Schon erfasst der Zug einen 16-jährigen Rollstuhlfahrer aus Lana, der Gleis 1 überqueren will, um Gleis 2 zu erreichen. 26 Meter weit wird der Jugendliche mitgeschleift. Um 20.10 Uhr wird er in den Operationssaal geschoben. Er hat überlebt. Wie erstarrt blicken die Wartenden am Bahngleis auf den Unfallort. Jemand greift zum Mobiltelefon, alarmiert die Landesnotrufzentrale. Schon wenige Minuten später treffen der Notarzt des Roten Kreuzes, ein Rettungswagen des Weißen Kreuzes, die Berufsfeuerwehr, Streifenbeamte der Polizei und die Bahnpolizei ein. Sichtlich unter Schock beobachtet der Lokführer die Rettungs- und Bergearbeiten. Rollstuhl zwischen Achsen des Zugs verkeilt.Der elektrische Rollstuhl des Jugendlichen hat sich zwischen erster und zweiter Achse des Zugs verkeilt, der Jugendliche liegt regungslos etwa einen Meter weiter hinten, in Richtung Meran. Vorsichtig ziehen Berufsfeuerwehr und Weißes Kreuz den Körper des Jugendlichen vom Gleiskörper weg. Noch an der Unfallstelle muss er vom Notarzt des Roten Kreuzes intubiert werden. Mit schweren Verletzungen wird er ins Bozner Krankenhaus gebracht. Ersten Angaben zufolge dürfte sich der junge Mann einen komplizierten Bruch des linken Oberschenkels, eine Teilamputation des rechten Fußes und ein Gesichtsschädeltrauma zugezogen haben. Um 20.10 Uhr wurde er in den Operationssaal geschoben. Die Operation dauerte mehrere Stunden. Derweil liefen die Ermittlungen am Unfallort. Die Polizei befragte Zeugen des Unfalls. „Er fuhr ziemlich schnell über die Rampe und dann in Richtung Gleis. Es schien, als könnte er nicht mehr bremsen“, sagte eine junge Zeugin. Sie zog zitternd an ihrer Zigarette. Sie hatte auf ihren Freund gewartet, der im Zug gesessen hatte. „Es ging alles viel zu schnell. Niemand hätte es geschafft, hinunterzulaufen, um ihn zu bremsen“, sagte sie. Alarmsignal nicht gehört, rote Ampel nicht gesehenDie Ermittlungen der Polizei ergaben, dass sich der Zug, der wenig vorher am Bahnhof angekommen war, sich um 17.50 Uhr in Bewegung gesetzt hatte – ein lautes Alarmsignal ertönte. Laut Berechnungen der Experten war er mit einer Geschwindigkeit von 20 bis 25 Stundenkilometern unterwegs. Wahrscheinlich hatte der 16-jährige Rollstuhlfahrer Kopfhörer mit Musik in den Ohren, so dass er das Signal nicht hörte. Er dürfte auch nicht gesehen haben, dass die Ampel am Übergang auf Rot war. Weder ihm noch dem Zugführer gelang es, anzuhalten. 26 Meter weit wurde der 16-Jährige vom Zug mitgeschleift, bis das viele Tonnen schwere Gefährt zum Stillstand kam. Der Zugverkehr musste für die Dauer der Aufräumarbeiten und Ermittlungen – rund zwei Stunden lang – blockiert werden. Sofort wurden Busse als Schienenersatzdienste eingerichtet. Sechs Mann der Berufsfeuerwehr unter der Leitung von Offizier Marco Baldasso bargen mit Hilfe von hydraulischen Scheren und Spreizen das Rollstuhlwrack. Kurz nach 20 Uhr konnten die Schienen wieder freigegeben werden.D