Der Wanderweg auf der Seceda wird seit Samstag von einem Drehkreuz samt Geldautomat versperrt. „Antrag wurde hierfür keiner gestellt, die Eigentümer der Almwiesen rund um den Wanderweg haben aus Eigeninitiative gehandelt“, sagt Christoph Senoner, Bürgermeister von St. Christina. „Irgendwann ist das Fass übergelaufen“, entgegnet Bauer Georg Rabanser, einer der vier Eigentümer des Grundstücks. Mit der Aktion wollte man provozieren und auf das Problem aufmerksam machen. <BR /><BR />Die Seceda ist einer der Touristen-Hotspots Südtirols. In der Hochsaison stürmen täglich Tausende Gäste auf den Gipfel in Gröden, um einen Schnappschuss vor einer atemberaubenden Bergkulisse zu ergattern.<BR /><BR /> „Vor rund vier Jahren ist die Anzahl an Touristen dann ausgeartet“, erinnert sich Georg Rabanser. Viele davon sind „Selfie“-Touristen. Internationale Konzerne wie Apple hätten ein Foto von der Seceda als Hintergrundbild auf ihren Geräten verwendet, weshalb es Menschen aus der ganzen Welt nach Gröden zieht – oft nur, um schnell einmal zu „knipsen“. Trotzdem hinterlassen sie Spuren. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1188189_image" /></div> <BR />Zwar ist der Wanderweg, der durch Rabansers Grundstück verläuft, öffentlich, doch die Gäste würden nicht auf diesem bleiben. „Wir haben mehrmals Zäune aufgestellt. Diese werden einfach eingerissen oder man klettert drüber“, ärgert sich Rabanser. „Die Gäste zertrampeln die Wiese und richten starke Schäden an. Zudem liegt überall Müll, den wir als Eigentümer entsorgen können.“ <BR /><BR />Die Gäste würden gar nicht reagieren, wenn man sie darauf aufmerksam macht, dass sie sich auf privatem Grund befinden. Respektvolles Verhalten sehe anders aus.<h3> Zahlreiche Sitzungen, aber keine Lösung</h3> „Seit drei Jahren werden nun bereits Sitzungen mit Gemeinde und Tourismusverbänden abgehalten, um das Problem zu lösen – passiert ist noch immer nichts“, bemängelt Rabanser. Dabei sei das Fass längst übergelaufen.<BR /><BR /> Aus diesem Grund haben sich die Bauern entschieden, zur Eigeninitiative zu greifen und ein Drehkreuz samt Geldautomat vor dem Wanderweg aufzustellen. Wer ihr Grundstück für einen Schnappschuss auf der Seceda passieren will, benötigt ein Ticket. „Allerdings ging es uns hier hauptsächlich um eine Provokation. Wir wollten auf das Problem aufmerksam machen“, erklärt Rabanser. „Der Ticket-Automat wurde am Samstag installiert, war aber nur für zwei Stunden aktiv.“ <BR /><BR />Doch das hat gereicht. Die Aktion traf voll ins Schwarze und entfachte eine heiße Diskussion. Wie es nun weitergehen soll, ist unklar. „Wir sind jedenfalls für Gespräche offen“, sagt Rabanser.<h3> Nun schreitet die Gemeinde ein</h3> Indes will man in der Gemeinde St. Christina prüfen, ob eine solche Maßnahme überhaupt rechtens wäre. „Anfrage ist bei uns jedenfalls keine eingegangen“, so Bürgermeister Christoph Senoner. Er könne die Grundeigentümer natürlich auch verstehen, auf der anderen Seite sei der Wanderweg de facto ersessen worden, wie es nach 20 Jahren üblich ist. „Einen solchen Schritt können wir deshalb als Verwaltung nicht gutheißen“, so Bürgermeister Senoner.<BR /><BR />Ähnlich sieht man die Situation beim Südtiroler Alpenverein. „Als Wegehalter sind wir klarerweise bestrebt, dass die Steige offen bleiben. Sie zu sperren, sollte stets die letzte Option sein“, unterstreicht Geschäftsführer Cristian Olivo. „Ich gebe zu bedenken, dass, wenn auch nur ein kleiner Teil des Weges gesperrt wird, der ganze Rest nicht begehbar ist.“ <BR /><BR />Andererseits verstehe er natürlich die Sicht der Bauern, deren Grund unter dem Massentourismus leidet. Olivo zeigt sich jedoch zuversichtlich. „Bislang wurde in solchen Fällen immer eine Lösung gefunden.“<h3> Landesrat mahnt zur raschen Aussprache</h3> Tourismuslandesrat Luis Walcher zeigte sich gestern in einer ersten Reaktion verwundert. „Es ist offensichtlich eine Protestaktion. Das zeigt uns, dass etwas geschehen muss“, meinte er. <BR /><BR />Walcher mahnt eine rasche Aussprache zwischen Grundeigentümern, Seilbahnbetreibern, Gemeinde und Tourismusverein an. Es müsse dringend eine Lösung gefunden werden, die für alle Betroffenen passt. „Sollte meine Hilfe gefragt sein, dann stehe ich zur Verfügung“, sagt er.