Erstmals haben Wissenschafter einen Zusammenhang zwischen Keuchhusten und plötzlichem Kindstod bei Babys aufgezeigt. Die Ergebnisse stammen aus einem Langzeit-Vergleich der Häufigkeit der potenziell lebensgefährlichen Infektion zwischen deutschen Bundesländern mit hoher und niedriger Pertussis-Impfrate. Österreichische Experten haben erst vor kurzem große Lücken beim Schutz gegen Keuchhusten beklagt.<BR /><BR />„Der plötzliche Kindstod ist weltweit eine der Hauptursachen für den Tod von Säuglingen, auch wenn die Zahlen in vielen Ländern über die letzten Jahrzehnte deutlich zurückgingen. Gefährdet sind Babys im ersten Lebensjahr, besonders in den ersten sechs Monaten. Die genaue Ursache für den plötzlichen Kindstod ist bisher nicht bekannt“, schrieb vor kurzem das Deutsche Ärzteblatt.<BR /><BR />Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hat eine Analyse der Krankenhauseinweisungen von Säuglingen infolge von Keuchhusten (Pertussis) für den Zeitraum zwischen 1980 und 2020 durchgeführt. Dabei wurden von der Epidemiologin Jacqueline Müller-Nordhorn vom Institut für Sozialmedizin der Berliner Universitätsklinik Charité und ihren Co-Autoren auch Daten aus der damaligen DDR und aus Westdeutschland sowie später aus Gesamtdeutschland nach der Wiedervereinigung berücksichtigt.<BR /><BR />„Infektionen können beim Auslösen des plötzlichen Kindstods (SIDS) eine Rolle spielen, wobei ,Bordetella pertussis‘ (Erreger des Keuchhustens; Anm.) ein möglicher Erreger ist. Ziel war es, den Zusammenhang zwischen SIDS und Krankenhauseinweisungen wegen Keuchhustens bei Säuglingen im Zeitverlauf zu analysieren und dabei eine ehemals nicht geimpfte Bevölkerung (Westdeutschland) mit einer überwiegend geimpften Bevölkerung (Ostdeutschland) zu vergleichen“, schrieb die Wissenschafterin vor kurzem in der Fachzeitschrift BMC Pediatrics (DOI: 10.1186/s12887-025-05429-7).<h3> Impfung schützt</h3>In den Langzeitdaten zeigte sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Spitalsaufnahmen von Säuglingen wegen Pertussis und dem plötzlichen Kindstod. Das hat auch mit den schützenden Keuchhustenimpfungen zu tun. In Westdeutschland hatte es in den 1970er- und 1980er-Jahren eine starke Verunsicherung bezüglich des Nutzens der Pertussis-Impfung gegeben. Die Impfquoten waren ausgesprochen gering.<BR /><BR />„In Westdeutschland stieg die durchschnittliche jährliche SIDS-Rate (pro 1000 Lebendgeburten) von 1,08 im Jahr 1980 auf 1,68 im Jahr 1991, bevor sie auf 1,18 im Jahr 1992 und anschließend auf 0,10 im Jahr 2020 zurückging“, hieß es in der wissenschaftlichen Arbeit. Der Hauptgrund dafür: Erst 1991 wurde die Keuchhustenimpfung in die dann in ganz Deutschland geltenden Impfempfehlungen aufgenommen. Gleichzeitig gab es die Empfehlung, bei Säuglingen unbedingt auf eine Nicht-Bauchlage beim Schlafen zu achten. Innerhalb eines Jahres sank damals von 1991 auf 1992 die SIDS-Häufigkeit in Deutschland um rund 30 Prozent.<h3> In der DDR wesentlich weniger Todesfälle als im Westen</h3>Ganz anders war zuvor die Entwicklung hingegen in der ehemaligen DDR verlaufen. Dort lag die Häufigkeit eines plötzlichen Kindstods wegen der dort in den 1970er- und 1980er-Jahren durchgängig erfolgten Pertussis-Impfungen bereits 1991 mit 0,79 pro 1000 Lebendgeburten deutlich unter den westdeutschen Zahlen. Jacqueline Müller-Nordhorn und ihre Co-Autoren dazu: „In Ostdeutschland sank die durchschnittliche jährliche SIDS-Rate (pro 1000 Lebendgeburten) von 0,79 im Jahr 1991 auf 0,12 im Jahr 2020.“ Mittlerweile wurde für ganz Deutschland für das Jahr 2020 eine SIDS-Häufigkeit von 0,1 pro 1000 Lebendgeborenen registriert.<BR /><BR />Der Keuchhusten-Impfstoff ist in Südtirol Teil des verpflichtenden Impfplans und wird ab dem zweiten Lebensmonat mit 3 Dosen im ersten Jahr verabreicht, einer vierten Dosis im Alter von 5 Jahren und einer Auffrischung zwischen 11 und 18 Jahren. Bei Erwachsenen sollten die Auffrischungen alle zehn Jahre zusammen mit dem Impfstoff gegen Tetanus und Diphtherie erfolgen.<h3> Große Impflücken</h3>„Riesen-Impflücken in der Bevölkerung“ hätten im Jahr 2024 in Österreich zu einer „extremen Zahl von über 13.000 Keuchhusten-Fällen“ geführt, sagte dazu die Wiener Vakzinologin Ursula Wiedermann-Schmidt im Dezember vergangenen Jahres bei einer Pressekonferenz. <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/alarmierender-anstieg-von-keuchhusten-in-suedtirol-was-sie-wissen-muessen" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Auch in Südtirol explodierten die Fallzahlen (hier lesen Sie mehr dazu).</a><BR /><BR />Die Pertussis kann beispielsweise auch für Senioren hochgefährlich werden. Auch Schwangere sollten sich impfen lassen.