<P><p class=" text-left">Die Hälfte aller Migranten in Südtirol lebt in Bozen, Meran oder Brixen. „Während persönliche Kontakte in den Städten aber seltener sind, erleichtert ein dichtes soziales Netzwerk in ländlichen Gebieten meist die Integration von Zugewanderten“, hält die Eurac in ihrer Einladung zur Tagung fest.</p><p class=" text-left">Wohl gerade auch deshalb entschieden sich Anja Marcher und Ingrid Kofler vom Eurac-Institut für Regionalentwicklung, ihr Projekt in zwei Südtiroler Dörfern umzusetzen – in Mals und in St. Ulrich. </p><p class=" text-left"><b>Arbeit als Schlüssel zur Integration</b></p><p class=" text-left">Die beiden Wissenschaftlerinnen, die 2016 den Arge-Alp-Preis für Projekte zur wirtschaftlichen Integration von Flüchtlingen gewannen, sind davon überzeugt, dass sich „Arbeit als wesentlicher Faktor für die gesellschaftliche Integration von Flüchtlingen oder Asylbewerbern versteht und diese Menschen für die lokale Wirtschaft ein wertvolles Potenzial darstellen“. Und wenn die wirtschaftliche Integration von Flüchtlingen gelänge, könne Einwanderung positiv zur Entwicklung ländlicher Gebiete beitragen, lautet die Grundthese von Marcher und Kofler.</p><p class=" text-left">Mit dem Arge-Alp-Preisgeld finanzierten die beiden Forscherinnen zwischen April und Juli 2017 deshalb in Mals und St. Ulrich zwei Inklusionsprojekte.</p><p class=" text-left">„Mals wählten wir aus, da die Gemeinde bereits Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht hatte. St. Ulrich, weil die Gemeinde strukturell mit Mals vergleichbar ist, aber noch über keine ähnlichen Erfahrungswerte verfügte“, erklärt Ingrid Kofler auf STOL-Nachfrage die Wahl der Gemeinden. Aufnahmezentren gibt es in beiden Dörfern, in Mals das „Haus Ruben“, in St. Ulrich das „Haus Sole“.</p><p class=" text-left"><b>„Was wollt ihr machen?“</b></p><p class=" text-left">Sowohl in Mals als auch in St. Ulrich ging den konkreten Projekten eine partizipative Phase voraus. In Workshops sollten die Projektpartner entscheiden, wie der Herausforderung der Arbeitsinklusion am besten begegnet werden könne. „Was wollt ihr machen?“, lautete die Frage von Kofler und Marcher. </p><p class=" text-left">Die Malser, wo im „Haus Ruben“ zu dem Zeitpunkt an die 40 Flüchtlinge – etwa aus Nigeria oder Gambia – wohnten, entschieden sich einen Jobcoach zu engagieren.</p><p class=" text-left">„Die Aufgabe des Jobcoachs war es, die Arbeitsintegration vor Ort individuell zu begleiten, nicht, das Arbeitsvermittlungszentrum zu ersetzen“, erklärt Kofler. Für eine nachhaltige Eingliederung benötige es eine Kontaktperson vor Ort, so die Soziologin im Gespräch mit STOL. Ein Angebot, das ein Großteil der Flüchtlinge angenommen habe.</p><p class=" text-left"><b>Kofler: „Arbeitsstellen werden über Freiwillige vermittelt“</b></p><p class=" text-left">Koflers Erfahrung nach Ende des Pilotprojekts ist, dass den Flüchtlingen zwar Arbeitsstellen vermittelt werden, allerdings vorwiegend auf informellem Wege, also über Freiwillige.</p><p class=" text-left">Die eigentlichen Arbeitgeber seien sehr skeptisch gewesen, etwa was die fehlende berufsspezifische Sprachkompetenz anbelange, fasst Kofler zusammen. Das schrecke Arbeitgeber natürlich ab, „allerdings“, fügt Kofler hinzu, „kamen die Skeptiker oft auch nicht zu den Infotreffen“.</p><p class=" text-left"><b>Arbeitssicherheitskurs für Flüchtlinge</b></p><p class=" text-left">Auch in St. Ulrich wurde die fehlende Sprachkompetenz als größtes Problem vonseiten potenzieller Arbeitgeber angesehen, allerdings auch andere Voraussetzungen, etwa das Fehlen eines Arbeitsicherheitskurses. Die Projektpartner entschieden sich, an diesem Punkt anzusetzen. Vom Arge-Alp-Preisgeld wurde ein Sicherheitskurs für die 25 im „Haus Sole“ untergebrachten Flüchtlinge angeboten. </p><p class=" text-left"><b>Kofler: „Es braucht eine zentrale Stelle vor Ort“</b></p><p class=" text-left">Rückblickend resümiert Ingrid Kofler: „Die Projekte haben gut funktioniert, die Projektdauer war aber zu kurz.“ In Mals habe es der Jobcoach nicht geschafft, dass in dem kurzen Zeitraum tatsächlich jemand integriert wurde. Klar wurde aber, so Kofler, es brauche eine zentrale Kontaktstelle vor Ort. Und den Austausch zwischen den Gemeinden, die viel voneinander lernen könnten. </p><p class=" text-left">Über ihre Erfahrungen mit den Projekten, wie die Aufnahme von Migranten im Alpenraum organisiert ist und wie eine gelungene Integration soziale Innovation fördern kann, darüber diskutieren unter anderem Ingrid Kofler und Anja Marcher mit Forschern des Vereins Dislivelli aus Turin bei einer Konferenz an der Eurac am 23. und 24. November.</p><p class=" text-left">stol/aw</p><p class=" text-left">___________________________________________________</p><p class=" text-left"><i>Die Vorträge auf der Eurac-Tagung werden in italienischer und englischer Sprache gehalten, es ist keine Simultanübersetzung vorgesehen. </i></p></P>