Beim Abschied von Papst Franziskus am vergangenen Wochenende standen sie beide im Rampenlicht: die Kardinäle Giovanni Battista Re und Pietro Parolin. Bei der Trauerfeier am Samstag auf dem Petersplatz brachte der 91-jährige Re noch einmal kraftvoll die Botschaft des Verstorbenen von Frieden und Menschenwürde auf den Punkt – im Beisein von Staatenlenkern und vor zahllosen TV-Kameras.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1159821_image" /></div> <BR /><BR />Einen Tag später bei der Messe vor 200.000 Menschen am selben Ort erinnerte Parolin (70) in gewohnt sachlicher Manier an das Vermächtnis von Franziskus, dem er zwölf Jahre lang als Kardinalstaatssekretär und damit als Chefdiplomat und „zweiter Mann an der Kirchenspitze“ diente.<BR /><BR />In der Sedisvakanz haben die beiden Italiener nun unterschiedliche Schlüsselrollen. Re ist seit 2020 Kardinaldekan und damit protokollarischer Leiter des 252 Kardinäle umfassenden Kollegiums. Gemäß seiner Aufgabe hat er nach dem Tod des Papstes an Ostermontag die Kardinäle nach Rom gerufen und führt die „Übergangs-Regierung“ der katholischen Weltkirche.<BR /><BR /> Derzeit leitet er die Versammlungen der Kardinäle vor der Papstwahl, das sogenannte Vorkonklave. Diese Treffen, bei denen etwa der Termin der Beisetzung und der Beginn des Konklaves festgelegt wurden, finden bereits seit einer Woche in der Vatikanischen Synodenaula statt.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1159785_image" /></div> <h3> Parolin war die Nummer 2 im Vatikan</h3>Eine der vornehmsten Aufgaben des Kardinaldekans, nämlich die Leitung der Papstwahl, wird Re jedoch nicht erfüllen. Denn nur jene 135 Kardinäle, die jünger als 80 sind, dürfen überhaupt an der Wahl teilnehmen – Re also nicht. Auch sein Stellvertreter, Vizedekan Leonardo Sandri (81), kommt für die Aufgabe aus Altersgründen nicht infrage. Daher fällt die Leitung nun dem rangältesten der unter 80-jährigen Kardinalbischöfe zu: Das ist derzeit Kardinal Parolin.<BR /><BR />Schon in den 12 Jahren, in denen der Norditaliener als Kardinalstaatssekretär die diplomatischen Fäden für Franziskus zog, fiel er durch seine nüchtern-bedachtsame Art auf. Seit Franziskus ihn kurz nach seiner Wahl im März 2013 an seine Seite holte, errang er als Unterhändler des Heiligen Stuhls Erfolge auf schwierigem Terrain, darunter in Vietnam, Israel oder China, in der Ukraine oder dem Libanon. Beim G-20-Gipfel in Rio de Janeiro oder dem UNO-Klimagipfel in Baku war der Mann aus Schiavon in der Provinz Vicenza das Gesicht des Vatikans.<h3> 135 Kardinäle wahlberechtigt</h3>Als Franziskus ab Mitte Februar wegen seines wochenlangen Spitalaufenthalts ausfiel, empfing Parolin, der neben Italienisch auch Spanisch, Französisch und Englisch spricht, offizielle Gäste. Darunter war auch US-Vizepräsident J.D. Vance, der dem Papst noch am Ostersonntag einen kurzen Besuch abstattete. Unter den Kardinälen ist Parolin nicht nur sehr bekannt, sondern dürfte auch über die notwendige Autorität verfügen, um die einzigartige Wahlversammlung zu bändigen.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1159806_image" /></div> <BR />Von den aktuell 135 Wahlberechtigten, die sich am 7. Mai ins „Konklave“, also laut der lateinischen Bedeutung in den „verschlossenen Raum“ begeben, kommen 53 aus Europa, davon allein 16 aus Italien. Asien stellt 23 Wähler, Lateinamerika (mit Mexiko) 21, Afrika 18, Nordamerika 16 und Ozeanien 4. 2 Teilnehmer haben aus Gesundheitsgründen bereits abgesagt.<BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/bildergalerie-diese-133-kardinaele-waehlen-den-neuen-papst" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Diese 133 Kardinäle wählen den neuen Papst.</a>