<BR /><BR /><b>November ist der Aktionsmonat „Movember“ zur Sensibilisierung von Männern für Gesundheitsvorsorge, besonders Prostata- und Hodenkrebs...<BR /></b>Dr. Roger Pycha: Dann sind Sie bei mir falsch, ich bin der Psychiater, nicht der Urologe (gemeint ist der Urologie-Primar am Bozner Krankenhaus, Univ.-Prof. Dr. Armin Pycha, Anm. d. Red.). <BR /><BR /><b>Dabei vergisst man oft, dass es beim „Movember“ auch um die psychische Gesundheit und deren Vorsorge beim Mann geht. <BR /></b>Dr. Pycha: Die ist schwieriger. Ich glaube, dass die psychosoziale Gesundheit komplizierter ist als die körperliche. Schon bei körperlicher Vorsorge trauen sich viele Männer nicht an ihren Intimbereich heran, auf psychischer Ebene ist es aber besonders schwierig, weil sie nicht sonderlich gut auf diesen Aspekt achten. <BR /><BR /><BR /><b>Warum? <BR /></b>Dr. Pycha: Männer tendieren dazu, funktionieren zu müssen, und nicht, sich darüber Gedanken zu machen, wo ihre Probleme liegen. November ist auch der Monat der Depression – es handelt sich dabei um die zweithäufigste Erkrankung bei Männern. Bei Frauen ist es sogar die häufigste. Allerdings, weil sie es gewohnt sind, auf ihr psychisches Wohl zu achten. Frauen gehen auch öfter zum Arzt und achten auf ihre Gefühle. Gleiten diese ins Negative, sind sie schnell bereit, Hilfe zu holen. <BR /><BR /><b>Wie manifestiert sich die Depression beim Mann? <BR /></b>Dr. Pycha: Männer sind anders, sie beachten ihre negative Gefühlswelt nicht und warten zu – sie sagen sich, „das wird schon vergehen“. Dann aber können körperliche Symptome einer Depression auftreten, wie Energieverlust, Müdigkeit, Rückenschmerzen – all das nehmen viele Männer unbeteiligt wahr, sie glauben, es handelt sich um rein körperliche Beschwerden. <BR /><BR /><b>Haben jüngere Generationen dieselbe Wahrnehmung? <BR /></b>Dr. Pycha: Junge Männer machen das anders. Sie sind aufgeklärt und wissen, wie verletzlich sie sind. Männer des alten Schlages sind hingegen so gepolt, dass sie lieber die Frau zum Arzt schicken, als selbst für die eigenen Beschwerden hinzugehen. Der Generationenwandel zeigt, dass sich Männer jetzt mehr schützen. Bei der jungen Generation wird auch Work-Life-Balance großgeschrieben – man muss nicht unbedingt viel arbeiten und will stattdessen besser auf die körperliche Gesundheit und auf die psychische Ausgeglichenheit achten. <BR /><BR /><b>Sie haben vorhin vom November als Monat der Depression gesprochen – tritt die Erkrankung in dieser Zeit häufiger auf?<BR /></b>Dr. Pycha: Wenn einen die Probleme nicht mehr loslassen, wenn man aus dem Grübeln 14 Tage lang nicht mehr rauskommt, wenn man unter körperlichen Beschwerden leidet, von denen auch der Hausarzt sagt, dass sie psychischen Ursprungs sind: Treten die Symptome im Herbst und Frühling auf, ist es besonders wahrscheinlich, dass eine psychische Krankheit, etwa eine Depression, dahinter stecken könnte. <BR />Dasselbe gilt für Gefühle wie Angst, die einen im Alltag lähmt, aber auch die mehrere Minuten währende Todesangst bei Panikattacken – auch Angststörungen treten bei Frauen häufiger auf, aber weil sie eben auf ihre Psyche achten. Mann sollte nicht zögern und sofort einen Psychologen oder einen Psychiater aufsuchen – auch Hausärzte sind ausgezeichnete Anlaufstellen. <BR /><BR /><b>Und was ist mit der Prävention? <BR /></b>Dr. Pycha: Die Weltgesundheitsorganisation hat Präventionsmaßnahmen für körperliche Krankheiten erstellt – Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Erkrankung und man weiß mittlerweile, was zu tun ist. Einige dieser Maßnahmen scheinen auch zur Prävention von Depression zu helfen. Etwa ausreichend Schlaf, Bewegung, eine mittelstarke Berufsbelastung – nicht zu viel, nicht zu wenig. Darüber hinaus eine vielseitige Ernährung mit vielen Ballaststoffen. Eier, Milchprodukte und Hülsenfrüchte enthalten zum Beispiel die Aminosäure Tryptophan – die Vorstufe des Serotonins (ein Glückshormon, Anm. d. Redaktion). In Kombination mit Kartoffeln, Pasta und anderen Kohlenhydraten wird die Aminosäure gut aufgenommen und umgewandelt. <BR /><BR /><b>Sie sagten, die Gefahr sei jetzt im Herbst unmittelbarer. Was tun, wenn sich die Depression schon anbahnt?<BR /></b>Dr. Pycha: Wenn man merkt, dass eine Depression auf einen zukommt, sollte man am Morgen eine Stunde früher aufstehen. Der leichte Schlafentzug gibt einen antidepressiven „Kick“. So kann der Mann im Herbst seine psychische Gesundheit erhalten oder zurückerobern.