Die Ermittlungen laufen indes weiter auf Hochtouren. Heute Mittag wird die Carabinieri-Spezialeinheit RIS die Wohnung in Senago, in der der 30-Jährige Giulia tötete, Zentimeter für Zentimeter nach weiteren Spuren und vor allem auch nach der Tatwaffe durchsuchen. <BR /><BR /> Da die Untersuchungsrichterin Alessandro Impagnatiello derzeit nicht wegen Mordes unter Vorbedacht (sprich wegen geplanten Mordes) anklagen möchte, was laut Informationen „La Repubblica“ für Unmut sorgt, haben sich die Ermittler vor allem zwei Ziele gesetzt: Zu beweisen, dass der 30-jährige Barkeeper die Tat sehr wohl geplant hatte und die Suche nach einem möglichen Komplizen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="904673_image" /></div> <h3> Tatwaffe noch in der Wohnung</h3>Noch wurde die Tatwaffe nicht sichergestellt. Bei der Vernehmung am Freitag sagte Alessandro Impagnatiello dazu laut „La Repubblica“ folgendes aus: „Giulia hat sich nicht bewusst selbst verletzt , sondern sie hat sich beim Gemüseschneiden versehentlich am rechten Arm geschnitten(er hatte sich gegenüber seinem ersten Geständnis korrigiert Anm. d. Red.). Dann habe ich das Messer genommen und weitergemacht. Es ist ein kleineres Messer, mit einem schwarzen Griff und einer Stahlklinge von etwa 6 Zentimetern. Ich habe es dann mit Wasser und Seife abgewaschen und es wieder auf den Balken über dem Küchenofen gelegt. Oder vielleicht auf den Kühlschrank.“ Die für heute Mittag angesetzte Untersuchung der Wohnung in der Via Novella in Senago wird darüber und über den Wahrheitsgehalt der Aussagen Aufschluss geben. <BR /><BR />Die Spurentechniker der Mailänder Carabinieri-Spezialeinheit RIS werden dann nämlich Zentimeter für Zentimeter, Raum für Raum, nach Blutspuren und möglichen Anzeichen eines Kampfes durchkämmen. Anschließend werden die Untersuchungen im Keller und rund um die etwa 2 Kilometer von der Wohnung entfernten Garagenbox fortgesetzt. Dort, wo am vergangenen Mittwochabend Giulias Leiche gefunden wurde und die mit Luminol nachgewiesenen Blut- und Schleifspuren das von Impagnatiello errichtete Lügenschloss endgültig zu Fall brachten. <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/mord-an-de-schwangeren-giulia-taeter-recherchierte-vorher-im-internet" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">(Hier lesen Sie mehr dazu)</a><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="904667_image" /></div> <h3> Motiv unklar</h3>Was die Ermittlungen bisher nicht klären konnten, ist laut “La Repubblica„ das Motiv für Alessandros abscheuliche Tat. Auch er selbst war nicht in der Lage, dies zu erklären, als er im Gefängnis San Vittore dazu befragt wurde: „Die Situation war für mich, sagen wir es mal so, stressig“, antwortete er recht gleichgültig. „Aber ich hatte kein wirkliches Motiv, weder Wut noch Rachegelüste.“<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="904670_image" /></div> <h3> Neue Erkenntnisse durch Aussagen des Hausmeisters</h3>Unterdessen liefert der Haumeister des Wohnblocks, indem Giulia und Alessandro wohnten, neue Erkenntnisse. Er erklärte, dass er Impagnatiello am Dienstag um 8.40 Uhr mit seinem T-Roc in die zum Haus gehörige Garage einfahren sah. In jene Garage, in die Alessandro laut eigener Aussage die verkohlte Leiche von Giulia nach einem Gang durch den Keller gebracht hatte. <BR /><BR />Seine vorherigen Schritte in der Nacht vom Samstag, 27. Mai – nachdem er Giulia zwischen 19.05 und 20.31 Uhr getötet hatte – und im Morgengrauen des Sonntags, den 28. Mai, waren von der Überwachungskamera des Nachbarn, einem Carabiniere, aufgezeichnet worden. Die erste Bewegung von der Garage in Richtung des draußen geparkten Autos war um 3.22 Uhr. Da war er gerade von dem verzweifelten Versuch zurückgekehrt, seine 23-jährige 2. Freundin A. davon zu überzeugen, dass alles geklärt sei, dass Giulia weg sei und er, Alessandro, frei sei. <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/mord-an-giulia-tramontano-schockierende-aussagen-der-2-frau" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">(Hier lesen Sie mehr zu den schockierenden Aussagen der 2. Frau und über die Stunden vor der schrecklichen Bluttat)</a>. <BR /><BR />Auf diesen Aufnahmen zu erkennen ist, dass er etwas unter der Achselhöhle trug, „so etwas wie ein weißes Tuch oder Plastik von etwa 50 Zentimetern Größe“, wie die Carabinieri laut „La Repubblica“ erklärten. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits versucht, die Leiche in der mit Alkohol gefüllten Badewanne in Brand zu setzen. Etwas später, um 7.08 Uhr, kam er mit zwei Plastiktüten aus der Einfahrt, von denen die größere mit verbrannter Kleidung und Putzlappen gefüllt war.<h3> Zweifel, dass Alessandro allein gehandelt hat</h3>Impagnatiello schwört, dass er die Leiche allein hinter die Box in der Via Monte Rosa geschleppt hat. In seinem Übermaß an Protagonismus, das er auch bei seinen Verhören vor Richtern und Carabinieri an den Tag legte, schloss er die Beteiligung anderer Personen stets aus. Aber die Zweifel, dass jemand, der ihm nahe stand, ihm geholfen haben könnte, die Überreste von Giulia und Thiago – so hätte das ungeborene Kind heißen sollen – zu entsorgen, bleiben bestehen. Man schaut nach verdächtigen Personen, die das Haus und die Garage aufsuchten und die möglicherweise eine Spur auf den Kameras hinterlassen haben. <h3> Alessandro ohne Verteidigung</h3>In der Zwischenzeit steht Alessandro ohne Anwalt da. Gestern gab der Verteidiger Sebastiano Sartori nach einem erneuten Besuch im San Vittore bekannt, dass er auf sein Mandat verzichtet habe. „Es war eine Angelegenheit zwischen mir und meinem Klienten“, erklärte der Anwalt vor Reportern in der Staatsanwaltschaft und deutete an, dass das Vertrauensverhältnis zu einem „zunehmend verzweifelten“ Klienten zerbrochen sei.