Irgendjemand hat dabei aber vom Start weg seine Hausaufgaben nicht gemacht. Südtirols Gemeinden jedenfalls fehlen nicht nur 140 Mio. Euro, um die Umwelt-Anlage abzuzahlen: Sie wissen nicht einmal über ihre zu erwartenden Einnahmen aus dem Ofen Bescheid. Dieser produziert enorme Mengen an Abwärme.„Die Einnahmen aus dem Verkauf dieser Energie sind derzeit aber eine große Unbekannte“, räumt Gemeinden-Chef Arno Kompatscher nach einer Krisensitzung mit Bürgermeistern und Eco-Center AG ein.Denn: Es gebe zwar eine Machbarkeitsstudie, laut der 25 Prozent der Energie das Krankenhaus und die restlichen 75 Prozent an weite Teile Bozens gehen sollen. Und zwar über die Gesellschaft Ecotherm, an der SEL AG und Bozner SEAB zu je 50 Prozent beteiligt sein sollen.Damit die Energie die Haushalte bzw. das Spital erreicht, müssen diese aber erst mit neuen Leitungen erschlossen werden. „Und da ist noch nichts passiert“, sorgt sich Kompatscher.„In zwei Jahren baut man viel“ „In zwei Jahren baut man viel“, gibt sich Landesrat Michl Laimer optimistisch. Freilich seien die Dinge jetzt anzugehen. „Die Abwärme ist zu nutzen. Alles andere wäre absurd“, verweist Laimer auf ein Grundsatzabkommen, wonach SEL und Bozen die Verteilung der Abwärme über die Ecotherm übernehmen.Die Bozner aber spielen nicht mit. Es gebe zwar ein Abkommen, wonach SEL und SEAB die Verteilung übernehmen. „Das heißt aber noch lange nicht, dass Bozen Millionen Euro in die Infrastruktur investiert“, stellt Vizebürgermeister Klaus Ladinser klar.Zwei Hauptrohre durch die Landeshauptstadt wären nötig: Eines in Richtung Krankenhaus und das andere in Richtung Bozner Boden. Bozen wurde aber bereits der Verbrennungsofen aufs Auge gedrückt.„Dafür sollte die günstige Abwärme in Bozen bleiben, statt dem Bürger für Leitungen erneut in die Brieftasche zu steigen“, so Ladinser. Und überhaupt: Um 100 Prozent der Abwärme zu nutzen, sei man jetzt „sowieso zu spät“ dran.Bozen hat noch einen zweiten Grund, keinen Finger zu rühren. Jeder Kunde, der ans Fernwärmenetz des Verbrennungsofens angeschlossen wird, ist ein Kunde weniger für die SEAB. „Wobei die SEAB der Stadt Bozen zu 100 Prozent gehört, die Verteilergesellschaft Ecotherm aber nur mehr zu 50 Prozent“, so Laimer.SEL zeigt sich zuversichtlichBei der SEL gibt man sich zuversichtlich. Über ihr Fernheizwerk versorgt sie bereits Bozner Au und Wohnbauinstitut. „Unsere Kessel abzuschalten und auf die Abwärme des Ofen umzusteigen, wäre technisch kein Problem“, so Michele Gilardi von der Ecotherm.Dies gilt allerdings nur für den Winter. Im Sommer sinkt der Energiebedarf aber auf zehn Prozent. „Die Leute brauchen nur warmes Wasser zum Duschen“, so Gilardi. Unerlässlich sei deshalb die Anbindung des Spitals, wo man das Warmwasser im Sommer zum Kühlen verwenden könnte.Dazu muss zwar wieder investiert werden, und der Wirkungsgrad solcher Wärmetausch-Anlagen ist niedrig: Besser als die Energie verpuffen zu lassen, ist das aber allemal. „Bislang ist um das Spital aber noch kein Meter Leitung verlegt“, so Gilardi. Es gebe aber ein Ausführungsprojekt.In der Chefetage der SEL zeigt man sich abwartend. „Für mich waren die Verbindungsleitungen ein Teil der Infrastruktur, die mit dem Ofen mitgeliefert wird. Wenn das jetzt nicht mehr so ist, dann muss einer zahlen“, so Präsident Klaus Stocker.Die SEL suche nach einer Lösung und könnte vielleicht einspringen. Dann aber sähen die Gemeinden auf Jahre nur wenig Geld für die Abwärme. „Irgendwie müssen wir unsere Investitionen ja ammortisieren“, so Stocker.bv/DMehr zu diesem Thema lesen Sie in der heutigen Ausgabe der Tageszeitung "Dolomiten".