Es handelt sich nicht um ein Rennen, aber es verlangt den Teilnehmern alles ab. Teamgeist und gemeinsames Fahren sind allemal erwünscht, aber letztlich muss doch jeder und jede selbst die Berge hochstrampeln.<BR /><BR />„Sneak Peak“, was auf Deutsch in etwa mit Gipfelschleicher übersetzt werden kann, wird von seinem Ideator Raphael Albrecht als Bikepacking-Expedition bezeichnet, die von den üblichen Leitgedanken der Ultrarennen – also schneller, brutaler, extremer – klar abweicht. Dennoch fasziniert das Konzept in erster Linie die Hartgesottenen und Verwegenen. Kein Wunder, denn schließlich gilt es, mit dem Rad in einem vorgegebenen Rundkurs Hunderte von Kilometern und Zehntausende von Höhenmetern zurückzulegen. <BR /><BR />„Im vergangenen Jahr war der schnellste Teilnehmer auf der Kurzdistanz 58 Stunden lang unterwegs, während der letzte Fahrer der Adventure-Route nach 16 Tagen ins Ziel kam“, sagt Raphael Albrecht, um die Dimensionen zu verdeutlichen. Allerdings mussten sich die Teilnehmer im vergangenen Jahr mit reichlich Schlechtwetter und sogar Schneefall im slowenischen Triglav-Gebirge herumplagen. Heuer scheinen die Voraussetzungen günstiger. <h3> Vom Martelltal über Pfelders in die Sarntaler Alpen</h3>Und so sind am 4. und 5. September rund 100 Radfahrer auf Mountainbikes und Gravelrädern auf den Talferwiesen in Bozen gestartet, um in drei Kategorien für mehrere Tage die Berge auf ihren Bikes zu erkunden. Die kürzeste Strecke beträgt 490 Kilometer mit 17.000 Höhenmetern, die knackige Adventure-Route dagegen hat auf 1.100 Kilometern rund 40.000 Höhenmeter im Angebot. <BR /><BR />Als Versorgungsstellen und Übernachtungsmöglichkeit gibt es ausgewählte Berg- und Schutzhütten, die zugleich als Checkpoints dienen, darunter beispielsweise die Zufallhütte im Martelltal, das Berggasthaus Eishof in Pfelders oder die Schutzhütte Latzfonser Kreuz in den Sarntaler Alpen. Die lange Route führt die Rad-Abenteurer u.a. rund um das Brenta-Massiv bis in die Schweiz, dann zurück über das Vinschgau in die Texelgruppe und über das Sarntal schließlich in die Dolomiten, wo in ausgiebigen Schleifen sogar noch die Belluneser Dolomiten und weiter südlich die Lagorai-Kette durchstreift werden.<BR /><BR /> Schotterwege, Singletrails und asphaltierte Straßen werden miteinander kombiniert, an manchen Teilstrecken wird man die Räder schieben und sogar tragen müssen. Als Start und Ziel dient die Minigolfanlage beim Ahoi in Bozen. <h3> Nachhaltigkeitsgedanke im Vordergrund</h3>„Es ist mit Sicherheit eine der härtesten Routen weltweit, aber es ist eine Veranstaltung für Bikepacker, die ähnlich ticken, und deshalb sollen die vielen Eindrücke auch geteilt werden können“, verdeutlicht Albrecht seine Idee. Die lockere und freundschaftliche Atmosphäre, der hohe Erlebniswert, die sportliche Herausforderung, die Verköstigung auf den Hütten, das Gesamterlebnis in einer einmaligen Bergregion – all das dürfte wohl den besonderen Reiz von „Sneak Peak“ ausmachen. <BR /><BR />Der älteste Teilnehmer ist 65, die jüngste Fahrerin zarte 18, das Feld umfasst 13 Nationen, wobei Deutschland das Gros der Radler darstellt. Besonderes Augenmerk legt Raphael Albrecht auf den Nachhaltigkeitsgedanken der Veranstaltung, er betont: Sämtliche Teilnehmer sind mit Auto oder Zug angereist, das Feld soll auf der Strecke keine Spuren hinterlassen, zudem wird der verursachte CO₂-Ausstoß kompensiert. <BR /><BR />Die allermeisten Bikepacker dürften zwar versuchen, die Strecken schnellstmöglich zurückzulegen und die Pausen kurz zu halten, jedoch sollten Wettbewerb und Zeitdruck bei den Bergschleichern keine Rolle spielen. „Ich werde warten, bis auch der allerletzte Teilnehmer seine Strecke in Bozen beendet hat – und wenn es wieder 16 Tage sind“, meint Raphael Albrecht lachend.