Reider ist in die evangelisch-lutherische Kirche eingetreten, weil diese Veränderungen, welche heute viele Menschen von der katholischen Kirche erwarten, schon realisiert habe. Das „Katholische Sonntagsblatt“ berichtet in seiner jüngsten Ausgabe ausführlich darüber. Die Provinzleitung der Franziskaner nimmt Reiders Entscheidung „mit großem Bedauern zur Kenntnis“. Der Tageszeitung „Dolomiten“ sagte Reider, er werde vorerst Vorsitzender des Zentrums Tau bleiben. „Das Zentrum Tau ist eine soziale Genossenschaft, die vom Orden und von der Kirche unabhängig ist“, erklärte Reider. Das Zentrum Tau hat sich in einem Teil des Franziskanerklosters Kaltern eingemietet. Ob und wie eine weitere Zusammenarbeit zwischen den Franziskanern und dem Zentrum Tau möglich ist, bleibt vorerst offen. Mit diesen Fragen wird sich die Leitung der Franziskanerprovinz Austria befassen, welche Anfang Mai neu gewählt wird. Die Entscheidung ist Reider sehr schwer gefallen. „Ich habe lange mit mir gerungen.“ Er habe das kirchliche Leben immer mit der Hoffnung auf Reform und Entwicklung gelebt und verbunden. Aus diesem Erneuerungsbedürfnis heraus sei der Gedanke entstanden, sich einer reformierten christlichen Kirche anzuschließen. Reider ist davon überzeugt, seinen Schritt „zum richtigen Zeitpunkt gemacht zu haben. Diese Entscheidung ist in mir gereift. Ich habe harte Zeiten hinter mir und werde vielleicht auch noch harte Zeiten vor mir haben. Aber ich möchte meinen Weg gehen.“ Er habe sich immer wieder gedacht: „Ohne dass ich selbst weiß, was Beziehung ist, könnte ich Menschen gar nicht begleiten. Ich muss selbst wissen, was es zum Beispiel heißt, um eine Beziehung zu ringen oder unter einer Beziehung zu leiden.“ Reider hat seit mehreren Jahren eine verbindliche Beziehung zu einer Frau. „Auf diese kostbare Erfahrung möchte ich nicht verzichten und sie auch nicht verstecken müssen, weil dies unehrlich ist und langfristig weder für die Betroffenen noch für die Arbeit und das religiöse Zeugnis gut ist“, sagte Reider dem „Katholischen Sonntagsblatt“. „Leider ist es in der katholischen Kirche nicht möglich, eine Beziehung öffentlich zu leben und gleichzeitig den priesterlichen Dienst auszuüben.“Reider, Jahrgang 1955, war 33 Jahre lang Franziskaner und 26 Jahre lang Priester in der katholischen Kirche. 1977 ist er in den Franziskanerorden eingetreten. Theologie studierte er in Brixen und Innsbruck, Religionspädagogik an der Päpstlichen Universität der Salesianer in Rom – mit Promotion. Von 1992 bis 2000 lehrte Reider als Dozent für Religionsdidaktik und Spiritualität am Höheren Institut für Theologische Bildung in Brixen. Den Südtiroler Franziskanern stand Reider als Provinzial von 1996 bis 2001 vor. hof