Heftige Gewitter mit Starkregen entluden sich auch in der Nacht auf Sonntag in Ligurien und im Piemont. In Ligurien mussten aus Sicherheitsgründen 1500 Personen ihre Wohnungen verlassen. Der Zivilschutz befürchtet, dass wegen der heftigen Regenfälle der längste Fluss Italiens, der Po, über die Ufer treten könnte. In der piemontesischen Stadt Alessandria wurde ein Stadtviertel überschwemmt.Inzwischen sind Hunderte Feuerwehrmannschaften und Freiwillige im Einsatz, um die Straßen Genuas von Schlamm und Geröll zu befreien. Nach tagelangen Regenfällen haben sich die Straßen und Gassen der Lagunenstadt in reißende Bäche verwandelt. Der Fluss Bisagno trat über die Ufer und überschwemmte mehrere Stadtteile. Riesige Wasser-und Schlammmassen, die plötzlich durch eine Straße in der Innenstadt strömten, erdrückten vier Frauen und zwei Kinder, die in einem Hauseingang Zuflucht gesucht hatten. Das jüngste Opfer war erst elf Monate alt. Die Wassermassen drückten Schaufenster ein, Schlamm und Trümmer rissen zahllose Fahrzeuge mit.Die Justizbehörden Genuas leiteten Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung ein. Offensichtlich sei in der Stadt dort gebaut worden, wo man wegen der Gefahr von Hochwasser nicht hätte bauen dürfen. Wegen wilder Zementierung und dem Bau vieler Tiefgaragen sei der hügelige Boden der Stadt Genua unsicher geworden. Unabhängig vom Klimawandel sei es unannehmbar, dass Ligurien immer wieder von Erdrutschen heimgesucht werde, betonte ein Staatsanwalt. Auch Staatspräsident Giorgio Napolitano forderte eine Untersuchung bezüglich der Ursachen der katastrophalen Erdrutsche in Genua.Empörte Bürger beschimpften am Samstag die Genueser Bürgermeisterin Marta Vincenzi und beschuldigten sie, keine Vorbeugemaßnahmen ergriffen zu haben, obwohl seit Tagen heftige Regenfälle angesagt waren. Der Papst sprach den Familienangehörigen der Opfer sein Beileid aus.Erst vor zehn Tagen hatten verheerende Unwetter die Regionen Ligurien und Toskana heimgesucht, bei denen zehn Menschen ums Leben gekommen waren. Laut Wetterexperten wird das schlechte Wetter im Norden zumindest noch über das Wochenende anhalten.Die Experten machen mangelnde Finanzierungen für den Katastrophenschutz für das Desaster verantwortlich. Zu lang habe sich die Politik in Italien nicht um die Umwelt und um den Kampf gegen Bausünder gekümmert. Das seien jetzt die Resultate.Foto: EPA