<b>Von Hildegard Kröss<BR /><BR /></b><BR /><b>Herr Alton, nach fast 40 Jahren Erfahrung als Lehrer und intensiver Auseinandersetzung mit Konfliktgesprächen: Was hat Sie dazu bewogen, eine eigene Methode zu entwickeln?</b><BR />Christoph Alton: Zu Beginn meiner Lehrertätigkeit hatte ich eine schwierige Klasse von pubertierenden Jugendlichen: Viele fühlten sich wertlos und hatten „Null Bock“ auf Schule. Ich merkte, dass Konflikte oft aus einem Mangel an Wertschätzung und Verständnis entstehen.<BR /><BR /><b> Wie sind Sie mit diesen Konflikten umgegangen?</b><BR />Alton: Ich gab den Schülern das Gefühl, dass sie etwas wert sind, gab ihnen Raum für ehrliche Äußerungen. Positive Rückmeldungen halfen ihnen, zu wachsen. <BR /><BR /><b>Was genau verstehen Sie unter einer „neuen Sprache“ für Konfliktgespräche, die ohne Verlierer auskommen?</b><BR />Alton: Damit bei Konflikten niemand als Verlierer hervorgeht, sind ehrliche, wertschätzende und ermutigende Worte entscheidend. Dabei ist es wichtig, dem anderen die Möglichkeit zu geben, authentisch zu sein.<BR /><BR /><embed id="dtext86-68744315_quote" /><BR /><b><BR />Welche konkreten Formulierungen oder Worte sind besonders wichtig, um Konflikte konstruktiv zu lösen?</b><BR />Alton: Sprache ohne Verlierer gelingt, wenn jeder der Konfliktbeteiligten ehrlich ist und weiß, dass er selbst einen Anteil am Konflikt hat. Wenn er diesen Anteil zum Thema macht, dem Beteiligten die Möglichkeit gibt, alles frei herauszusagen, ohne ihn zu unterbrechen, dann wird damit Raum geschaffen, um Fehler einzugestehen. Das ist ein Topmodell, bei dem es keine Verlierer gibt.<BR /><BR /><b> Sie betonen, dass Wertschätzung und Empathie die Grundlagen Ihrer Mediation sind. Können Sie uns erklären, wie genau diese beiden Werte in der Praxis zur Konfliktlösung beitragen?</b><BR />Alt<?O_Fett><?_O_Fett>on: Es ist wichtig, das Gegenüber – egal ob Kinder oder Erwachsene – spüren zu lassen, dass sie Wert und Würde haben. Jeder Mensch hat gute Eigenschaften, aber auch Mängel. Wichtig ist, ihm etwas Gutes zu sagen und die Botschaft auszusenden: Du bist für mich wichtig, du bist wertvoll. Auch sollte immer nachgefragt werden, um den Hintergrund des Verhaltens zu verstehen.<BR /><BR /><b>Sie sprechen oft vom „Liebestank“. Was meinen Sie damit?</b><BR />Alton: Jeder Mensch hat von Geburt an einen „Liebestank“, der mit wertschätzenden Worten und Taten gefüllt werden sollte. Wird das unterlassen, entstehen oft störende Verhaltensweisen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-68744319_quote" /><BR /><b>Kann Ihre Mediation auch als Präventionsmaßnahme gegen Gewalt gesehen werden? Wie trägt eine neue Gesprächskultur zur Vermeidung von Konflikten und Aggressionen bei?</b><BR />Alton: Viele aggressive Verhaltensweisen entstehen, weil der „Liebestank“ nicht gefüllt wurde. Ich glaube, dass Menschen, die kriminell werden, oft nie gehört wurden. Das „Goldgraben“ ist eine wichtige Prophylaxe gegen Gewalt. Wer sich wertgeschätzt fühlt, wird weniger zu Gewalt neigen.<BR /><BR /><b>„D“: Sie verwenden die Begriffe „Goldgräber“ und „Mistkäfer“. Was genau meinen Sie damit, wie helfen uns die Begriffe, Konflikte zu verstehen und zu lösen?</b><BR />Alton: „Goldgraben“ bedeutet nichts anderes als die guten Eigenschaften eines Menschen zu entdecken und ihm zu sagen, was gut an ihm ist und ihm mit ehrlichen und positiven Rückmeldungen zeigen, dass er wertvoll ist. So fühlen sich Menschen anerkannt und geliebt, was den Konflikt lösungsorientierter macht. Wir können ein „Goldgräber“ sein oder ein „Mistkäfer“, der auf den Schwächen anderer herumtrampelt.