Alle Opfer des Amoklaufs an einer US-Grundschule sind identifiziert – die Hintergründe der Bluttat mit 27 Toten bleiben zunächst aber weiter im Dunkeln.Die Untersuchung des Wohnhauses des Todesschützen habe „gute Beweise“ erbracht, sagte der Sprecher der Polizei im Bundesstaat Connecticut, Paul Vance, am Samstag bei einer Pressekonferenz. Nähere Einzelheiten nannte er nicht.Der 20 Jahre alte Täter hatte in der Kleinstadt Newtown nördlich von New York zwanzig Kinder zwischen fünf und zehn Jahren sowie sechs Erwachsene getötet. Anschließend nahm er sich das Leben.Seine Mutter wurde ermordet in einer nahe gelegenen Wohnung gefunden. Die Bluttat vom Freitag fachte erneut eine Debatte über das US-Waffenrecht an. Präsident Barack Obama forderte „bedeutsames Handeln“. Das Massaker wenige Tage vor Weihnachten löste weltweit Entsetzen und Trauer aus.Schütze hat sich Eintritt „erzwungen“Anders als viele US-Medien zunächst berichtet hatten, sei der 20-Jährige nicht freiwillig in die Schule hereingelassen worden, sagte Polizeisprecher Vance. „Er hat seinen Eintritt in die Schule erzwungen.“ Nähere Angaben machte der Sprecher nicht.US-Medien hatten zuvor berichtet, dass die Grundschule erst in diesem Jahr ein neues Sicherheitssystem eingerichtet hat: Besucher müssen klingeln und erscheinen dann auf einer Sicherheitskamera. Erst wenn jemand innen auf den Türöffner drückt, kann man eintreten.Täter: Klug, scheu und introvertiertDer Täter soll Berichten von Nachbarn und Bekannten zufolge in Newtown aufgewachsen sein. Er wird als klug, sehr scheu und introvertiert beschrieben.In jungen Jahren sei er ein Einzelgänger gewesen, erzählte eine frühere Klassenkameradin bei CNN.Nachbarn beschrieben ihn nach Berichten des Senders als merkwürdig.Bei dem Amoklauf soll er ganz in Schwarz gekleidet gewesen sein und eine kugelsichere Weste getragen haben. Er habe sein Auto direkt vor der Eingangstür geparkt, berichtete der Nachrichtensender CNN.Leichen werden noch untersuchtSobald die Untersuchung der Leichen abgeschlossen sei, würden Namen und Alter veröffentlicht, kündigte Vance an. Die Leichen seien inzwischen aus dem Gebäude gebracht worden, damit sie untersucht werden könnten.Die Untersuchung des Tatortes werde noch mindestens einen weiteren Tag dauern. Die Angehörigen der Opfer hätten darum gebeten, dass ihre Privatsphäre respektiert würde.Vater: „Meine Tochter fragt mich, wann das wieder passiert“„Ich habe Kugeln gesehen, die an mir vorbeigeflogen sind, und dann hat mich eine Lehrerin geschnappt und in einen Klassenraum gezogen“, beschrieb ein Junge die Vorgänge in der Schule.Seine Mutter hielt ihn im Arm. „Die Lehrerin hat sein Leben gerettet, da bin ich sicher“, sagte sie und weinte. „Mein Kind will am Montag nicht wieder in die Schule gehen“, sagte ein Vater, dessen achtjährige Tochter überlebt hat. „Sie fragt mich ständig, wann das wieder passiert.“Waffen gehörten MutterDie Polizei stellte drei Waffen sicher: Ein halbautomatisches Sturmgewehr und zwei Pistolen. Alle drei Waffen seien legal erworben worden und auf den Namen der Mutter registriert, berichteten Medien.Die Mutter des Amokläufers habe als Lehrerin an der Schule gearbeitet. Unklar sei aber, wann genau sie getötet wurde. Auch war zunächst noch nicht offiziell geklärt, ob der Amokläufer ebenfalls für diese Tat verantwortlich ist.Der junge Mann soll bei seiner geschiedenen Mutter gewohnt haben, hieß es in Medienberichten. Demnach wurden auch der in New Jersey lebende Bruder und der Vater befragt.Junge: „Es machte Bang, Bang“Das Verbrechen geschah kurz nach Schulbeginn am Freitag. Neben den Kindern kamen in der Schule sechs Erwachsene, darunter die Rektorin und eine Psychologin ums Leben.Nach Berichten von Augenzeugen gab der Amokläufer bis zu 100 Schüsse ab. „Es machte Bang, Bang, ich habe Schreie gehört“, schilderte ein Junge die Szene.Amerika steht nach der Gräueltat unter Schock, Politiker suchten verzweifelt nach Worten. Obama sagte, derartige Tragödien passierten zu häufig in den USA. Er deutete die Notwendigkeit an, gegen die lockeren Waffengesetzte vorzugehen.Der Gouverneur des Bundesstaates Connecticut, Dan Malloy, sagte: „Das Böse hat unsere Gemeinde besucht. Es ist eine schreckliche Zeit.“Papst Benedikt XVI. bezeichnete den Amoklauf als „sinnlose Tragödie“.dpa