„Das kam von einem Tag auf den anderen“, erzählt der 31-Jährige aus Gossensaß. Die Begeisterung für dieses Handwerk wuchs immer mehr, und so beschloss Kinzner, eine Lehre zum Maßschuhmacher zu beginnen „Ich habe daraufhin eine 3-jährige Lehre bei Christine Dünser in Dornbirn und an der Berufsschule in Hall in Tirol absolviert“, erzählt er. Im Unterschied zum Orthopädieschuhmacher steht beim Maßschuhmacher der modische Aspekt im Vordergrund. „Die Passform des Schuhs wird natürlich genau an die Fußform angepasst. Wenn jemand aber eine ‚kranken‘ Fuß hat, ist er bei einem Orthopädieschuhmacher besser aufgehoben“, erklärt Kinzner.<BR />Nach Abschluss der Lehre arbeitete er noch für einige Zeit in der Werkstatt, in der er ausgebildet worden war. „Ich hatte dort zwar alle Freiheiten, aber trotzdem ist der Wunsch nach Selbstständigkeit, nach einem eigenen Betrieb immer größer geworden“, sagt Kinzner. <h3> Im Herbst 2019 eigene Werkstatt eröffnet</h3>Diesen Wunsch hat er sich im Oktober 2019 mit der Eröffnung einer eigenen Schuhmacherwerkstatt in Sterzing erfüllt. Die Rückkehr in die Heimat war für ihn eine ganz bewusste Entscheidung: „Es gibt in Südtirol kaum mehr jemanden, der noch Maßschuhe herstellt. Es wäre generell schön, wenn es hier wieder mehr kleine Handwerksbetriebe geben würde, denn sie sind eine Aufwertung für jede Ortschaft“, ist er überzeugt. <h3> Bei richtiger Pflege hält ein Maßschuh viele Jahre </h3>Dass der seine ein aussterbender Beruf ist, glaubt Kinzner nicht. „Sicher, früher hat es in Sterzing einmal 14 Schuster gegeben. Aber ich glaube, dass Handgemachtes wieder mehr geschätzt wird und dass Menschen bewusst sagen: Ich lasse mir etwas machen, das ich dann länger habe, weil es mir perfekt passt und super gefällt, da es ganz nach meinen Wünschen angefertigt worden ist“, sagt er. <BR />Einen bis 2 Monate dauert es, bis ein Maßschuh fertig ist, 20 bis 40 Stunden reine Arbeitszeit stecken darin. Die Preise hängen vom Modell, der Schuhgröße und der Lederauswahl ab und beginnen bei rund 800 Euro pro Paar. Dafür hat ein Maßschuh aber auch eine lange Lebensdauer: „Prinzipiell kann ein Maßschuh ein Leben lang halten. Wer den Schuh richtig pflegt, wird viele Jahre Freude daran haben, und damit relativiert sich auch der Preis“, meint Kinzner. <BR />An seinem Beruf gefällt ihm besonders der Kontakt mit den Kunden. „Einen Maßschuh herzustellen, ist ein Gemeinschaftsprojekt. Im gemeinsamen Gespräch überlegt man, wie der Schuh aussehen soll und wofür er gebraucht wird. Jeder Fuß ist anders und jeder Mensch ist anders. Da tun sich dann oft ganz neue, spannende Ideen auf“, meint Kinzner. <BR />Faszinierend ist für ihn auch das Material Leder. „Bis heute gibt es kein synthetisches Material, das in der Lage ist, alle Eigenschaften von Leder zu kombinieren“, erklärt Kinzner. „Für die Schuhe, die ich herstelle, möchte ich nur das beste Material. Ich verwende Leder aus dem süddeutschen Raum. Es ist auch wichtig, wie die Tiere gelebt haben, denn das Leder einer Kuh, die Auslauf hatte, ist anders als das einer Kuh aus Massentierhaltung“, erläutert er. <BR />Seine Kunden bestellen hauptsächlich Alltagsschuhe. Der Schnitt wird meist klassisch gewählt, die Farben sind aber oft auch ausgefallen. Ist der Schuh fertig, dann „müssen sich der neue Schuh und der Fuß langsam aneinander gewöhnen. Der Schuh formt sich noch an den Fuß an und der Fuß gewöhnt sich an den Schuh“. Kinzner fertigt aber nicht nur Klassiker wie Derby-Boots oder Oxford-Schuhe an, sondern auch Sneakers oder Bergschuhe.<BR />Auch das Reparieren von Schuhen macht ihm Freude. „Das Spannende ist, dass ganz unterschiedliche Dinge zum Reparieren gebracht werden – nicht nur Schuhe, vom Trampolin über Vorhänge bis zum Sattel war alles schon dabei. So gibt es auch nie ein Patentrezept. Bei Schuhreparaturen ist es mir wichtig, die Kunden auch dahingehend zu beraten, dass sie gewisse Fehler beim nächsten Kauf nicht mehr machen“, berichtet Kinzner.<BR /><div class="embed-box">Wie ein guter Freund kann er sein, der ganz persönlich angefertigte Maßschuh. Ein Wipptaler hat sich einem Zwischenstopp an der Uni nun ganz dem Schusterhandwerk verschrieben.<style>@import url("https://live.stol.it/live-stol.css");</style><script src="https://live.stol.it/inc/external.js?v=3" type="text/javascript"></script></div>