Hätte Verena Harrasser nicht durch eine glückliche Fügung privat eine Lösung gefunden, wäre sie wohl inzwischen arbeitslos.<BR /><BR />Wie prekär die Situation in den Einrichtungen, in denen Menschen mit Beeinträchtigung betreut werden, ist, belegt der Bericht der Mutter des 30-jährigen Philipp. Ihr Sohn sei in der geschützten Werkstatt Trayah in Bruneck betreut worden. Seit über einem halben Jahr könne ihr Sohn aber nur mehr sporadisch in die Werkstatt. Aufgrund fehlenden Personals musste das Angebot reduziert werden. <BR />Wie berichtet, kein Einzelfall im Land. Auch in der Brixner Seeburg musste das Angebot reduziert werden. In der geschützten Werkstatt Kimm in Kardaun ist es ab Mitte Juni soweit.<BR /><BR />„Jetzt konnte mein Sohn 2 Wochen ein Praktikum in der Kunstwerkstatt Akzent in Bruneck machen. Und nächste Woche darf er wieder ins Trayah – wenn es gut geht, bis Ende Juni“, so Harrasser. Wie es danach weitergehen soll und wird, steht derzeit noch in den Sternen. Aufgrund seiner schweren Behinderung reicht für Philipp aber die Tagesbetreuung allein nicht aus. Der 30-Jährige muss rund um die Uhr jemanden an seiner Seite haben.<h3> „Urlaub, Pflegetage und Krankenstand aufgebraucht“</h3>„Ich hatte das Riesenglück, privat eine Wohngemeinschaft für Philipp organisieren zu können“, berichtet Harrasser. Dort sei er zuerst von einer Studentin aus Belgien, dann von einem Lehrer aus Gambia betreut worden und jetzt „von einer Frau, die ein Herz hat, so groß wie von hier nach Texas“, berichtet Harrasser hörbar gerührt. Wäre das nicht möglich gewesen, hätte sie wohl ihren Job kündigen müssen. „Denn irgendwann wären Urlaub, Pflegetage und Wartestand aufgebraucht und man steht auf der Straße“, sagt sie. Und Chancen auf einen neuen Job habe man als Mutter eines beeinträchtigten Sohnes auch keine, bei solchen Aussichten. <BR /><BR /><embed id="dtext86-54560378_quote" /><BR /><BR />Zwar bestehe seit März die Möglichkeit, privat betreutes Wohnen zu organisieren, das dann über die öffentliche Hand abgerechnet werden kann. Das funktioniere laut Harrasser recht gut – vorausgesetzt, man findet auf dem überhitzten Immobilienmarkt eine Wohnung und noch schwieriger eine Betreuung. „Und die Familie ist immer der Jolly, der an Wochenenden und dann einspringen muss, wenn die Betreuungspersonen frei haben“, so Harrasser.<BR /><BR />Sie sei im Grunde ein positiver Mensch und habe immer ans Gute geglaubt. „Jetzt aber habe ich den Glauben verloren, dass sich da etwas zum Besseren wendet, ich sehe echt schwarz“, sagt Harrasser. „Ich weiß schon, dass es schwierig ist, Menschen zu finden, die den anspruchsvollen Job als Behindertenbetreuer ausüben.“ Es brauche den Mut, neue Wege in der Ausbildung des Betreuungspersonals zu gehen. „Denn wenn das so weitergeht, ist das der Tod für die Behinderteneinrichtungen und eine weitere Riesenbelastung für die Betreuten und ihre Familien“, fürchtet sie.<BR />