Die Bürger bekommen es zu spüren: Unterbesetzte Ämter verursachen längere Wartezeiten – welche Bereiche besonders stark betroffen sind. <BR /><BR />„Wir Gemeinden bekommen auf allen Ebenen keine Mitarbeiter“, berichtet der Vizebürgermeister von <b>Bozen</b>, <b>Luis Walcher</b>. „Die Ausschreibungen gehen zum Großteil leer aus. Uns fehlen Geometer, Architekten und Ingenieure. Im Bauamt hatten wir Glück, dass einige Mitarbeiter gekommen sind, aber wir haben dort immer noch freie Stellen, für die sich niemand meldet. Im Bereich öffentliche Arbeiten, wo es um die Instandhaltung geht, fehlen uns Mitarbeiter, ebenso in der Stadtgärtnerei. Die Löcher dort sind nicht so schnell zu stopfen. Man wird bei den Kollektivverträgen etwas tun müssen, sonst kommt keiner mehr“, ist Walcher überzeugt.<BR /><BR /> Der öffentliche Dienst könne im Unterschied zur Privatwirtschaft beim Gehalt nicht verhandeln. „Die Privatwirtschaft kann zusätzliche Benefits geben, die es im öffentlichen Dienst nicht gibt. Wir können vielleicht noch einen Voucher für das Mittagessen geben. In der Privatwirtschaft erhalten Mitarbeiter aber einen Parkplatz, ein Firmenauto usw.“ Der öffentliche Dienst sei in den vergangenen Jahren viel unattraktiver geworden. „Wir haben in unserem Arbeitsangebot in kaum einem Bereich eine Besserstellung gegenüber der Privatwirtschaft. Wenn dann auch noch das Gehalt geringer ist, dann sind die Gründe, für eine Kommune oder das Land zu arbeiten, gering bis 0“, betont Walcher. <BR /><BR />Bozen tue sich besonders schwer, „weil die Wirtschaft dort am meisten Arbeitsplätze von ganz Südtirol hat“. Hinzu komme, „dass wir nun in eine Pensionierungswelle kommen. In den nächsten 5 Jahren gehen sehr viele langjährige Mitarbeiter mit einer Riesen-Erfahrung in Rente“.<h3> Ausufernde Bürokratie macht Mitarbeiter mürbe</h3>Auch Gemeindenchef <b>Andreas Schatzer</b> ist überzeugt, dass die Gehälter erhöht werden müssen. Gemeindejobs müssten attraktiver werden. Wo es geht, sollte ein Angestellter auch einen Tag pro Woche von zuhause aus arbeiten können. Wenn ein junger Bewerber sich mit viel Bürokratie herumschlagen müsse, hinter der er auch den Sinn nicht klar erkennen könne, „so ist dies für ihn ein Problem“, meint Schatzer. Eine Arbeit müsse möglichst interessant sein und Sinn ergeben. Die Gemeinde habe sehr viele interessante Jobs – aber auch mit viel Bürokratie zu tun, und das mache Mitarbeiter zum Teil mürbe.<BR /><BR />Fachkräftemangel ist auch in <b>Brixen</b> ein Thema: „Wir hatten vor allem Probleme im Bereich EDV“, berichtet Bürgermeister <b>Peter Brunner</b>. Finanziell seien die Gemeinden limitiert. Beim Bauhof (Handwerker) könne die Gemeinde mit ihren finanziellen Mitteln nicht immer mit der Privatwirtschaft mithalten. „Ein sicherer Arbeitsplatz war früher ein Vorteil, heute ist dies den Bürgern nicht mehr so wichtig. Probleme haben wir auch in den Mensen der Schulen und Kindergärten. Das ist für uns ein kritischer Punkt. Es ist schwierig, dort Personal zu finden. Es müssen mehr Essen ausgegeben werden an mehr Kinder, dafür braucht man mehr Personal.“ Punkten wolle die Gemeinde mit Teilzeit-Angeboten. „Da versuchen wir, so dynamisch wie möglich zu sein“, versichert Brunner. Ebenso sei Brixen bestrebt, für ein gutes Arbeitsklima zu sorgen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen.<BR /><BR />Die Gemeinde <b>Lana</b> sucht Geometer und Buchhalter, aber auch Facharbeiter wie Gärtner und verschiedene handwerkliche Qualifikationen für den Bauhof, sagt Bürgermeister <b>Harald Stauder</b>. „Wir sind mit unseren Gehältern in der öffentlichen Verwaltung nicht mehr konkurrenzfähig. Wir hatten Ausschreibungen für Facharbeiter, bei denen sich niemand beworben hat. Die Interessenten sagen: Um dieses Gehalt kann und will ich es nicht machen.“ Einige Arbeiten und Projekte müssten deshalb ausgelagert werden an Private, wie die Installation der Weihnachtsbeleuchtung. <BR /><BR />Weil im Bauamt ein Geometer fehle, müsse die Arbeit auf die anderen Geometer aufgeteilt werden. Dadurch würden die Wartezeiten für die Bürger bei Bauprojekten länger. Um dem Arbeitskräftemangel Herr zu werden, müssen die Gemeinden noch stärker auf Zusammenarbeit setzen, meint Stauder. Ämter sollten übergemeindlich zusammengelegt werden. <BR /><BR />Der Bürgermeister von <b>Bruneck</b>, <b>Roland Griessmair</b>, berichtet, dass vor allem technische Mitarbeiter sowie Mitarbeiter im Bauhof und in der Gärtnerei schwer zu finden seien. Sichere Arbeitsplätze in den Gemeinden seien zwar derzeit nicht mehr so gefragt, aber irgendwann werde der Arbeitsmarkt auch wieder schwieriger. Und bei einigen Prozent Arbeitslosigkeit werden die Arbeitskräfte dann auch wieder in den öffentlichen Dienst strömen, glaubt Griessmair. Der öffentliche Dienst habe Vorteile, den die Privatwirtschaft nicht immer bieten könne wie attraktive Teilzeitangebote für Frauen. Es komme nicht von ungefähr, dass in den Gemeinden viele Frauen beschäftigt seien.<BR /><BR />Auch <b>Roselinde Gunsch</b>, Bürgermeisterin von <b>Taufers im Münstertal</b> berichtet, dass sich bei den Ausschreibungen nur mehr wenige Interessenten bewerben: „Es ist nicht mehr wie früher, als man sich die Leute noch aussuchen konnte und an den Wettbewerben zig Leute teilnahmen. Man muss sich sehr bemühen und die Leute direkt ansprechen. Zum Glück haben wir die übergemeindliche Zusammenarbeit. Trotzdem ist man immer auf der Suche nach neuen Mitarbeitern.“<BR /><BR /><BR />