Seit Mitte Mai sind die Schafe der Nutzungsinteressentschaft Martell auf der Alm. „Das Jungvieh werden wir in zwei Wochen auftreiben und das Melkvieh in drei Wochen“, berichtet Obmann <b>Sepp Maschler</b>. Acht Hirten beaufsichtigen die Tiere. Trotzdem hat der Wolf schon zugeschlagen und drei Schafe gerissen. „Jeden Morgen fürchten sie, dass sie ein größeres Massaker vorfinden“, erzählt der Obmann. <h3> Von 1200 auf 700 Schafe in 15 Jahren</h3>So würden die Hirten die Freude an ihrer Arbeit verlieren. Den Tierhaltern gehe es gleich. „Einige Bauern lassen die Schafe deshalb im Sommer im Tal, andere geben die Schafhaltung überhaupt auf“, sagt Maschler.<BR /><BR /> Vor 15 Jahren betrug die Zahl der Schafe auf der Alm noch 1.200, heuer sind es um die 700. „Das Wolfsproblem trägt erheblich dazu bei, dass die Schafzüchter diese Entscheidung treffen“, so Maschler. Niemand halte schließlich ein Schaf, um es qualvoll auf dem Berg zugrunde gehen zu lassen. <BR /><BR />„Wenn die Schafe weg sind, ist das Jungvieh das nächste, das angegriffen wird, denn die Wölfe suchen sich immer das Schwächste aus.“ Im Schweizer Kanton Graubünden wurden zwischen September 2024 und Januar 2025 48 Wölfe präventiv entnommen. „Das ist auch für uns gut, weil die Grenze nicht weit entfernt ist“, sagt Maschler. <h3> „Zugewachsene Almweiden sind heute schon sichtbar“</h3>Um die sieben bis acht Bauern der Interessentschaft Planeiler Alm lassen hingegen ihr Vieh heuer im Tal oder haben es bereits verkauft. „Vor 10 Jahren hatten wir noch 800 bis 900 Schafe, jetzt sind es 500“, sagt <b>Johann Telser</b>. Man sei frustriert, nicht nur, aber auch wegen des Wolfs. „Jahrelang wird man hingehalten, wartet und wartet. Aber es passiert nichts“, so Telser. Langfristig würden die Almweiden zuwachsen, das sei schon heute sichtbar.<BR /><BR />Wolfsabschüsse gelten für viele als wirkungsvolle Maßnahme. „Herdenschutz ist in Südtirol nicht möglich“, erklärt <b>Bergbauernvertreter Alberich Hofer</b>. Man sei besorgt, denn überall gebe es derzeit Risse ( <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/sechs-schafe-tot-fuenf-vermisst-wolf-schlaegt-in-rein-in-taufers-zu" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">wir haben berichtet</a>). Trotzdem werde der größte Teil des Viehs im Land aufgetrieben. „Wir sind auf die Alm angewiesen. Es geht um Tierwohl, und darum, die Futterreserven zu schonen.“ <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1174356_image" /></div> <BR />Auch in Rein in Taufers denkt man so. „Wir bringen das erste Vieh in dieser Woche hoch, auch wenn wir ein mulmiges Gefühl haben. Erst vor Kurzem hatten wir Wolfsrisse“, sagt <b>Walter Hainz</b>, Mitglied bei der Interessentschaft Oberkofler Alm und Vizeobmann des Bauernbund-Bezirks Pustertal. Es gehe nicht nur um die Gesundheit der Tiere, sondern auch um die Almprämie, eine Förderung, die an den Auftrieb gebunden ist. <BR /><BR /><embed id="dtext86-70126048_quote" /><BR /><BR />Mancherorts wird nur noch das Rindvieh auf die Alm getrieben, etwa bei der Interessentschaft Obere-Innere Laugenalm am Deutschnonsberg. „Wegen des Wolfs bringen wir seit einigen Jahren keine Schafe mehr hoch“, sagt <b>Theodor Weiss</b>. Die Züchter hätten sie verkauft oder würden sie auf anderen Almen den Sommer verbringen lassen. <BR /><BR />Der für Landwirtschaft zuständige Landesrat <b>Luis Walcher</b> erklärt gegenüber „StolPlus“, dass „ein Abschuss nur ermöglicht werden kann, wenn die Voraussetzungen gegeben sind. Nach der Entscheidung des EU-Parlaments zur Herabsenkung des Schutzstatus des Wolfs prüfen wir intern die Möglichkeiten, was der beste Weg für Südtirol ist“.