„Im Namen der Republik Serbien teile ich mit, dass Ratko Mladic verhaftet wurde“, sagte Serbiens Präsident Boris Tadic am Donnerstag in Belgrad. Jetzt könne Serbien „ein unrühmliches Kapitel seiner jüngeren Geschichte“ abschließen. Mladic wird unter anderem für das Massaker von Srebrenica mit rund 8000 Toten verantwortlich gemacht. Der auf einem Bauernhof in Serbien gefasste Ex-General werde in Kürze an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag überstellt, erklärte Tadic.Die jahrelang auf sich wartende lassende Festnahme von Mladic galt als eines der größten Hindernisse bei den Bemühungen Belgrads um eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Entsprechend stellte Tadic klar, dass Belgrad nun als Gegenleistung für die Verhaftung von Mladic einen zügigen EU-Beitritt erwarte. „Ich hoffe, dass jetzt die Türen offen stehen“, sagte der Präsident. „Das ist ein wichtiger Schritt nach vorne für Serbien und die internationale Justiz“, sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso kurz danach am Rande des G8-Gipfels in Deauville. „Die Verhaftung Mladics ist ein gutes Signal in Richtung der EU und Serbiens Nachbar“, sagte Barroso. Die Verhaftung von Mladic öffne auch die Türen für eine Versöhnung auf der Balkanhalbinsel, sagte Tadic. „Die Verhaftung ist wichtig für die Versöhnung“. Serbien schließe damit ein Kapitel seiner Geschichte und befreie sich von einer schweren Last.„Die Gerechtigkeit hat gesiegt“, sagte Semir Guzin, Rechtsvertreter der Vereinigung „Mütter von Srebrenica“, in einem Interview des britischen Senders BBC. Guzin vertritt die Hinterbliebenen des Massakers, bei dem im Sommer 1995 serbische Soldaten nach der Eroberung der UN-Schutzzone Srebrenica rund 8000 muslimische Männer und Jugendliche ermordet und in Massengräbern verscharrt hatten. Auch wenn der Prozess noch bevorstehe, sei mit der Festnahme schon viel erreicht. „Zumindest haben wir die Hoffnung, dass Mladic bekommt, was er verdient“, sagte Guzin.Details zur Festnahme wollte Tadic nicht preisgeben. „Das werden die Vertreter der Sicherheitsbehörden tun“, sagte er.Der Geheimdienst habe den Gesuchten beim Besuch eines Verwandten in dem Dorf Lazarevo bei Zrenjanin im Norden Serbiens verhaftet, schrieb die Tageszeitung „Blic“. Davor hatten serbischen Medien berichtet, der Geheimdienst habe am Donnerstagmorgen einen Mann mit dem Namen Milorad Komadic festgenommen, der auffällig viele biografische Merkmale des ehemaligen bosnisch-serbischen Generals aufweise.Der frühere General der bosnischen Serben wird unter anderem für das Massaker von Srebrenica verantwortlich gemacht. Auch die jahrelange Belagerung von Sarajevo und die vielen Toten in der bosnischen Hauptstadt werden Mladic angelastet, ebenso wie „ethnische Säuberungen“ und die Gräuel in Internierungslagern. Mladic war nach Kriegsende 1995 untergetaucht.Zuletzt war in Serbien ein Kopfgeld in Höhe von zehn Millionen Euro ausgesetzt, die USA hatten zusätzliche 5 Millionen Dollar für seine Ergreifung ausgelobt. „Der Prozess der Auslieferung läuft bereits mit seiner Festnahme“, sagte Tadic zur baldigen Überstellung des Ex-Generals an das UN-Kriegsverbrechertribunal. Ein Bericht des Staatsfernsehens, nach dem Mladic schon am Nachmittag im Flugzeug nach Den Haag saß, wurde offiziell nicht bestätigt. Dort sitzt schon Mladics ehemaliger „Vorgesetzter“, Serbenführer Radovan Karadzic, seit seiner Festnahme 2008 ein. Karadzic hatte jahrelang in Belgrad als Kräuterdoktor und esoterischer Heilpraktiker unter falschem Namen gelebt.dpa