„Hui, wie pfeift der Sturm und keucht, daß der Baum sich niederbeugt! Seht! Den Schirm erfaßt der Wind, und der Robert fliegt geschwind durch die Luft so hoch, so weit; niemand hört ihn, wenn er schreit. An die Wolken stößt er schon, und der Hut fliegt auch davon.“ <BR /><BR />Die Geschichte vom „Fliegenden Robert“ aus dem „Struwwelpeter“ (Heinrich Hoffmann, 1844) ist hier vielleicht etwas deplatziert – stellt aber das schwer greifbare Wetterphänomen in den Mittelpunkt, dem heuer bis dato noch eher weniger Aufmerksamkeit geschenkt wurde: den Wind.<BR /><BR />Der Wind beeinflusst Wetterereignisse. Er bringt Regen oder vertreibt die Schauer. Er lässt die Sonne scheinen oder treibt die Wolken an. Und er lässt die Feuchtigkeit über die Erde zirkulieren. Nun denn, wie sieht die aktuelle „Windsituation“ hierzulande eigentlich aus? Weht tatsächlich mehr Wind, wie derzeit in vielen Wettergesprächen vermutet wird? Und wenn ja – warum? Landesmeteorologe Dieter Peterlin gibt die Antworten. <BR /><BR /><BR /><b>Herr Peterlin, können Sie bestätigen, dass der Wind in Südtirol in diesem Jahr stärker weht?</b><BR />Dieter Peterlin: Die vergangenen Wochen waren tatsächlich um einiges windreicher als üblich. Seit Sommerbeginn (ab Juni) gab es in etwa 20 % mehr Wind als im Durchschnitt. <BR /><BR /><b>Warum?</b><BR />Peterlin: Einerseits durch die vielen Gewitter, andererseits durch häufigen Nordwind/Föhn, der uns Ende Juli, Anfang August Abkühlung gebracht hat.<BR /><BR /><b>Welche Rolle spielt bei Extremwetterereignissen – wie den starken Gewittern hierzulande – der Wind?</b><BR />Peterlin: Bei starken Gewittern gibt es drei Hauptprobleme, die zu den Schäden führen. Erstens Starkregen, also viel Regen in kurzer Zeit, zweitens Hagel und drittens Wind. Da starke Gewitter in den vergangenen Jahren zugenommen haben und mit einer weiteren Zunahme aufgrund des Klimawandels zu rechnen ist, wird auch der Wind im Zuge von Gewittern zunehmen. Er entsteht, wenn die kalte Regenluft aus großer Höhe nach unten „stürzt“. Diese Fallwinde (in der Fachsprache „Downbursts“) können selbst in den Tälern mehr als 100 km/h erreichen. <BR /><BR /><b>Was bedeutet das konkret?</b><BR />Peterlin: Der Wind hat in diesem Sommer zugenommen, weil eben genau jene Wetterlagen vorherrschten, die Wind verursachen. Einerseits die sehr häufigen Gewitter/Unwetter mit den Fallwinden (besonders markant am 18. Juli diesen Jahres), und andererseits gab es vor allem Ende Juli/Anfang August eine Großwetterlage, die Nordföhn begünstigt. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="932122_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Lässt sich ein Trend zu stärkerem Wind im Land erkennen?</b><BR />Peterlin: Die langjährigen Daten zeigen bisher noch keinen Trend, auf sehr windreiche Monate/Jahre folgten in der Regel auch immer wieder ruhigere Zeiten. Auch eine Vorhersage, wie sich der Wind mit dem Klimawandel in der Zukunft verändern wird, ist schwierig, wobei – wie bereits angesprochen – Windstöße im Zuge von häufigeren Gewittern eher zunehmen werden. <BR /><BR /><b>Wo in Südtirol windet es eigentlich am häufigsten bzw. am stärksten?</b><BR />Peterlin: Der Vinschgau gehört zusammen mit dem Wipptal zu den windigsten Tälern in Südtirol, dahinter folgt bald das Burggrafenamt, das einerseits den „Vinschger Wind“ abbekommt und andererseits manchmal den „Psaier Wind“, also den Wind aus dem Passeiertal. Am schwächsten weht der Wind normalerweise im Süden, rund um Bozen und im unteren Eisacktal. Hier weht der Föhn nämlich deutlich seltener als weiter im Norden. <BR /><BR /><b>Stichwort Windgeschwindigkeit: Gibt es dazu nennenswerte Zahlen?</b><BR />Peterlin: In der Tat. Die höchste Windgeschwindigkeit wurde heuer im Zug des Gewittersturmes am 18. Juli in Salurn gemessen, nämlich eine Windböe von 104 km/h. Übrigens beträgt die höchste je in Südtirol gemessene Windgeschwindigkeit im Tal 135 km/h, und zwar in Raas bei Brixen am 24. Juli 2009.<BR /><BR /><b>Wie verhält sich der Wind zum Wochenstart?</b><BR />Peterlin: An diesem Wochenende mit dem sehr stabilen Hochdruckgebiet bleibt der Wind wieder nur schwach.<BR /><BR /><BR />