Welche Technik das Team des Rettungshubschraubers Aiut Alpin Dolomites und jenes des Pelikan 1 nutzt, warum der Heli ohne Licht fliegt und wie die anspruchsvollen Nachteinsätze ablaufen, hat s+ vom Technischen Leiter und Windenmann beim Aiut, Hubert Moroder, erfahren. <BR /><BR /> Seit November 2017 fliegt die Flugrettung Südtirol auch sogenannte Tagesrandflüge. Damit sind Einsätze auch nach Sonnenuntergang und in der Dunkelheit möglich. Flüge in der Nacht sind für die ganze Crew, vor allem aber für Helikopterpiloten, äußerst anspruchsvoll und stellen eine besondere Herausforderung dar. In Südtirol ist man dafür allerdings bestens gerüstet.<BR /><BR />Erstaunlich hell leuchten die Drei Zinnen auf dem Foto, das den <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/abendliche-rettungsaktion-an-der-grossen-zinne" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">nächtlichen Einsatz</a> von vorvergangener Nacht zeigt. <BR /><BR />„Unser Helikopter, ein Airbus Helicopters H135 T3, hat neben den 2 drehbaren Scheinwerfern im vorderen Bereich nun seit etwas mehr als einem Jahr noch einen zusätzlichen Hochleistungs-Scheinwerfer, der unten am Helikopter in einem bestimmten Winkel fix montiert ist. Für Windeneinsätze am Berg, wie in der vergangenen Nacht, ist er ideal. Der Scheinwerfer ist sehr stark – um einiges stärker als die beiden anderen – und kann von oben gezielt auf die richtige Stelle gerichtet werden, ohne den Piloten zu blenden oder in der Sicht zu stören.“<BR /><BR />Das mit dem Licht ist in der Nacht nämlich so eine Sache. <BR /><BR />„Bekanntlich fliegen wir ja die Tagesrandflüge mit Nachtsichtgeräten. Wenn man dieses hochmoderne Nachtsichtgerät trägt, muss es auch im Inneren des Helis dunkel sein, auch Tablets und Handys sind dann tabu. Beim Nachtflug sind auch die Scheinwerfer aus. Das einzige Licht, das vom Heli ausgeht, ist das rote blinkende Signallicht.“<BR /><BR />„Erst wenn man am Einsatzort angekommen ist, wie vorletzte Nacht eben an der Wand der Drei Zinnen, werden die Scheinwerfer wieder eingeschaltet und der Pilot und der Windenmann klappen das Nachtsichtgerät nach oben. Dank des neuen zusätzlichen Scheinwerfers kann die Wand taghell beleuchtet werden und wir können bestens arbeiten“, sagt Moroder.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="683774_image" /></div> <BR />Das Nachtsichtgerät ist übrigens – wie man es vielleicht aus Filmen kennt – eine Art Fernrohr, 8 Zentimeter tief, das am Helm befestigt und heruntergeklappt werden kann. Diese Nachtsichtgeräte sind sehr teuer und nicht für jedermann bestimmt, deshalb werden sie bei Nichtgebrauch im Tresor aufbewahrt.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="683777_image" /></div> <BR />Nicht nur der Aiut Alpin Dolomites verfügt über diesen dritten zusätzlichen Scheinwerfer, sondern auch der Pelikan 1. Der Scheinwerfer des Typs A800 Searchlight wurde 2020 beim Pelikan 1 erstmals in Betrieb genommen. Das bedeutete eine italienweite Neuerung im zivilen Flugrettungsdienst.<BR /><BR />Von der Luftfahrtbehörde ENAC ist es nämlich vorgeschrieben, dass nach Einbruch der Dunkelheit die Maschinen mit 2 Piloten besetzt sein müssen. Außerdem müssen Landemanöver in der Finsternis und abseits von eingetragenen Landeflächen zusätzlich durch Beleuchtungssysteme am Boden unterstützt werden. Durch den Einsatz dieser neuen Hochleistungs-Scheinwerfer sind diese Auflagen für eine schnelle Rettung in den Nachtstunden zukünftig nicht mehr nötig. Damit darf der Notarzthubschrauber mit nur einem Piloten in der Dunkelheit abheben und ohne zusätzliche Unterstützung auch abseits von eingetragenen Landeflächen niedergehen. <BR /><BR />Neben der Ausleuchtung der Landefläche verfügt der Scheinwerfer aber auch über weitere wertvolle Eigenschaften: So kann die Beleuchtung ebenso im Infrarotmodus verwendet werden, damit eventuelle Anrainer oder auch Wildtiere nicht vom starken Licht gestört werden. Hierbei wird die Ausleuchtung nur durch das Nachtsichtgerät der Besatzung wahrgenommen. Auch bei nächtlichen Suchaktionen birgt das Zubehör großes Potenzial: So erzeugt der Scheinwerfer auf Entfernung von einem Kilometer immer noch einen Lichtkegel von 75 Metern Durchmesser am Boden.