Beide konnten dank Fingerabdrücken, die am Tatort zurückgeblieben waren, ausgeforscht werden. Dass dieser Fall nach so vielen Jahren wieder herausgezogen wurde, ist kein Zufall, sondern Routine: In Rom betreiben die Carabinieri eine Abteilung, die mit dem „Cold Case“-Büro aus der gleichnamigen Fernsehserie vergleichbar ist. Dort werden alte Fälle neu aufgerollt. In regelmäßigen Abständen werden auch neue DNA-Proben mit jenen aus alten Fällen abgeglichen. So zeigte der Computer heuer im Sommer, dass die Abdrücke, die beim Überfall in Wolkenstein abgenommen worden waren, mit jenen einer Frau übereinstimmten, die in einen Banküberfall in Massa Carrara verwickelt war. Es handelt sich um Alessandra Cocuzza (42) aus Palermo. Kurz darauf führte die Spur auch zu Pietro Guccione, der auch aus Palermo stammt und dem Staatsanwalt Igor Secco vorwarf, ihr Komplize gewesen zu sein. Richterin Silvia Monaco hat Cocuzza jetzt im verkürzten Verfahren im Rahmen der Vorverhandlung zu fünf Jahren Haft verurteilt, über Guccione verhängte sie drei Jahre Haft. Das Urteil ist vorerst nicht rechtskräftig. Der Überfall war am 29. Dezember 1997 über die Bühne gegangen. Um 7.15 Uhr war Walther Demetz – damals war er 62 Jahre alt – dabei, Obst und Gemüse aus der Garage ins Gemischtwarengeschäft „Market Demetz-Maciaconi“ zu tragen. Plötzlich hörte er, wie sich die Garagentür öffnete und zwei ihm unbekannte Personen eintraten. Es waren ein Mann und eine Frau, beide mit schwarzen Mänteln bekleidet und schwarzen Wollmützen, die sie tief ins Gesicht gezogen hatten. Der Mann bedrohte Demetz mit einer Pistole. „Zeig uns, wo du das Geld hast“, forderte er den Geschäftsinhaber in italienischer Sprache auf. Demetz öffnete den Tresor im Büro und musste mit ansehen, wie die Täter drei Millionen Lire einpackten. Dann fesselten sie den Mann mit Plastikzwingen und knebelten ihn mit einem Klebestreifen. Von Kunden aufgeschreckt, schlugen die Täter die Schaufensterscheibe ein und verschwanden. Dank der Fortschritte im Bereich Spurensicherung und des Einsatzes der römischen „Cold Case“-Fahnder konnte der Fall nun abgeschlossen werden.rc