische Familie Schweden freiwillig und kam am Sonntag, 1. Oktober, mit dem Zug in Bozen an. Dort verbrachten die Eltern und ihre 4 allesamt minderjährigen Kinder die erste Nacht unter einer Brücke.Am Montag wandten sie sich hilfesuchend an die Caritas, anschließend an Volontarius. Schließlich wurden sie am Nachmittag auf die Quästur gebracht, die jedoch bereits geschlossen war. Sie wurden auf den nächsten Tag vertröstet, während der Betrieb für Sozialdienste ablehnte, sich des Falles anzunehmen, heißt es in dem Schreiben von „SOS Bozen“.Bereits an diesem ersten Tag sei der im Rollstuhl sitzende Adan wegen Schmerzen und Atemnot ins Krankenhaus gebracht worden. Die Familie übernachtete laut „SOS Bozen“ auf dem Spitalgelände. Für die nächste Nacht organisierte der Verein „SOS Bozen“ ein Hotelzimmer.Am Mittwoch konnte Alan das Krankenhaus wieder verlassen. Erneut verbrachte die Familie den Tag im Freien, diesmal im Bahnhofspark. Für die Nacht konnte wieder eine Unterkunft gefunden werden, doch da das Hotel keinen Aufzug hatte, mussten Alan und sein Vater die Nacht auf dem Boden eines Jugendzentrums verbringen.Niemand konnte die Familie aufnehmenAm Donnerstag blieb die Familie laut „SOS Bozen“ erneut im Freien, nachts schliefen sie auf dem Boden einer evangelischen Kirche, deren Türen nicht verschlossen waren. Der Verein SOS Bozen hatte versucht, eine Bleibe zu organisieren, doch weder Hotels noch Kirchen oder Konvents hatten die nötigen Kapazitäten, die Familie zeitweilig aufzunehmen.Am nächsten Tag soll Alan aufgrund einer Barriere aus seinem Rollstuhl gefallen sein, weshalb er erneut ins Krankenhaus gebracht werden musste. Dort stellte man, so heißt es in dem Schreiben, eine Infektion fest. Am Abend verschlechterte sich laut dem Verein „SOS Bozen“ der Zustand des Buben, dann ging alles ganz schnell: Um 2 Uhr morgens am heutigen Sonntag starb der 13-jährige Alan an einem Herzstillstand. Eine Autopsie soll nun die genaue Todesursache feststellen.Klarer Vorwurf Der Vorwurf der sozialen Vereine hingegen ist klar: „Wer weiß, ob Adan noch am Leben wäre, wenn Länder wie Schweden und Italien sich an die internationalen Konventionen und Minderheitenrechte gehalten hätte“, heißt es in der Aussendung.Grüne: „Verfolgen Fall von Anfang an“Die Grünen Bozen haben sich nach Bekanntwerden des Falles ebenfalls an die Öffentlichkeit gewandt: Sie hätten immer wieder betont, dass man Menschen mit Beeinträchtigung ebensowenig wie Schwangere, Mütter von Kleinkindern, Kranke, Minderjährige oder deren Familien nicht abweisen dürfe.Personen mit so einem Hintergrund müssten, so die Grünen, umgehend aufgenommen werden, ihre internationalen Asylrechte müssten respektiert werden.Den Fall von Alan und seiner Familie hätten sie bereits seit deren Ankunft in Bozen verfolgt. Sie fordern nach diesem traurigen Vorfall erneut, der Familie eine Unterkunft und Hilfestellung zu geben.stol