In seinem Büro im Krankenhaus und seiner Wohnung wurden Durchsuchungen durchgeführt. Anhand der im Krankenhaus von den Ermittlern heimlich aufgenommenen Bilder von Videoüberwachungskameras konnten 32 Vorfälle sexueller Gewalt rekonstruiert werden. <BR /><BR />Die Ermittlungen wurden durch das Klima der Angst verhindert, die in der Abteilung des Chefarztes herrschte. Michieletti hat nach Angaben der Ermittler „systematisch sexuelle Handlungen an Ärztinnen und Krankenschwestern vorgenommen, die auf der von ihm geleiteten Station Dienst hatten“. <BR /><BR />„Die Opfer, die sich in einem Zustand der Unterwerfung befanden und durch mögliche nachteilige Folgen auf beruflicher oder familiärer Ebene eingeschüchtert wurden, wenn sie sich widersetzten, waren täglich sexuellen Übergriffen ausgeliefert. Die Opfer mussten Konsequenzen befürchten, wenn sie sich dem Missbrauch entziehen wollten“, hieß es in einem Schreiben der Polizei.<BR /><BR />Auslöser für die Ermittlungen war die Beschwerde einer diensthabenden Ärztin, die zum ersten Mal in der Arztpraxis sexuell belästigt wurde. Nachdem sie sich in das Büro des Chefarztes begeben hatte, um ihren Urlaub zu besprechen, hatte der Arzt laut dem Bericht der Ärztin den Raum verschlossen und sie zu sexuellen Handlungen gezwungen, die erst durch das zufällige Klopfen eines Kollegen an der Tür unterbrochen wurden. Die Ärztin meldete den Vorfall sofort bei der Gesundheitsdirektion Ausl und erstattete Anzeige bei der Polizei. Im Laufe der Ermittlungen beschloss eine zweite Medizinerin Anzeige zu erstatten, sie zog jedoch am nächsten Tag aus Angst vor den Folgen am Arbeitsplatz ihre Klage zurück. <BR /><BR />„Derzeit sind mehrere Opfer identifiziert worden, die den sexuellen Missbrauch bestätigt haben, aber wie die hochgerechneten Videos und Bilder deutlich zeigen, sind dies nur einige der vielen Frauen, die gezwungen wurden, Gewaltakte zu erleiden“, hieß es. <BR /><BR />Die Festnahme des Arztes löste die Bestürzung der Gesundheitsbehörde von Piacenza aus. Sie drückte ihr volles Vertrauen in die Arbeit der Justiz aus und betonte, dass die Leitung stets mit den zuständigen Behörden zusammengearbeitet und Maßnahmen ergriffen habe, „um alle nützlichen Elemente zur Rekonstruktion des Sachverhalts zu liefern“. <BR /><BR />„Auf Anweisung der Staatsanwaltschaft haben wir die Arbeit der Ermittler in jeder Hinsicht erleichtert und optimale Bedingungen für die Durchführung der Untersuchung gewährleistet. Wir sprechen den Opfern unsere volle Solidarität und unser Mitgefühl aus“, hieß es.