<b>Ein Bericht von P. Moritz Windegger aus Rom.</b><BR /><BR />Zu den Sicherheitsvorkehrungen gehören auch eigene Abschirm-Vorrichtungen und die Einrichtung von Störsendern. Selbst am Petersplatz ist in diesen Tagen kaum oder nur schwer Mobilfunk möglich. Überhaupt signalisieren auch die italienischen Behörden rund um den Vatikan eine erhöhte Wachsamkeit. An allen Seiten des Vatikan stehen Einheiten von Staatspolizei, Carabinieri, Finanzwache oder auch Militär. An den Zugängen zum Petersplatz werden Taschen kontrolliert. Es soll nicht nur nichts passieren, sondern die Menschen sollen auch spüren, dass nichts passieren kann.<BR /><BR />Die Via della Conciliazione, jene Prachtstraße, die in den Petersplatz mündet, gleicht über einem großen Pressesaal. Tausende Medienarbeiter probieren Kameraeinstellungen, führen Interviews mit Pilgern oder nehmen Kurzvideos für Social Media auf. Das ist ein Unterschied zu 2013: Es geht weniger darum zu berichten, was im Petersdom passiert. Was vor der Kirche geschieht, ist ein eigenes Ereignis.<BR /><BR />Dabei hat der Dekan des Kardinalkollegiums eine bemerkenswerte Performance hingelegt: Giovanni Battista Re hat mit seinen 91 Jahren nicht nur tagelang die 250 Kardinäle dirigiert und einen Papst beerdigt: Zum Auftakt des Konklave feiert er ohne Anzeichen von Müdigkeit auch die Messe „Für den zu wählenden Papst“. Nach der Messe besuche ich die nahegelegene Generalkurie des Franziskanerordens. Und auch dort wird mir schnell erklärt, dass die Predigt des Kardinaldekans das eigentliche Profil des zu wählenden Pontifex beschreibt. Es gehe darum, die „moralischen und geistlichen Kräfte in der Gesellschaft von heute neu zu erwecken“, predigte Kardinal Re. Es ist ein Aufruf wieder mehr von dem zu sprechen, was über diese Welt hinaus geht. Es ist gleichzeitig eine Mahnung, dabei nicht zu übersehen, was in dieser Welt geschieht. <BR /><BR />Das Konklave ist ein Ereignis, das auch etwas über den Beruf der Journalisten aussagt. Als am Abend das Rauchzeichen über der Sixtina ausbleibt und auch 2 Stunden nach dem Einzug der Kardinäle noch kein Ergebnis kommt, werden die ersten Journalisten nervös. Zeitungen müssen in Druck gehen, Schlagzeilen wollen vorbereitet sein. Den Fernseh-Chronisten gehen die Redebeiträge aus, mit denen die Wartezeit überbrückt wird. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1162431_image" /></div> <BR /><BR />Ist etwas Unvorhergesehenes geschehen? Journalisten können nur schwer damit umgehen, wenn ihnen die Planung entgleitet. Tatsächlich sind die etwas mehr als zwei Stunden Wartezeit durchaus realistisch: Nach dem „Extra Omnes“ des Päpstlichen Zeremonienmeisters und dem Schließen der Türen sollte Raniero Kardinal Cantalamessa noch eine Meditation halten. <BR /><BR />Ich bin in der Zwischenzeit in mein Quartier bei der Ordenshochschule Antonianum zurückgekehrt. Das kann man ja auch im Livestream sehen, dachte ich mir. Bei Tisch scherzt der Rektor der Hochschule darüber, dass er hoffe, es gäbe schon heute einen Papst. Einige Mitbrüder schütteln den Kopf. „Das hoffe ich nicht“, antworte ich ihm, „sonst haben fast alle Journalisten heute ein ziemliches Problem“. Unterschiedliche Sichtweisen auf dieselbe Wirklichkeit.<BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/schwarzer-rauch-noch-kein-neuer-papst-gewaehlt" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Bekanntlich hatte der erste Wahlgang am Mittwochabend wie erwartet für keinen Kandidaten die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit gebracht. Schwarzer Rauch kam aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle.</a>