Von der Outdoor-Jacke über die Zahnseide bis zur beschichteten Pfanne: PFAS-Chemikalien leisten für eine kurze Zeit hervorragende Dienste, aber danach lagern sie über Jahrhunderte in Wasser, Luft und Boden, weil sie praktisch nicht abbaubar sind. Die EU stellt gerade die Weichen, um diese „Ewigkeitschemikalien“ zu verbieten. Aber sie werden schon seit Jahrzehnten in der Natur abgelagert – kommende Generationen werden also damit leben müssen. Auch in Südtirol. <BR /><BR />Umweltalarm – aber diesmal kommt er auf jeden Fall zu spät. Denn im Unterschied zu vielen anderen Produkten aus den Chemiefabriken ist der Schaden in diesem Fall schon angerichtet, und zwar für lange Zeit. <BR />Denn die wasser-, schmutz- und fettabweisenden per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (Abkürzung PFAS) stecken seit Jahrzehnten in tausenden Dingen des täglichen Gebrauchs. Diese praktisch unverwüstlichen chemischen Stoffe gelangen dann in Luft, Wasser und Boden – und über die Nahrungskette früher oder später in den menschlichen Körper. Studien zeigen, dass sie im Blut der meisten Menschen bereits „mitschwimmen“. <h3> Gefahr für die Gesundheit</h3>Im Körper können die praktischen Helferlein im Alltag zu hinterhältigen Killern werden. Sie stehen im Verdacht, Krebs auszulösen, das Immunsystem zu schwächen und unfruchtbar zu machen. Auch Leberschäden, erhöhte Cholesterinwerte und Diabetes werden mit den „Ewigkeitschemikalien“ in Verbindung gebracht. <BR /><BR />Wie viele Menschen in Europa damit in Gefahr für ihre Gesundheit leben, zeigt erstmals eine <a href="https://www.lemonde.fr/en/les-decodeurs/article/2023/02/23/forever-pollution-explore-the-map-of-europe-s-pfas-contamination_6016905_8.html" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Landkarte der nachweislich belasteten und der möglicherweise gefährdeten Gebiete</a>. Die Proben und Daten wurden in den Jahren von 2003 bis 2023 von Wissenschaftlerteams und Umweltagenturen gesammelt und jetzt von der französischen Tageszeitung „Le Monde“ in Zusammenarbeit mit 17 Projektpartnern veröffentlicht. Demnach gibt es in der EU rund 2100 „heiße“ Zonen mit nachgewiesener und noch einmal 21.000 Zonen mit vermuteter Belastung. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="877883_image" /></div> <BR /><BR />Auf der PFAS-Landkarte ist auch Südtirol vertreten, und zwar mit 7 roten Punkten, an denen die Chemikalien mit Wasserproben nachgewiesen sind. Als gesundheitsgefährdend gelten Werte ab 100 Nanogramm pro Liter (ng/L), alle in Südtirol belasteten Stellen bleiben darunter; der Etschgraben bei Bozen kommt dieser Obergrenze aber schon bedenklich nahe. Hier also die nachweislich belasteten Stellen: <BR /><BR />1. <b>Etsch</b> bei Salurn (12 ng/L)<BR />2. <b>Porzegraben</b> bei Salurn (18)<BR />3. <b>Etsch</b> bei Pfatten (11)<BR />4. <b>Etschgraben</b> bei Bozen (80,9) <BR />5. <b>Etschgraben</b> in der Gemeinde Eppan (30)<BR />6. <b>Gießengraben</b> in Prissian (12)<BR />7. <b>Marlinger</b><b>Mühlbach</b> (11)<BR /><BR />Als möglicherweise belastete Zonen werden in der Landkarte von „Le Monde“ insgesamt 13 Kläranlagen ausgewiesen: Tramin, Branzoll, Meran, Latsch, Mals, Pontives in Gröden, Sompunt in Abtei, Brixen, Sterzing, Vintl, Tobl bei St. Lorenzen, Welsberg (Wasserfeld) und der Flugplatz bei Toblach. <BR /><BR />Was können Verbraucherinnen und Verbraucher tun, um sich selbst und vor allem späteren Generationen diese Belastung zu ersparen? Wie die Verbraucherzentrale Hamburg kritisiert, sei noch sehr wenig möglich, „da die Stoffe nicht deklariert werden müssen und Lebensmittel allenfalls stichprobenartig überprüft werden.“ Ob Alltagsgegenstände PFAS enthalten oder Lebensmittel mit PFAS belastet sind, bleibe in der Regel ein Geheimnis. <h3> Was wir dagegen tun können</h3>Dennoch könne jede und jeder ein paar Vorkehrungen treffen. Dazu die Empfehlungen der Verbraucherzentrale: „Wir raten Ihnen zum Beispiel, auf mit Teflon beschichtetes Back- und Kochgeschirr zu verzichten. Nutzen Sie stattdessen lieber Pfannen aus Edelstahl oder Gusseisen; auch Töpfe mit einer Quarz-oder Keramik-Versiegelung sowie Emaille können Alternativen sein. Verzichten Sie bei Ihrer Schuhpflege auf Imprägniersprays oder fragen Sie zumindest explizit nach einem fluor-freien Mittel. Tragen Sie bei Ihren Outdooraktivitäten geölte oder gewachste Kleidung. Soll es doch Funktionskleidung sein, suchen Sie gezielt nach Ausrüstung ohne fluorierte Chemikalien. Meiden Sie Einwegverpackungen beim Verzehr von To-Go-Getränken und -Lebensmitteln, auch Pizzakarton.“