Wie bekannt, sind landesweit, besonders aber im Pustertal, größere Flächen – darunter auch viel Schutzwald – von einem massiven Borkenkäferbefall betroffen. Ein effizientes Einschreiten ist nur sehr bedingt möglich, weil betroffene Flächen meist erst dann ausgemacht werden können, wenn die Bäume verbraunen und der Käfer den Schaden bereits angerichtet hat. Ein weiteres Problem liegt darin, dass jüngste Beobachtungen zeigen, dass der Käfer sich in bisher nicht angetastete Höhen vorwagt und damit sein Verbreitungsgebiet deutlich ausweitet. <BR /><BR />Wie Amtsdirektor Wolfgang Weger erklärt, ist der Borkenkäfer in gesunden Waldbeständen immer präsent, jedoch im Normalfall endemisch und damit in einem vertretbaren, bis zu einem bestimmten Grad sogar für den Wald und seine Regeneration nützlichem Ausmaß.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="872351_image" /></div> <h3> Zu trockener Sommer</h3>Die Schad-Ereignisse seit 2018 – Sturmwind- und Schneedruckschäden –, vor allem aber der trockene Sommer 2022 haben dazu geführt, dass sich in tieferen Lagen des Einzugsgebiets des Forstinspektorates Bruneck erstmals nicht nur 2 Generationen des Käfers in einer Sommersaison entwickeln konnten, sondern noch eine dritte. Damit kam es zu einer verschärften epidemischen Verbreitung.<BR /><BR />Aktuell sind es noch wenige Wochen, in denen vorbeugende Arbeiten im Wald durchgeführt werden können, bevor die in der Borke überwinternden Käfer wieder ausfliegen. Bisher war eine Entnahme betroffener Bäume sehr schwierig, weil die Orientierung nach dem Zustand der Bäume (Kronenfarbe) erfolgen musste.<h3> Befallene grüne Bäume reflektieren Strahlung</h3>Genau hier hat dieses Pilotprojekt zur Früherkennung von befallenen Waldbereichen angesetzt. „Befallene, aber noch grüne Bäume reflektieren Strahlung bestimmter Spektralbereiche, die das menschliche Auge nicht mehr wahrnehmen kann, sie aber auf einen bereits beginnenden Stresszustand der Bäume hinweisen “, sagt Weger.<BR /><BR />Mit einem speziellen Falschfarbfilm konnte man schon lange vor der Digitaltechnik in der Fotografie Aufnahmen im nahen Infrarotbereich machen. Dank der modernen Digitaltechnik können heute deutlich detailliertere Spektralbereiche erfasst werden, wodurch Aufnahmen von Waldbereichen möglich sind, die mit freiem Auge noch nicht als vom Borkenkäfer befallen erkennbar sind. Damit ist ein deutlich effizienteres Eingreifen in der Bekämpfung möglich, erklären die Experten.<BR /><BR />Im Forstinspektorat Bruneck wurde für Aufnahmen dieser Art im Herbst 2022 eine spezialisierte Firma gesucht und gefunden, welche die technischen Voraussetzungen hat, so genannte Hyperspektralaufnahmen großflächig aus dem Flugzeug durchzuführen. Zusammen mit diesen Spezialaufnahmen wurden über die Laserscan-Methode ein entsprechendes Geländemodell sowie ein Orthofoto (entzerrtes Luftbild) erstellt. Die Hyperspektralaufnahmen konnten damit integriert werden, um so das Gesamtbild und die darin sichtbaren befallenen Gebiete geografisch einordnen zu können.<BR /><BR />„Es hat sich gezeigt, dass die Ergebnisse dieser Methode im Vergleich zu Satellitenbildern oder Fotoaufnahmen mit Hubschraubern bzw. Drohnen am aussagekräftigsten für einen effektiven Eingriff sind“, sagt Forststationsleiter Stefan Schwingshackl.<BR /><BR />Durch die Früherkennung mittels Hyperspektraltechnik werden vom Borkenkäfer befallene Bäume ausfindig gemacht, wo Larven und Jungkäfer noch in großer Anzahl in der Borke vorhanden sind. Die Entnahme und der rechtzeitige Abtransport genau dieser Bäume sind wichtig. Um möglichst passende Ergebnisse zu erhalten, wurde das Projekt so spät wie möglich im Herbst – Ende September bis Anfang Oktober – in einem günstigen Wetterfenster durchgezogen.<BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="872354_image" /></div> <h3> Lage verändert sich schnell</h3>„Zahlreiche technische Bearbeitungen und Berechnungen waren notwendig, um dann aussagekräftige Bilder vorlegen zu können“, erklärt Projektkoordinator Klaus Oberlechner. Könnte man das Projekt heuer fortsetzen, wären einige Vorarbeiten nicht mehr notwendig und die wertvollen Erkenntnisse zur weiteren Ausbreitung des Borkenkäfers könnten leichter gewonnen werden.<BR /><BR />„Das Problem bei allen derartigen Kontrollen ist, dass sich die Situation innerhalb eines Sommers und somit von einem Jahr zum nächsten aufgrund der massiven, exponentiellen Verbreitung sehr schnell verändert“, sagt Weger.<h3> Frisch befallene Bäume sind noch verwertbar</h3>Ein weiterer, vor allem für den Waldbesitzer nicht unwesentlicher Nutzen dieses neuartigen Erfassungssystems ist es, dass gerade erst frisch befallene Bäume wirtschaftlich noch gut verwertbar sind. <BR /><BR />Generell, so betont die Forstbehörde, liege viel Verantwortung nach wie vor beim Waldbesitzer. „Die Auswertungen des Projektes ergeben einen Situationsbericht. Es liegt an dem oder – vor allem, wenn größere Flächen betroffen sind – an den jeweiligen Waldbesitzern, sich zusammenzutun, um gemeinsam einzuwirken, den Befall zu bekämpfen und das für sie noch bestmögliche Resultat der Maßnahme zu erreichen“, sagt Oberlechner. Darauf wurde auch in den zahlreichen im Forstinspektorat Bruneck abgehaltenen Informationsveranstaltungen hingewiesen. Nachdem nun die ausgearbeiteten Ergebnisse vorliegen, freuen sich die Forstbeamten über die wertvollen Erkenntnisse, die aus den Bildern abgelesen werden können.<BR /><BR />Auch die Mitarbeiterinnen im Regional-Management LAG Pustertal, Koordinatorin Caroline Leitner und Projektmanagerin Elisa Golser, zeigen sich erfreut über das sehr aussagekräftige Ergebnis: „Dieses Projekt ist ein Beispiel dafür, wie innovative Herangehensweisen dazu beitragen können, ökologische Herausforderungen zu bewältigen und die Region nachhaltig zu gestalten. Das Team des Forstinspektorats Bruneck hat vorbildliche Arbeit geleistet und wir hoffen, dass diese Art von Monitoring auch weiterhin praktiziert werden kann, um unsere Wälder langfristig zu schützen und zu erhalten“, sagt Leitner.<h3> Ein einzigartiges Projekt</h3>In der gesamten, 51.000 Hektar großen Waldfläche im Zuständigkeitsbereich des Forstinspektorates Bruneck wurden mit dem Pilotprojekt rund 35.000 Hektar erfasst. Dazu wurden von einem Flugzeug aus Hyperspektralaufnahmen des gesamten Projektgebietes erstellt. Die Auswertung der Daten liefert präzise Werte auch über befallene Bäume mit noch grünen Kronen, die schließlich kartografisch dargestellt werden können. Das Projekt wurde über Leader gefördert. Sollte es heuer zu einer Fortsetzung kommen, so wäre dies mit wesentlich geringerem Arbeits- und Finanzaufwand möglich.<BR /><BR />