Die letzte Ausgabe trug den Titel „Thank you and Goodbye“. Im Leitartikel auf der dritten Seite entschuldigte sich das Blatt für den Abhörskandal, der Politik und Medien derzeit erschüttert: „Wir haben uns einfach verlaufen“, hieß es. „Es gibt keinerlei Rechtfertigung für dieses erschreckende Fehlverhalten.“Der zum Imperium von Rupert Murdoch gehörende Verlag News International hatte am Donnerstag bekanntgegeben, dass das Blatt als Konsequenz aus dem Abhörskandal nach 168 Jahren eingestellt wird. Zuvor waren neue Details in der Affäre um abgehörte Handys ans Tageslicht gekommen. Danach sollen Journalisten der Zeitung nicht nur die Telefone von bis zu 4000 Prominenten und Politikern angezapft haben, sondern vermutlich auch Handys der Opfer von Terroranschlägen und Straftaten sowie der Angehörigen von toten Soldaten.Auf politischer Ebene ist der Abhörskandal noch längst nicht ausgestanden. Es wird erwartet, dass sich der britische Premier David Cameron an diesem Montag mit den Opfern der Abhörattacken trifft. Außerdem soll parallel zu den polizeilichen Ermittlungen die Einrichtung eines unabhängigen Untersuchungsausschusses vorangetrieben werden. Der Druck auf Cameron ist gewachsen, nachdem vergangene Woche sein früherer Berater Andy Coulson festgenommen worden war. Coulson war früher Chefredakteur bei „News of the World“.Am Sonntag traf Medienunternehmer Rupert Murdoch in London ein. Zu dessen Imperium gehört auch der Verlag hinter „News of the World“, News International. Die letzte Ausgabe der Zeitung war vor allem ein Rückblick. So wurde an die zahlreichen exklusiven Geschichten und Enthüllungen erinnert, für die das Traditionsblatt bekanntgeworden ist. Die rund 200 Mitarbeiter sollen noch drei Monate lang ihr Gehalt erhalten und zum Teil andere Stellen im Unternehmen angeboten bekommen.Die Managerin Rebekah Brooks, die im Vorstand von News International sitzt und zur Zeit der Abhöraktionen Chefin bei „News of the World“ war, wies Rücktrittsforderungen weiter zurück. In einem Brief an Parlamentsmitglieder, die sie zum Gehen aufgefordert hatten, unterstrich sie erneut, sie habe von den Lauschangriffen nichts gewusst. Murdoch betonte abermals, Brooks habe seine volle Unterstützung. Knappe Entschuldigung zum AbhörskandalIn ihrer letzten Ausgabe hat die britische Boulevardzeitung vor allem auf die Highlights ihrer 168 Jahre langen Geschichte zurückgeblickt. Eine Entschuldigung wegen des beispiellosen Abhörskandals gab es in einem einseitigen Leitartikel auf der dritten Seite. Hier die wichtigsten Passagen: „Wir haben hohe Standards gelobt, wir haben hohe Standards gefordert, doch wie wir jetzt alle schmerzlich erfahren haben, haben einige, die für uns oder in unserem Namen gearbeitet haben, diese Standards für die Zeitspanne einiger Jahre bis 2006 nicht erfüllt. Wir haben uns einfach verlaufen. Telefone wurden angezapft, und dies tut dieser Zeitung von ganzem Herzen Leid. Es gibt keinerlei Rechtfertigung für dieses erschreckende Fehlverhalten. Keine Rechtfertigung für den Schmerz, der bei den Opfern verursacht wurde, oder für den Makel, der trotz großartiger Geschichten bleibt.Doch wenn diese Schuld gesühnt ist, hoffen wir, dass die Geschichte uns eines Tages mit Blick auf all unsere Jahre richten wird. (...) Wir begrüßen und unterstützen die zwei Untersuchungsausschüsse des Premierministers – den einen, der dem Verhalten der Polizei in dem Fall nachgeht sowie den anderen, der die Ethik und Praktiken der Presse betrachtet. (...) Danke für Ihre Unterstützung. Wir werden Sie mehr vermissen, als wir in Worten ausdrücken können.“ apa/dpa