Widmann erzählt außerdem von seiner engen Verbindung zu diesem besonderen Ort, von der Bedeutung des Schneebergs, den Herausforderungen – und übt auch Kritik. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1196169_image" /></div> <BR /><BR /><b>Herr Widmann, mit 75 Jahren werden Sie wieder hinter dem Tresen der Schutzhütte in St. Martin am Schneeberg stehen. Was treibt Sie an?</b><BR />Heinz Widmann: Weil Harald Haller und ich nicht zusehen können, dass die Hütte geschlossen ist und Wanderer sowie angemeldete Gäste vor verschlossener Tür stehen. Wir helfen aus – aber nur als Notlösung bis zum Saisonende Mitte Oktober. Ich hoffe, dass das Land die Pacht für 2026 frühzeitig ausschreiben wird. <BR /><BR /><b>Was bedeutet Ihnen der Schneeberg – als Ort, Landschaft und als Lebensraum?</b><BR />Heinz Widmann: Ich war schon als Kind oft am Schneeberg, damals herrschte noch Bergbaubetrieb – und eine gute Pastasciutta gab es auch. Daran erinnere ich mich noch gut und gerne. Es war eine ganz andere Welt als im Tal. Und auch zu Zeiten meiner beiden Vorgänger als Hüttenwirte besuchte ich oft St. Martin am Schneeberg. Der Bergbau fasziniert mich seit meiner Jugend, und mit der Zeit bin ich tief in dieses Thema hineingewachsen.<BR /><BR /><b>Wie kam es vor 30 Jahren dazu, dass Sie die Hütte übernommen haben? Wurde Ihnen die Führung angeboten? </b><BR />Widmann: Der damalige Präsident des Bergbaumuseums, Karl Oberhauser, war ein Schulkollege von Harald Hallers Vater Josef – sie standen in gutem Kontakt. Oberhauser meinte immer wieder, dass es in St. Martin am Schneeberg unbedingt einen Aufschwung brauche. Harald und ich sind dann einmal raufgegangen – und genau zu dieser Zeit wurde gerade umgebaut. Der damalige Hüttenwirt sagte uns, dass ihm das Ganze zu viel werde. Harald und ich schauten uns an, gingen heim, besprachen alles mit meiner Frau Margit, die im Gastgewerbe tätig war – und bewarben uns dann um die Pacht. Und wir haben sie bekommen. <BR /><BR /><b>Welche Entbehrungen bringt das Leben auf einer Schutzhütte mit sich?</b><b> Man verzichtet schließlich auf den Sommerurlaub und vieles mehr.</b><BR />Widmann: In den Urlaub fahren kann man auch später – auf der Hütte ist man ja nur ein paar Monate. Das Leben dort oben ist ruhig und keineswegs entbehrungsreich. Man merkt schnell, dass man vieles gar nicht braucht, was im Tal selbstverständlich ist. Als wir die Hütte übernommen haben, gab es kein E-Werk, nur einen kleinen Stromgenerator. Einen Film im Fernsehen anzuschauen hätte damals 20.000 Lire an Dieselkosten verschlungen – also haben wir Karten gespielt.<BR /><BR /><b>Welche Bedeutung hat der Schneeberg für das Passeiertal?</b><BR />Widmann: Das Bergwerk am Schneeberg ist das größte Bodendenkmal Südtirols. Und anno dazumal war es das größte Blei- und Zinkbergwerk im historischen Tirol. Zu Beginn wurde dort auch Silber abgebaut. Das Bergwerk wurde 1237 erstmals erwähnt, es dürfte aber deutlich älter sein. Außerdem gibt es am Schneeberg seltene Erden, die nie abgebaut wurden, heute aber sicher von großem Interesse wären. Der Schneeberg ist ein Juwel. <BR /><b><BR />Es heißt, das museale Gelände am Schneeberg sei in einem schlechten Zustand. Stimmt das aus Ihrer Sicht?</b><BR />Widmann: St. Martin am Schneeberg war immer schon ein Stiefkind des Südtiroler Bergbaumuseums, obwohl es eigentlich die wichtigste Einrichtung des Museumsbetriebs wäre. Das tut mir sehr leid, weil Harald und ich den musealen Bereich aufgebaut haben – was sogar vertraglich festgelegt war. Und es gibt heute nur noch eine Person, die Führungen anbietet – das reicht bei weitem nicht aus. Am weitläufigen Bergbaugelände nagt der Zahn der Zeit immer mehr, dringend wären Instandhaltungen sowie die Beseitigung von Gefahrenstellen notwendig. Ich hoffe sehr, dass sich niemand in den Stollen verletzt, die man problemlos betreten kann. Auch der vor einigen Jahren neu gestaltete Schauraum in der Schutzhütte kommt bei den Besuchern nicht gut an. Das ist schade. Aber vielleicht können ja wir – Harald und ich – nun etwas verändern. Das Potenzial wäre auf jeden Fall riesengroß. <BR /><BR /><b>Angeblich sollen Einheimische und Urlaubsgäste Schlafplätze in der Hütte gebucht und angezahlt haben, bisher standen sie aber vor verschlossener Tür. Wissen Sie darüber Bescheid?</b><BR />Widmann: Ja, aber was bis Ende Juli passiert ist, liegt nicht in unserer Verantwortung. Ab heute sind Harald und ich für die Unterkunft zuständig. Wer angezahlt hat, bekommt seinen Schlafplatz, und die Anzahlung wird berücksichtigt – auch wenn der bisherige Pächter das Geld kassiert hat. Ob wir dieses Geld je zurückbekommen, wissen wir leider nicht. Aber wir sind eine Notlösung und wollen das Allerbeste daraus machen – für den Schneeberg und für das Passeiertal.<BR /><BR />Interview: Florian Mair