Eines gleich vorweg: Das Thema Misshandlung von Kindern ist ein unglaublich komplexes. Die häufigste Form ist sicher die körperliche und seelische Misshandlung. Während erstere aber aufgrund von Verletzungen vielfach offensichtlich ist, bleibt letztere oft unerkannt. <BR /><BR />„Vielfach sind es auch nur kleine Dinge, die die Kinder verletzen“, sagt Dr. Stefanie Plössel, Kinderärztin am Krankenhaus in Schlanders. Dabei wird nur ein Bruchteil aller Fälle sichtbar. „Auf einen gemeldeten Fall kommen in der Regel weitere 8, die im Verborgenen bleiben“, weiß die Ärztin. Die Zahl solcher Fälle ist in Südtirol jedenfalls im Steigen – allein in den vergangenen 5 Jahren um 15 Prozent. <BR /><BR />Die Folgen von Missbrauch von Minderjährigen oder deren Misshandlung auf jegliche Art würden sich laut Dr. Plössel auch noch im Erwachsenenalter auswirken. „Die Opfer werden dann vielfach selber zu Tätern, Mädchen werden dann im Erwachsenenalter häufig zu Opfern“, sagt sie. „Auch Depressionen und Selbstmorde nehmen zu.“<BR /><BR /><embed id="dtext86-62257406_quote" /><BR /><BR />Am häufigsten haben Kinder unter körperlicher, seelischer oder emotionaler Vernachlässigung zu leiden. Während in solchen Fällen meist der soziale Stand der Familie oder eine psychische Erkrankung Ursache ist, betrifft die seelische Misshandlung von Kindern alle Schichten. Mit dem Thema befasst sich heute ein Symposium, das vom Sanitätsbetrieb und der Claudiana organisiert worden ist. <BR /><BR />Ab kommendem Jahr wird dann die Gruppe „PRO Child“ aktiv, eine interdisziplinäre Gruppe bestehend aus Kinderärzten, Pflegekräften, Gynäkologen, Sozialassistenten und Psychologen, die als beratende Kompetenzgruppe Beratungsfunktion übernimmt. Sie soll Fall für Fall bewerten und gemeinsam das weitere Vorgehen bestimmen. „Damit werden wir beim Kinderschutz nicht mehr allein sein“, unterstreicht Dr. Micòl Cont, Primaria der Pädiatrie in Sterzing ( <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/in-suedtirol-kennt-jeder-jeden-das-ist-beim-kinderschutz-ein-riesenproblem" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">siehe Interview</a>).<BR />