Wir haben Frau Leonhäuser zum Gespräch gebeten.<BR /><BR /><b>Frau Pastorin Leonhäuser, was hat Sie bewogen, was war für Sie ausschlaggebend, nach Bozen zu kommen?</b><BR />Frauke Leonhäuser: Nun, das hatte mehrere Gründe. Zuerst musste ich mich um diese Pastorenstelle bewerben, sie wurde ja ausgeschrieben. Ich war mehr als 2 Jahrzehnte als Gemeinde- Pastorin in Hessen tätig und wollte mich verändern. Mich reizte dabei die Evangelisch-Lutherische Gemeinde hier in Bozen, auch wegen ihres Einzugsgebietes, das ja Brixen, Bruneck und auch Trient miteinschließt. In Deutschland, wo ich bisher tätig war, ist die Anzahl der Mitglieder weitaus höher, das zu betreuende Gebiet ist hingegen kleiner und übersichtlicher. <BR /><BR /><b>Hatten Sie bereits einen Bezug zu unserem Land?</b><BR />Leonhäuser: Ja, ich bin mit Südtirol verbunden, denn ich verbrachte manchen Ferienaufenthalt mit meiner Familie in Ulten und half auch bei einer Bergbauernfamilie im Gadertal mit. So sind mir Land und Leute nicht fremd gewesen. <BR /><b><BR />Wie viele Mitglieder hat die Evangelisch-Lutherische Gemeinde Bozen und wie kommen Sie mit den doch großen Entfernungen zurecht?</b><BR />Leonhäuser: In meinem Einzugsgebiet sind insgesamt an die 500 Mitglieder, die Zahl ist in den vergangenen Jahren in etwa dieselbe geblieben. Die Entfernungen zu den einzelnen Städten stellt schon eine gewisse Herausforderung dar. Es ist so, dass ich meistens in Bozen bin, Brixen und Trient besuche ich einmal monatlich, Bruneck seltener. Mit den Besuchen ist in der Regel ein Gottesdienst verbunden. Bei Tauf- oder Trauergesprächen bin ich selbstverständlich stets vor Ort.<BR /><BR /><b>Haben sich Ihre Vorstellungen in Ihrer neuen Gemeinde erfüllt, gab es Überraschungen?</b><BR />Leonhäuser: Im Großen und Ganzen entsprechen meine neuen Erfahrungen den Vorstellungen, die ich mir gemacht hatte. Es gibt aber auch Besonderheiten: In Brixen beispielsweise reisen gerade jetzt zur Weihnachtszeit die meisten Mitglieder zu ihren Verwandten nach Deutschland, so dass wir hier mit der Kerngemeinde gar keinen gemeinsamen Weihnachtsgottesdienst feiern können. Unsere Gemeindemitglieder bewegen sich eben immer wieder zwischen unterschiedlichen Welten: ihrer Herkunftswelt und dem gegenwärtigen Wohnsitz in Südtirol. Dies erschwert zum Teil gemeinsame Treffen oder Versammlungen. Aber wir versuchen die Gemeinschaft zu stärken und die Menschen zu beheimaten, zum Beispiel dadurch, dass wir uns im Anschluss an den Gottesdienst immer noch zum Gespräch und einem Kaffee und einem Snack zusammenfinden. <BR /><b><BR /> Gibt es Unterschiede bei den Menschen hierzulande, im Vergleich zu Ihrem bisherigen Tätigkeitsfeld in bundesdeutschen Landen oder anders gefragt: Sind sie „leichtere Kost“, kann man mit ihnen gut kommunizieren?</b><BR />Leonhäuser: Meine bisherige, kurze Erfahrung zeigt mir, dass mir die Leute hier durchwegs sehr freundlich und offen begegnen. Sie sind auch sehr engagiert und arbeiten gerne mit. Das gefällt mir. <BR /><BR /><b> Hatten Sie hier schon ein besonderes Erlebnis in Ihrer pfarrlichen Tätigkeit? </b><BR />Leonhäuser: Ja, das kann man wohl sagen. Bereits am zweiten Arbeitstag durfte ich einen Traugottesdienst feiern, und zwar oberhalb der Frommer-Alm am Karerpass. Im Hintergrund war das Rosengartenmassiv zu sehen. Das war ein wunderschönes Erlebnis.<BR /><BR /><b>Abschließend, welche Ziele setzen Sie sich für Ihre Gemeinde hier, welche Anliegen haben Sie?</b><BR />Leonhäuser: Mein Wunsch ist es, dass vor allem Kinder und Jugendliche angesprochen werden und dass wir als Gemeinschaft unterwegs sind. Wichtig ist, dass ein lebendiger Gottesdienst im Zentrum unseres Geschehens steht und Begegnungen stattfinden. Zudem sind die Pflege sozialer Kontakte ein Anliegen von mir und dass der Verein „Schutzhütte“, der Geflüchteten zur Seite steht, weiterhin unterstützt wird.