Corona lässt grad ein wenig aufatmen, schon steht eine andere Welle vor der Tür. Was es mit „Doppelwelle“, „Twindemie“ bzw. „Flurona“ auf sich hat, klären wir an dieser Stelle.<BR /><BR />Geht es ums Zusammentreffen der nahenden Winter-Coronawelle(n) und der höchstwahrscheinlichen Grippewelle, gibt es aus Sicht von Prof. Dr. Christian Wiedermann vom Institut für Allgemeinmedizin der Claudiana nur einen korrekten Begriff: Twindemie. <BR /><BR />„Lassen wir die mediale Wortschöpfung beiseite. Was auf uns zukommt, ist die Verschränkung zweier Infektionswellen – also, dass die Kurven der Atemwegs-Infektionskrankheiten Covid-19 und Influenza zeitgleich markant ansteigen. Und ja, wer coronainfiziert ist, kann sich gleichzeitig auch mit dem Influenzavirus anstecken.“<BR /><BR />Ein bedrohliches Szenario, vor allem für die „Risikogruppen“ – also Personen über 65, immunsupprimierte Patienten und Menschen mit unterschiedlichen chronischen Begleiterkrankungen, für die eine solche doppelte Ansteckung fatale Folgen haben kann. Akut wie auch später hinsichtlich Long Covid, wie Dr. Wiedermann erinnert: „Diese Gefahr wird leider weiterhin stark unterschätzt. <BR /><BR />Impfen, boostern & die Masken <BR /><BR />„Um eine solche Twindemie einzudämmen, ist es also wichtig, dass sich möglichst viele Personen nicht nur gegen Corona impfen bzw. boostern, sondern auch gegen die Grippe impfen lassen,“ betont der Arzt vom Institut für Allgemeinmedizin am „Universitären Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe Claudiana“ ausdrücklich: „Nur so verhindern wir, dass Jüngere, die mit vielen Menschen in Kontakt sind, die Viren sozusagen nach Hause bringen und damit all jene gefährden, für die eine solche Doppelinfektion lebensgefährlich sein kann.“<BR /><BR />Bereits Anfang Oktober hatte das Institut vor diesem „Zusammenspiel“ beider Viren gewarnt, zumal die vergangenen beiden Grippesaisonen quasi flachgefallen – und die damit verbundenen Probleme ins Vergessen geraten waren. „Das Einhalten der AHA-Regeln und das – bis 1. Oktober verpflichtende – Tragen von FFP2-Masken in öffentlichen Innenräumen trugen entscheidend dazu bei. Damit konnten wir nicht nur Corona eindämmen, sondern auch die Grippe sowie andere Atemwegsinfekte. Wir wären insofern gut beraten, dieses Verhalten eigenverantwortlich fortzuführen.“<BR /><BR />Der Blick auf die Südhalbkugel<BR /><BR />Siehe die vorliegenden Influenza-Daten in „Down Under“. In Australien zirkulierten im Winter (hier Sommer) genau jene Virenstämme, die nun auch auf Südtirol zurollen und auf welche der aktuelle Impfstoff abgestimmt ist: „Wenn wir die Altersverteilung der Grippefälle in Australien 2019 (vor der Pandemie) mit jener von 2022 vergleichen, so waren 2019 die Infektionsmeldungen bei Kindern von fünf bis neun Jahren am höchsten, gefolgt von jenen der Über-85-Jährigen. Heuer schaut die Lage in Australien ganz anders aus: Die meisten Grippemeldungen betreffen nur Kinder und Jugendliche, betagte Personen sind hingegen weniger oft von Influenza betroffen.“<BR /><BR />Die Erklärung dafür ist aus Expertensicht folgende: „Das hängt höchstwahrscheinlich auch mit der verlängerten Anwendung der AHA-Regeln in den australischen Pflegeheimen zusammen. Hierzulande hingegen haben wir von der Gesetzgebung zur Eigenverantwortung gewechselt. So bleibt nur ein Weg, um beide Wellen möglichst flach zu halten: Maskentragen als wichtige Ergänzung zum dringend empfohlenen Corona-Booster.“<BR /><BR />Zumal in diesem Winter – im Übergang von der Corona-Pandemie zur -Endemie – noch ein weiteres Phänomen zu beobachten ist: nämlich jenes der eingangs bereits erwähnten „Doppelwelle“. <BR /><BR />Parallel gleich zwei Subtypen<BR /><BR />Diese sei von der Twindemie zu unterscheiden, präzisiert der Experte: „Europaweit sind die Infektionen und die Viruslast in den Abwasseranalysen stabil. Die Wellen der Omikron-Subtypen (Anm.: B.A.1 bis B.A.5) sind abgeklungen, und es gibt viele asymptomatisch Infizierte, weil durch Impfung oder Infektion allgemein ein hoher Immunschutz aufgebaut wurde.“<BR /><BR />Doch Dr. Wiedermanns „Aber“ folgt sogleich: „Es gibt erste Anzeichen für eine Corona-Doppelwelle, also das zeitgleiche Kursieren unterschiedlicher Virenstämme/-subtypen. In Frankreich dominiert bereits der neue, hochansteckendere Omikron-Subtyp BQ.1 und breitet sich in Europa, den USA und Afrika aus. Das ist aber nur eine von fünf global zirkulierenden Varianten, in Singapur etwa ist der Subtyp XBB dominant. Und in Australien gibt es bereits jetzt eine Doppelwelle, also das zeitgleiche Auftreten dieser beiden unterschiedlichen Subtypen.“ <BR /><BR />Daher warnt der Arzt: „Hierzulande könnte sich BQ.1 als nächste Welle durchsetzen. Und kommt dann eine starke Grippewelle dazu, wird das ein schwerer Winter.“ Weshalb er abschließend erneut erinnert: „Die Grippewellen der Vergangenheit haben uns doch gezeigt, wie es „abgehen„ kann.<BR /><BR />Krankenhausüberlastung oder Betriebsausfälle gab es auch damals. Und das können wir nur mit den Impfungen und – wo schon in der Vergangenheit sinnvoll – den Masken bremsen, selbst wenn die Leute es nicht mehr hören wollen.“<BR />