Keine Spritze, allein schon wegen der Hitze? Prof. Dr. Christian Wiedermann, Koordinator der Forschungsprojekte am Institut für Allgemeinmedizin und Public Health der Claudiana Bozen, erklärt, ob wir uns mit der Auffrischung doch noch etwas Zeit lassen können – oder nicht. <BR /><BR />Prof. Dr. Wiedermann rät Risikogruppen zur 4. Corona-Schutzimpfung im Sommer. Nach aktuellem Wissensstand könne berechtigt davon ausgegangen werden, dass die Impfung von Personen mit Risikofaktoren auch bei einer Ansteckung mit der Omikron-Variante BA.5 von Vorteil für die Bevölkerung und das Gesundheitssystem ist, betont Wiedermann. Nach einer Impfung und Infektion bilden sich neutralisierende Antikörper, darunter etwa Immunglobulin A. Diese Antikörper seien die erste COVID-19-Abwehrlinie in der Nasenschleimhaut. <BR /><BR />Die Omikron-Subtypen BA.4 und BA.5 seien ansteckender als frühere Varianten und entgingen eher diesen neutralisierenden Antikörpern. Daher komme es häufiger zu leichten Infektionen der oberen Atemwege. <h3> Immunität wird stärker</h3> „In der aktuellen Corona-Sommerwelle stehen die leichten Infektionsverläufe im Vordergrund“, erklärt Wiedermann. „Hier ist die 4. Impfdosis ratsam. Sie verbessert nach wenigen Tagen die für leichte Infektionen wichtigen Antikörperspiegel, die von BA.4 und BA.5 zwar besser umgangen werden, sie aber in Summe doch nicht ganz unbeeinträchtigt lassen“, erklärt Wiedermann. <BR /><BR />„Antikörper und zelluläre Immunität sind nicht bei allen Menschen gleich gut ausgeprägt. Diese Immunstärke nimmt mit zunehmendem Alter ab und ist schwächer bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, bei Herzinsuffizienz und Folgen eines Herzinfarkts, bei Lungenerkrankungen, Niereninsuffizienz, bei Tumorerkrankungen, Leberkrankheiten, bei schweren neurologische Leiden, bei Behandlungen, die das Immunsystem beeinflussen sowie bei anderen Risikofaktoren wie Übergewicht.“<BR /><BR /><BR /><BR /> Die natürliche Immunität eines Menschen wachse sowohl durch natürliche Infektionen als auch durch Impfungen. So würden Zweifach-Impfstoffe – beispielsweise jene von AstraZeneca, Pfizer und Moderna – bei den Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 nach wie vor einen hohen Schutz bieten vor schweren Erkrankungen. „Angesichts der <BR />Virusentwicklung ist heute allerdings davon auszugehen, dass vollimmunisiert nur ist, wer zusätzlich zum Zweifach-Impfstoff auch eine Auffrischungsdosis – also zumindest einen Booster – erhalten hat. Tatsache ist, dass viele Menschen in Südtirol die dritte Dosis noch nicht erhalten haben“, erläutert Wiedermann. <h3> Gefahr einer Impflücke</h3>„Durch die Impfung werden sowohl die Antikörperspiegel als auch die zelluläre Immunität wieder angehoben und damit auch der sofortige Schutz gegen leichte Infektionen mit Omikron wie auch der Schutz vor schweren Infektionen.“<BR /><BR />Eine 4. Impfung im Sommer könne einer Corona-Herbstwelle vorbeugen. „Die Vorbeugung ist darauf zurückzuführen, dass die T-Zell-Immunität der Impfstoffe bei allen Varianten von Alpha bis Omikron erhalten bleibt“, meint Wiedermann. Es sei wichtig, dass die Auffrischung so verabreicht wird, dass die maximal mögliche Antikörperproduktion erreicht wird und keine Impflücke entsteht. „Deswegen sind derzeit 120 Tage empfohlen“, so Wiedermann. Bis Herbst sollen die Impfstoffe an BA.4 und BA.5 angepasst werden. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR />