Krawalle und Corona-Gefahr: Die Stadt Bozen muss entscheiden, ob die bislang recht tolerante Linie bei den EM-Spielen noch zu verantworten ist. <BR /><BR /><BR /><BR />Siegesfeiern und Coronavirus passen nicht zusammen: Das hat die Stadt am Samstagabend bei den Feiern am Siegesplatz – die noch dazu von Ausschreitungen begleitet waren – wieder erlebt. Quästur, Regierungskommissariat und Stadtverwaltung werden sich nun überlegen müssen, ob die – bislang sehr tolerante – Linie bei den kommenden Spielen beibehalten werden kann. <BR /><BR />Tränengas-Einsätze hat es bei Fußballfeiern in Bozen selten gegeben. Doch als am Samstag, nach dem Italien-Österreich-Spiel von den etwa 1000 Feiernden 100 bis 150 Personen für Chaos sorgten und auf die Ordnungshüter losgingen, mussten diese eingreifen. <BR /><BR /><b>Gegen jede Corona-Regel</b><BR /><BR />Ganz abgesehen von den strafrechtlichen Folgen, mit denen die Randalierer jetzt zu rechnen haben, verstießen jedoch auch viele andere „Tifosi“ gegen die geltenden Coronavirus-Regeln. Diese besagen nämlich, dass es verboten ist, Menschenansammlungen zu bilden. Weiters gilt die Maskenpflicht im Freien zwar nicht mehr, wenn jedoch der Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter dauerhaft nicht eingehalten werden kann, dann muss die Maske getragen werden, betont auch Sergio Ronchetti, der Kommandant der Stadtpolizei. Insofern lassen sich die Feiern, die nunmehr bei jedem Sieg der italienischen Mannschaft stattfinden, nicht mit den Coronavirus-Maßnahmen vereinbaren. <BR /><BR />Problematisch gestaltet sich auch das Public Viewing, das von der Stadtverwaltung (nach Anmeldung und Genehmigung) wieder erlaubt wurde. Während sich einige Bars an die Auflagen halten, nutzen viele die Gelegenheit aus, um Kasse zu machen. So wurden am Samstag wieder Bierbänke aufgestellt, auf denen die Zuschauer – dicht gedrängt – ohne Maske saßen. „Das ist nicht zulässig“, sagt Ronchetti. Auch in diesem Fall gilt, dass all jene, die an einem Tisch sitzen, einen Mindestabstand von einem Meter einhalten müssen. Anderenfalls müssen sie die Maske tragen – auch wenn es sich um einen Gastgarten im Freien handelt. Auch müssen alle Gäste sitzen und dürfen sich nicht stehend vor den Bildschirmen versammeln. <BR /><BR /><b>Siegesplatz sperren?</b><BR /><BR />Bürgermeister Renzo Caramaschi betonte gestern nach der Stadtratssitzung, dass heute oder am Mittwoch ein Sicherheitsgipfel stattfinden werde, bei dem Quästur und Präfekt weitere Maßnahmen für das anstehende Spiel Italien gegen Belgien definieren werden. Ob ein komplettes Sperren des Siegesplatzes sinnvoll sein könne, müssten die Ordnungshüter entscheiden. „Jedenfalls haben wir es mit einem sozialen Problem zu tun“, sagt Caramaschi und betont, dass Sportereignisse nicht zum Anlass für gewalttätige Exzesse werden dürften. <BR /><BR /> Mit Sicherheit werden die Ordnungskräfte daher beim EM-Spiel am Freitag mit Verstärkung auftreten. Es wird auch eine Strategie gefunden werden müssen, wie die Einhaltung der Coronaregeln erreicht werden kann. Noch sind die Experten der Polizei damit beschäftigt, das Videomaterial vom Samstag zu sichten und die Jugendlichen zu identifizieren, die die Polizei mit Flaschen, Pflastersteinen und Knallkörpern attackiert haben. Sie müssen mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. <BR />