In den Sog der Untersuchung gerieten einige Polizisten. Sie werden verdächtigt, die Ermittlungen um den Anschlag auf Borsellino im Jahr 1992, bei dem der Anti-Mafia-Staatsanwalt und fünf Leibwächter in Palermo ums Leben gekommen sind, in die Irre geführt zu haben, berichtete die Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera" am Mittwoch.Die neuen Ermittlungen stützen sich auf die Aussagen des abtrünnigen Mafia-Bosses Gaspare Spatuzza, der sich nach elf Jahren in Haft zur Zusammenarbeit mit der Justiz entschlossen hat. Die Ermittler vermuten Verstrickungen zwischen der Mafia und untreuen Mitgliedern der Geheimdienste hinter dem Anschlag.Nach Jahren des Schweigens äußerte sich vergangene Woche auch der frühere Mafia-Boss Toto Riina vor Gericht zur Ermordung des Richters Borsellino. Dabei beteuerte er, nicht an dem Mord im Jahr 1992 beteiligt gewesen zu sein. Andere hätten den Richter getötet. „Ich bin es leid, der Sündenbock zu sein", ließ Riina über seinen Anwalt erklären.Die Äußerung des 78-Jährigen weckte Spekulationen, dass der Staat und seine Geheimdienste hinter dem Tod Borsellinos stehen. Der Anti-Mafia Richter und sein Kollege Giovanni Falcone waren im Juli 1992 getötet worden. Ein Jahr später wurde Riina festgenommen, der wegen seiner Grausamkeit auch „die Bestie" genannt wird.apa