So wurden am Dienstag drei Schlüsselfiguren im Fall vorgeladen. Dabei handelt es sich um den wegen des Mordes zu 16 Jahren Haft verurteilten Ex-Freund des Opfers, Alberto Stasi, um Chiaras Bruder Marco und dessen Freund Andrea Sempio. <h3> „Er wird alle fragen beantworten“</h3> Der 42-jährige Stasi, dem 2023 offener Strafvollzug gewährt wurde, erreichte am Dienstagnachmittag den Justizpalast an Bord eines Autos, das über ein hinteres Tor in den Hof fuhr. Er konnte somit die auf ihn wartenden Medienleute vermeiden.<BR /><BR />„Alberto ist ruhig und steht den Justizbehörden zur Verfügung, er wird alle Fragen beantworten“, versicherte Stasis Anwältin Giada Bocellari, die Stasi zusammen mit Antonio De Rensis verteidigt, vor der Vernehmung durch die Staatsanwälte.<BR /><BR /> Diese wollen weitere Informationen zum Freundeskreis von Chiaras Bruder Marco sammeln und darüber, wie oft diese sich in der kleinen Villa in Garlasco trafen, in der Chiara mit ihrer Familie lebte und in der sie tot aufgefunden wurde. <BR /><BR /> „Stasi ist zuversichtlich, dass der Fall vollständig aufgeklärt wird. Er ist sehr vernünftig, er hat fast seine gesamte Strafe verbüßt, aber er will Gerechtigkeit. Er hat stets seine Unschuld beteuert“, erklärte Stasis Verteidigerin Giada Bocellari. <BR /><BR />„Wir setzen großes Vertrauen und haben großen Respekt vor der Arbeit der Justiz, die meiner Meinung nach nicht auf der Grundlage einer vagen Theorie arbeitet, und auch nicht auf der Grundlage verrückter Thesen“, so Anwalt De Rensis. <BR /><BR />„Ich respektiere alle Ermittlungen, jene der Vergangenheit und die der Gegenwart. Es gibt aber Lücken in den Ermittlungen der Vergangenheit. Wir arbeiten, um zu beweisen, dass die Dinge anders gelaufen sind, als aus dem Prozess hervorging, aber in dieser Phase sind wir nur Zuschauer. Dies ist eine Untersuchung der Staatsanwaltschaft und wir respektieren sie“, schloss der Anwalt.<h3> Sempio erscheint nicht</h3>Zu einer Befragung vorgeladen wurde auch der 37-jährige Andrea Sempio, ein Freund des Bruders des Opfers. Er wird der Beihilfe an Chiaras Mord verdächtigt. Die neue Untersuchung wurde eingeleitet, nachdem auf Initiative von Stasis Anwaltsteam durchgeführte Tests ergeben haben, dass die isolierten Spuren angeblich mit der DNA Sempios übereinstimmen.<BR /><BR /> Im Gegensatz zu Stasi beschloss Sempio überraschend nicht die Anwälte zu treffen. Seine Anwälte bezogen sich dabei auf einen technischen Fehler im Vorladungsschreiben der Staatsanwälte. Sempio war ein Jugendfreund von Chiaras Bruder Marco. Letzterer wurde in Mestre, der Stadt in der er lebt, über seine Beziehung zu Sempio befragt. <h3> Neue Ermittlungen nach zwei Freisprüchen</h3>Der ehemalige Student der Wirtschaftshochschule „Bocconi“ Stasi war zweimal vom Vorwurf des Mordes freigesprochen worden, bevor das Kassationsgericht im Jahr 2013 diese Urteile aufhob und eine Wiederholung des Verfahrens auf Berufungsebene anordnete. Im Dezember 2014 verurteilte das Mailänder Berufungsgericht Stasi zu 16 Jahren Haft, was ein Jahr später vom Kassationsgerichtshof bestätig am 13. August 2007 wurde. <BR /><BR />Das Mailänder Gericht verurteilte Stasi außerdem zur Zahlung von einer Million Euro Schadensersatz an Poggis Familie, 350.000 Euro an jeden Elternteil und 300.000 Euro an Chiaras Bruder Marco. Im Jahr 2017 wies der Oberste Gerichtshof einen weiteren Einspruch von Stasis Anwaltsteam gegen seine Verurteilung ab. Der letzte Einspruch von Stasis Verteidigung wurde 2020 zurückgewiesen. <BR /><BR />Stasi behauptete, er habe am 13. August 2007 Poggis leblosen Körper im Haus ihrer Familie gefunden, einen Tag nachdem das Paar dort gemeinsam zu Abend gegessen hatte. Die Familie des Opfers war verreist. Die Gründe für den Mord sind zum Großteil noch unklar geblieben.