„Die viel zitierte Privacy ist wichtig, darf aber nicht zum Schaden des Patienten werden“, unterstrich Dr. Marsoner.<BR /><BR />„Wir sind auf den Zugang zu Befunden angewiesen, darauf, dass wir bereits erhobene Daten schnell und unbürokratisch abrufen können. Außerdem sind wir in unserem ärztlichen Handeln an die Schweigepflicht gebunden“, erinnerte sie. Es sei nicht nötig, diese zusätzlich mehrfach abzusichern. Die derzeit verfügbaren Ressourcen seien am Limit, und unnötige Doppeluntersuchungen, nur weil vorhandene Befunde nicht einsehbar sind, sollten vermieden werden.<BR /><BR />Künftige Versorgungskonzepte müssten gut geplant werden. „Deshalb können wir auch die Versorgung chronisch Kranker nicht in die sogenannten Gemeinschaftshäuser verschieben, bevor wir die Digitalisierung im Griff haben.“ Gerade bei dieser Patientengruppe sei ein lückenloser Datenzugang unabdingbar.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1152297_image" /></div> <BR /><BR />Man dürfe Digitalisierung auch nicht mit Entbürokratisierung verwechseln. Die alleinige Einspeisung von Formularen in ein digitales System sei per se kein Fortschritt. Es sei notwendig, ein paar große Schritte zurückzumachen: „Weniger ist viel mehr! Nicht ein Regelwerk, dessen Ziel es ist, jedweden Missbrauch zu verhindern, sondern die Annahme mündiger Bürger, bei denen durch Stichproben die Einhaltung von Bestimmungen überprüft und eine eventuelle Überschreitung bestraft wird.“ <h3> Nachwuchsmangel und Flut von Pensionierungen</h3>Was sich als wenig zielführend erwiesen habe, könne durchaus wieder abgeschafft werden. „Wieso sollte uns das bei der Bürokratie nicht gelingen?“, fragte Dr. Marsoner. Weiters wies sie auf den Nachwuchsmangel bei der Ärzteschaft und eine Flut von Pensionierungen hin. Damit nicht genug: Medizin sei teurer geworden. „Wir müssen den ökonomischen Aspekt im Auge behalten. Trotzdem sprechen wir hier nicht von einem Produkt, sondern von Menschen. Es geht hier nicht um Wirtschaft, sondern um Gesundheit.“ <BR /><BR />Auf der einen Seite stünden die hohen Kosten und mangelnde Ressourcen, auf der anderen eine teilweise unangemessene Erwartungshaltung seitens der Bevölkerung. Notaufnahmen würden wegen Beschwerden gestürmt und blockiert, die keiner ärztlichen Behandlung bedürften, sondern die in einer telefonischen Beratung abgehandelt werden könnten. <BR /><BR />„Wir verfügen über eine unschätzbare Ressource: viele gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter. Diesen Schatz müssen wir hegen und pflegen. Ziel der Verwaltung sollte es sein, sich in den Dienst dieser Mitarbeiter zu stellen.“ Das beinhalte auch, bürokratische Aufgaben so weit möglich abzufangen oder zu vereinfachen, Bedingungen zu schaffen, unter denen die medizinischen Mitarbeiter ihre Qualitäten optimal entfalten können. „Wir haben in diesem Projekt unterschiedliche Aufgaben, aber ein gemeinsames Ziel: die Versorgung der Patienten“, hob die Ärztekammerpräsidentin hervor.