<b>STOL: Herr Soppera, es heißt, viele Tankstellen in Italien stehen vor der Schließung. Wie geht es den Tankstellenbetreibern in Südtirol?</b><BR />Walter Soppera: Die Akzisensenkung ist nur für die Betreiber vom Vorteil, die neben der Grenze sind und viel mit Fremdenverkehr zu tun haben, weil der Sprit in den meisten anderen EU-Ländern mehr kostet und sie deswegen in Italien tanken. Ansonsten war die Akzisensenkung gar nicht gut für uns. Jeder Tankwart hat vor der Akzisensenkung den Sprit noch teuer eingekauft. Nach der Senkung mussten wir den Sprit dann billig verkaufen. Das heißt, wir haben mehrere Tausend Euro Verlust gemacht. Wir verdienen 3 Cent pro Liter, jetzt können Sie rechnen, wie lange es braucht, bis wir den Verlust wieder wettgemacht haben. Dazu kommen noch teuere Bankspesen bei Kartenzahlungen. <BR /><BR /><b>STOL: Was müsste sich ändern?</b><BR />Soppera: Wir sollten prozentuell verdienen und nicht literweise. Das wäre eine faire Bezahlung. Außerdem müssten viele Gesetze angepasst werden. 70 Prozent unserer Einnahmen sind Steuern. Wir treiben das Geld für den Staat ein, ohne ein „Danke“ zu bekommen. Jede Bank lässt sich so einen Service teuer bezahlen. Hier müsste man etwas ändern. Nur mit anderen Arbeiten, wie Autowäsche oder Reifenwechsel, halten sich viele Tankstellenbetreiber über Wasser. Aber auch das ist zunehmend schwierig geworden, weil der Strompreis um 300 Prozent gestiegen ist.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="831746_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>STOL: Der Diesel ist derzeit teurer als das Benzin. Früher war es immer umgekehrt. Woran liegt das?</b><BR />Soppera: Die Ökonomen sagen, es ist die hohe Nachfrage. Ich sage, es ist eine große Spekulation. Der Staat müsste hier eingreifen. Aber der Staat tut nichts, weil er sich hoher Einnahmen erfreut. Viele behaupten, der Diesel koste von Natur aus mehr. Das stimmt aber nicht: Diesel war immer billiger, weil die Herstellungskosten niedriger sind. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-56937267_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>STOL: Im Winter wird mehr Energie gebraucht. Wirkt sich das auch auf die Spritpreise aus?</b><BR />Soppera: Im Winter muss dem Diesel Forstschutzmittel beigemischt werden, sonst gefriert er. Das treibt den Dieselpreis um 1 bis 2 Cent in die Höhe. Ich glaube aber nicht, dass der Dieselpreis wegen des hohen Energiebedarfs steigen wird. Der Diesel zum Tanken und der Diesel zum Heizen sind verschieden. Der Diesel zum Tanken ist viel raffinierter. <BR /><BR /><b>STOL: Also muss ich nicht noch schnell vor Wintereinbruch tanken gehen?</b><BR />Soppera: Nein, ich glaube nicht. Wenn man die Preise beobachtet, kann man sehen, dass sich die Spritpreise angleichen. Der Benzinpreis bleibt gleich und der Dieselpreis sinkt leicht. Von Samstag auf heute ist der Diesel um 4 Cent billiger geworden. Auch wenn das nicht viel ist: Auf 100 Liter sind das 4 Euro – ein Cappuccino. <BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/wirtschaft/grosse-belastungen-kleines-geld-darum-geben-tankstellenbetreiber-auf" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Mehr zu den Schwierigkeiten der Tankstellenpächter in Südtirol lesen Sie hier.</a>