Elisabeth Ebenkofler, Wwe. Oberhollenzer, Jahrgang 1928, kann nicht nur lebendig von ihrer Kindheit und Jugend erzählen, sondern mahnt zeitgleich auch zu Zufriedenheit und Frieden – im Großen wie im Kleinen.<BR /><BR /> Geboren wurde die „Mösse Liese“ als fünftes von acht Kindern beim Gasthof „Moosmair“ in Ahornach. Sie brachte selbst sechs Kinder zur Welt. Nach dem Krieg machte sie eine Ausbildung zur Köchin und arbeitete an verschiedenen Orten in Südtirol.<BR /><BR />Über 70 Jahre lang spielte sie in der Kirche Harmonium und leistete so einen unschätzbaren Beitrag für die Dorfgemeinschaft. Mit leuchtenden Augen und erstaunlicher Klarheit erzählt die 97-Jährige von den 1930er- und 1940er-Jahren. Problemlos kann sie fünf Namen von italienischen Lehrerinnen und Lehrern aufsagen, die in Ahornach unterrichteten, als die deutsche Schule verboten war. <BR /><BR />Das Leben dieser jungen Leute, die von Süditalien in die Berge versetzt wurden, sei alles andere als leicht gewesen. Eine Lehrerin aus Kalabrien habe jeden Tag geweint. Da ihre Familie für Deutschland optiert hatte, durfte sie die letzten beiden Schuljahre den deutschen Unterricht besuchen. 1942 sei sie „ausgeschult“ worden. In dieser Zeit habe sie auch die „Abendschule“ besuchen können.<h3>Harte Zeiten für „Dableiber“ im Dorf</h3>Nach der Option seien Leute gekommen, um die Grundstücke zu vermessen. Denn die Optanten sollten „draußen“ gleich viel Grund erhalten, dazu auch dieselben landwirtschaftlichen Geräte, die sie hier besaßen. Vieles davon sei aber nur versprochen und nicht eingehalten worden. Schlussendlich sei nur eine einzige Familie aus Ahornach gegangen, erzählt die Liese. Das „Hannile“, die einjährige Tochter jener Familie, habe sie selbst den Berg hinuntergetragen, als diese auswanderte. Lange Zeit hatten sie noch Kontakt.<BR /><BR />Elisabeth weiß auch, dass es den „Dableibern“ im Dorf nicht gut erging. „Keiner lieh ihnen mehr das Ross für die beschwerliche Feldarbeit, und auch in der Kirche wollte niemand mehr neben ihnen sitzen.“ Ihr späterer Mann Josef, selbst aus einer „Dableiber-Familie“, musste zuerst bei den Italienern einrücken und später zur Wehrmacht. Im Jahr 1947 kam er aus der Kriegsgefangenschaft heim.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1199331_image" /></div> <BR /><BR />In der Kriegszeit habe man zu Hause nicht wirklich Not gelitten. „Die Menschen haben sich selbst versorgt“, erzählt die Liese, „und bekamen auch Lebensmittelkarten.“ Erinnern könne sie sich zudem an die feierlichen Gottesdienste, die für die Gefallenen gefeiert wurden.<h3> Flieger über Ahornach</h3>Elisabeth weiß auch von Fliegern am Himmel über Ahornach, „gekracht“ habe es aber erst in der Gegend von Innsbruck oder Bozen. In Bad Winkel im Talboden sei einmal eine Fliegerbombe niedergegangen. Dort habe es nach dem Krieg eine Art Munitionslager gegeben, „aus dem meine Brüder und andere Burschen aus dem Dorf einmal Gewehre gestohlen haben, um Eichhörnchen zu schießen“. Sie seien erwischt worden – und hätten den Streich fast mit dem Leben bezahlt, weil man sie für Partisanen gehalten habe.<BR /><BR />Nach dem Kriegsende seien deutsche Soldaten in Uniform – teils auf dem Rückzug, teils aus der Kriegsgefangenschaft der Alliierten geflohen – ins Dorf gekommen. „Hier bettelten sie um ein normales Gewand.“ An die US-amerikanischen Soldaten hat die Liese gute Erinnerungen. Das seien „guita Leit“ gewesen, habe man gesagt, weil sie den Kindern Schokolade gaben.<BR /><BR />Drei ihrer Brüder mussten kurz vor dem Kriegsende in der Franzensfeste Wache halten. Seppl, der Älteste, starb an Diphtherie, nachdem er krank und geschwächt nach Hause zurückgekehrt war. Dort mussten alle Zimmer „ausgespritzt“, also desinfiziert werden, erzählt Elisabeth. Max, ein anderer Bruder, der spätere „Moosmair“-Wirt, fand nach dem Krieg auf der Alm eine Handgranate, hantierte mit dieser herum – obwohl es der Vater verboten hatte – und verlor vier Finger der linken Hand, als das Kriegsrelikt explodierte.<BR /><BR />Für ihren stillen, unermüdlichen Einsatz wurde Elisabeth Ebenkofler Wwe. Oberhollenzer mit der Verdienstmedaille des Landes Tirol ausgezeichnet. Ihre wichtigste Botschaft ist heute, „dass die Leute den Frieden schätzen, also ‚gschoffn‘, und zufrieden sind.“